GESELLSCHAFT. Ehemalige Mitarbeiter des Handyproduzenten haben ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

KAMP-LINTFORT. Vezira Dzebo hat Tränen in den Augen: "In Gedanken bin ich immer bei BenQ/Siemens. Da ging es mir gut - bis auf die letzten beiden Jahre. Die Arbeit in den Nachtschichten hat mir immer Freude gemacht. Ich wurde schon gefragt: ,Hast Du kein Bett zuhause?'" Doch dann, kaum dass Siemens die Lintforter Handyproduktion an die taiwanesische Konzerntochter BenQ Mobile übertragen hatte, kam das Desaster: 1700 Mitarbeiter standen plötzlich auf der Straße. Sie wurden aufgefangen von der Personals- und Entwicklungsagentur Peag.

Die Redaktion fragte jetzt, mehr als ein Jahr nach der Pleite des Handy-Produzenten nach, wie es den ehemaligen Mitarbeitern von Siemens/BenQ geht. Zwei Fälle wurden aufgegriffen: eine Mitarbeiterin, die weiterhin ohne Stelle ist und ein Ex-BenQler mit einem neuen Job.

So ging's weiter

Wie also ging's weiter mit Vezira Dzebo (54)? Da gibt's eigentlich nichts Positives zu berichten: Noch immer hat sie keine neue Arbeit gefunden, obwohl sie auch in die Auffanggesellschaft gegangen ist. Sie macht im dritten Anlauf eine Qualifizierungsmaßnahme mit, lässt sich am Computer umschulen.

Doch muss Vezira Dzebo , die gebürtige Bosnierin (mit deutschem Pass) noch gegen erhebliche Sprachschwierigkeiten ankämpfen: "Worauf ich warte, ist das mir versprochene Übertragungsgeld. Ich habe immerhin 28 Jahre bei Siemens gearbeitet. 2700 Euro Übertragungsgeld soll ich pro Jahr dafür bekommen, macht zusammen 75 600 Euro aus. Doch noch nichts ist gekommen. Ich warte dringend darauf. Wenn es tatsächlich kommt im Januar, dann kann ich damit nur Löcher stopfen."

Gürcan Bilir ist einer, der Glück hatte und vermittelt wurde. Der Techniker arbeitet jetzt beim Handyhersteller Nokia in der Leiterplatinen-Produktion, er ist auch verantwortlich für die Roboter in der Produktion.

Der 31-Jährige erinnert sich: "13 Jahre lang hatte ich bei Siemens und zuletzt bei BenQ Gas gegeben, bin die Karriereleiter hochgestiegen, hatte China-Einsätze. Als ich oben angelangt war, da war plötzlich das Ende von BenQ da." Er war riesig enttäuscht, zumal der Übergang von Siemens nach BenQ keinen Lohn- oder Stellenwechsel mit sich brachte: "Es war alles ok. Wir wurden sogar nach der Cebit-Schau noch aufgemuntert. Selbst als die Insolvenz angemeldet war, wurde uns noch gesagt, es gebe genug, so um die 300 interessierte Investoren. Aber als dann drei Monate später alles ausgeschlachtet wurde im Betrieb, da wussten wir endgültig Bescheid."

Bilir, verheiratet, ein Kind (5), wohnt in Wesel. Bei Nokia hat er einen 18-Monats-Arbeitsvertrag bekommen: "16 Kollegen von BenQ sind mit dabei. Alle hoffen auf einen Festvertrag."