Moers. . Die Sanierung am Alten Landratsamt wird viel teurer. Der Dachstuhl ist marode, im Mauerwerk sind Risse und die Decken vielleicht bald aus Beton.

  • Die Baumaßnahmen am Alten Landratsamt werden deutlich teurer als bisher bekannt
  • Der Dachstuhl ist marode, im Mauerwerk sind Risse und die Decken vielleicht bald aus Beton
  • Die Politik kritisiert die Stadtbau Moers und der Kämmerer weiß nicht, was auf den Haushalt zukommt

Die Sanierung des Alten Landratsamtes wird 620 000 Euro teurer als geplant. Unklar ist noch, ob die Stadt ihren Etat dafür zusätzlich belasten muss.

Seit dem Herbst wird am Alten Landratsamt in der Moerser Innenstadt gearbeitet. Es steht eine Kernsanierung an, um das Gebäude technisch auf den neuesten Stand zu bringen, 400 000 Euro sind bereits verbaut.

Seit Montag ist klar: Es bleibt nicht bei jenen 4 728 000 Euro, die die Stadtbau Moers für die Sanierung des historischen Gebäudes im Zentrum der Grafenstadt kalkuliert hat. Roland Rösch, Stadtbau-Geschäftsführer, sprach am Montag im Ausschuss für Bauen, Wirtschaft und Liegenschaften von einer „schwierigen Situation“, es gehe um die „Gebäudesteifigkeit“.

Unter Denkmalschutz

Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Seit Beginn der Arbeiten haben man entdeckt, dass der Dachstuhl marode sei, dass es Risse im Mauerwerk gebe und dass die Holzbalkendecken eventuell durch Betondecken ersetzt werden müssten. Neue Dachbalken kosteten zusätzlich 130 000 Euro. Ebenso müsse der Brandschutz ausgeweitet werden, zum Beispiel zusätzlich in den Zwischendecken und im Keller.

Ebenso habe man es mit allgemeinen Preissteigerungen bei Material und Gewerken zu tun, die im Vergleich zur Planung von 2014 bei 4,75 Prozent lägen. Problematisch sei zudem die Tatsache, dass man keinen Baukran aufstellen könne, weil dafür die Fläche nicht vorhanden sei. So müssen zum Beispiel Dachziegel mit einem Lastenaufzug transportiert werden.

Unklar, ob die Mehrkosten förderfähig sind

Ingo Brohl (CDU) und Gabriele Kaenders (Linke) kritisierten die Preissteigerungen. Brohl: „Wir liegen jetzt bei 5,348 Millionen Euro Gesamtkosten. Ich hoffe, es bleibt am Ende unter 5,5 Millionen."

Nach Darstellung von Kämmerer Wolfgang Thoenes ist noch nicht klar, ob der Moerser Etat während der Bauzeit bis 2019 mit den Mehrkosten belastet wird. Man müsse sehen, ob die Mehrkosten „voll förderfähig“ sind.

Architekt Heinz-Jürgen Falk war noch im August 2016 im NRZ-Gespräch zuversichtlich, dass es beim Alten Landratsamt keine bösen Überraschungen gebe: „Die Mauern und die bis zu ein Meter dicken Bodenplatten sind in sehr guten Zustand.“

>> KLARTEXT von Matthias Alfringhaus

Wer ein altes Haus hat, weiß, was einem blüht, wenn es an die Sanierung geht: Immer wieder stößt man auf Dinge, die vorher nicht erkennbar waren. Es gibt kaum eine Altbau-Sanierung, bei der der ursprüngliche Kostenrahmen eingehalten werden kann.

So gesehen mag es auf den ersten Blick kaum verwundern, dass Stadtbau-Geschäftsführer Roland Rösch jetzt einen Nachschlag einfordern muss. Der hat es allerdings in sich.

Denn auf den zweiten Blick muss man sich fragen, warum „allgemeine Preissteigerungen“ mit 220 000 Euro fällig werden. Die Planungen stammen aus 2014. Warum hat man bei der Stadtbau erst jetzt mitbekommen, dass Material und Löhne im Handwerk gestiegen sind? Der Dachstuhl ist marode: Gab es keinen Fachmann, der die Balken vor der Kalkulation hätte prüfen können? Über die Hälfte der Mehrkosten scheint hausgemacht.