Neukirchen-Vluyn. . Falko Welling und seine Verlobte Anni Volz ziehen ins Gemeindehaus, die Kirche wird Veranstaltungsort. Muss sie doch nicht entwidmet werden?
Dass es eine reine Notwendigkeit war, sich von der Johanniskirche und dem Gemeindehaus zu trennen, stellte Ulla Ehrmann, stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums, am Montag eindeutig fest. Die evangelische Gemeinde Neukirchen habe einmal 11 000 Mitglieder gehabt, heute seien es gerade einmal 5800, und in jedem Jahr verliere die Gemeinde weitere 100. Die Hotelier-Familie Welling will nun Kirche und Gemeindehaus kaufen – und vielleicht kann die Gemeinde in Rayen weiterhin Gottesdienste feiern.
Denn auch wenn die Familie Welling ihr Geld mit Hotels und Gastronomie verdient, soll die Kirche doch weitestgehend unangetastet bleiben. Anni Volz und Falko Welling wollen das Gemeindehaus umbauen und später dort einziehen; zudem solle die Nutzung der Kirche, so Falko Welling, „dem Gebäude gerecht werden“. Was bedeutet, dass sich die neuen Eigentümer Konzerte, Lesungen, Kleinkunst und Theater in der Johanniskirche vorstellen können – aber auch weiterhin Trauungen, Trauergottesdienste und den Heiligabend-Gottesdienst. Hinzu kämen geschlossene Veranstaltungen wie Seminare und Vorträge, jedoch ohne Gastronomie, wie Hotelier Elmar Welling klarstellte.
Doch zuvor muss das Gotteshaus renoviert werden. Eine neue Heizung ist bitter nötig, und auch die Bergschäden wollen bedacht sein: Das Fundament der Johanniskirche ist mit Stahlbändern gesichert, der Turm steht auf einer Hydraulik. Die Kirche stehe zwar schon 120 Jahre in Rayen, aber wenn es an einen Umbau gehe, müsse man auch den Brandschutz, moderne Sanitäranlagen und mehr Parkplätze ins Kalkül ziehen. Außerdem liegt die Johanniskirche in einem Landschaftsschutzgebiet – einen Bebauungsplan gibt es also nicht.
Und vielleicht bleibt die Kirche ja auch eine Kirche: „Wir bemühen uns, sie nicht entwidmen zu müssen“, so Ulla Ehrmann. Was zur Folge hätte, dass möglicherweise keine Nutzungsänderung für das denkmalgeschützte Gebäude beantragt werden müsste.
Sanierung im laufenden Betrieb
Inwieweit das einen Einfluss auf den Sanierungsumfang oder die veranstaltungsrechtlichen Genehmigungen hätte, wird sich zeigen müssen. Falko Welling verspricht, Kontakt zur Bruderschaft und zum Heimat- und Verkehrsverein aufzunehmen, sein Vater Elmar sagt, man wolle „die Kirche Im Dorf lassen.“ Umgebaut werden soll im laufenden Betrieb, die Außenbeleuchtung des Turmes dürfte die am schnellsten umzusetzende Maßnahme sein.
Wie Ulla Ehrmann erklärte, habe man im Vorfeld bei Stadtrat und Verwaltung ein offenes Ohr gefunden, und am nächsten Montag sind die Rayener um 19.30 Uhr in die Kirche eingeladen. Dann wird das Projekt der Familie Welling vorgestellt.