Moers/Neukirchen-Vluyn. . Die Tuwas Genossenschaft und die Designerin Ruth Braun möchten mit ihrer Nähschule ein neues Modelabel etablieren. Sie haben schöne Produkte.

  • Die Tuwas Genossenschaft und die Designerin Ruth Braun arbeiten mit geflüchteten Schneidern
  • Ihre neueste Produktidee: Einkaufstaschen. Jede einzelne davon ist ein Unikat
  • Mit den Erlösen aus dem Verkauf der Taschen soll die Nähschule für Flüchtlinge weiter finanziert werden

Jaudat Sido lächelt. Der Schneider aus Aleppo hat auch einen guten Grund dazu. Er ist jetzt als Schneider bei der Tuwas Genossenschaft angestellt. In Aleppo hatte er eine kleine Schneiderei und hat für verschiedene Modelabel gearbeitet. Jetzt ist er Teil eines Projektes, mit dem die Tuwas Genossenschaft in Kooperation mit der Moerser Designerin Ruth Braun ein eigenes Label etablieren möchten.

Hudhud heißt es. Das ist der arabische Name für den Wiedehopf und lässt sich auch auf Deutsch gut aussprechen.

Neue Eimkaufstaschen sind Unikate

Ganz neu in der Hudhud-Kollektion sind spezielle Taschen. „Die stylische Einkaufstasche für den Alltag“, wirbt Ruth Braun, als sie die neuen Modelle vorführt, die in der Nähschule der Kooperation entstanden sind. Sie lassen sich zusammenknüddeln und passen so prima in die Handtasche. Und sie haben eine Reißverschlusstasche für Schlüssel oder Portemonnaie.

In der Nähschule in Neukirchen-Vluyn treffen sich regelmäßig 12 bis 15 interessierte Flüchtlinge. Einige von ihnen waren in ihrer Heimat professionelle Schneider. Wie Jaudat Sido oder Gada Allaham, die als selbstständige Schneiderin in der Nähe von Damaskus gearbeitet hat.

Ein Teil der Kollektion.
Ein Teil der Kollektion. © Volker Herold

Alle Teilnehmer der Nähschule dürfen ihre Inspirationen und Ideen einbringen. Und Ruth Braun schaut dann, was sich gut umsetzen lässt.

Die Erlöse aus dem Verkauf der Taschen fließen nahezu komplett wieder in die Nähschule. Die Einkaufstaschen kosten 19,90 Euro pro Stück und sind ausschließlich bei Ruth Braun im Seconrella an der Neustraße in Moers zu bekommen. Bisher gibt es 50 Stück. Jede davon ein Unikat. Sie sind zum Teil aus ehemaligen Kleidungsstücken genäht, waren früher Blusen, Röcke oder Bettwäsche, zum Teil haben die Teilnehmer der Nähschule aber auch Stoffspenden verwertet.

Schneider verwerten auch weggeworfene Kleidung

Es werde so viel Kleidung weggeworfen, sagt der Tuwas-Vorstand Rainer Tyrakowski-Freese. So haben Ruth Braun und ihre Nähschüler beispielsweise aus einem grauen Wintermantel, der zerschlissene Ärmel hatte, einen Wollrock genäht. Auch sehr hübsch. Upcycling heißt diese Schneiderkunst im Fachjargon.

Eine kleine Modenschau der Hudhud-Kollektion hatte es im vergangenen Jahr bereits bei Last Exit Moers gegeben. Auch diese Kleider stehen zum Verkauf. Tyrakowski-Freese und Ruth Braun möchten die Marke Hudhud gerne so weit etablieren, dass das Projekt auch dann weitergeführt werden kann, wenn die Unterstützung der Evangelischen Kirche im Rheinland ausläuft. Was die Schneider der Nähschule übrigens immer gut gebrauchen können, sind Kurzwaren wie Knöpfe, Reißverschlüsse und Garn. Mit Nähmaschinen sind sie gut ausgestattet.