Moers. . Anlässlich des Moerser Jugendkongresses berichteten Mo Asumang und Michel Abdollahi im Bollwerk von spannenden Begegnungen mit Rassismus.
Mo Asumang bekam eine Morddrohung der Neo-Naziband „White Aryan Rebels“, die in einem Lied sangen „Die Kugel ist für Dich, Mo Asumang“, während sie im Fernsehstudio war. Auslöser dafür war ihre Hautfarbe. Anstatt sich zu verstecken und Angst zu zeigen, suchte sie den Kontakt zu denen, die sie bedrohten, den Nazis. Anlässlich des achten Jugendkongresses für Schüler Moerser Schulen, erzählte die Moderatorin am Mittwochabend im Bollwerk ihre Lebensgeschichte als Migrantin zweiter Generation.
Zum ersten Mal luden die Organisatoren des Kongresses, zu denen Volkshochschule, Schlosstheater, Bollwerk und das Kinder- und Jugendbüro der Stadt zählen, zu einer öffentlichen Veranstaltung am Vorabend des eigentlichen Kongresses ein. „Das Thema ist so wichtig, dass wir es der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und so weitere Zielgruppen ansprechen wollten“, erklärte Lena Brandau vom Kinder- und Jugendbüro der Stadt.
Die Initiative „Demokratie stärken in Moers“ wurde 2009 von der Moerser Politik ins Leben gerufen, mit dem Ziel, sich mit extremistischen Tendenzen in der Gesellschaft auseinander zu setzen. Das Thema in diesem Jahr war Schwarz-Weiß-Denken. „Es ist mit den Referenten abgestimmt. Beide haben sich auf unterschiedliche Weise damit auseinandergesetzt“, so Brandau.
Den Anfang machte Mo Asumang. Sie las zwei Kapitel ihres Buches, in dem sie schildert, wie es war, in Kontakt mit Nazis und Rassisten zu sein. So handelt ein Kapitel davon, wie sie sich auf einem Datingportal für Nazis angemeldet hat, um herauszufinden, wie diese Menschen ticken. „Ich hab so viel gelernt, dass es mir wichtig war, es aufzuschreiben und zu erzählen“, so die 53-jährige.
Erfreuliche Resonanz
Umso wichtiger findet sie Veranstaltungen wie den Jugendkongress oder die Lesung: „Für mich ist es wichtig, dass die Leute merken, dass Rassismus kein Spiel, sondern bitterer Ernst ist. Deswegen erzähle ich auch meine Geschichte. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern viele Grautöne und das ist gut so.“
Neben Mo Asumang war Michel Abdollahi Gast der Veranstaltung. Abdollahi, gebürtiger Iraner, lebt und arbeitet beim Fernsehen in Hamburg. Er zeigte Ausschnitte seiner Dokumentationen über die Entwicklung der deutschen Politik, vor allem die der AfD. Auch ein Selbstversuch, bei dem sich der Muslim mit einem Schild mit der Aufschrift „Ich bin Muslim. Was wollten Sie mir schon mal sagen?“ in die Hamburger Innenstadt stellte. Die Reaktionen der Bevölkerung reichten von Ignoranz und Beleidigungen bis hin zu Umarmungen – gelegentlich grotesk, aber fast normal. „Rassismus ist nicht entschuldbar, das ist gegen die Menschlichkeit“, betonte der Reporter.
Über die Resonanz im Bollwerk ist auch die Mitorganisatorin Lena Brandau vom städtischen Kinder- und Jugendbüro erfreut. Rund 70 Personen fanden den Weg ins Jugend- und Kulturzentrum. Nach den Vorträgen der beiden Referenten wurden ohne Scheu viele Fragen an die beiden gestellt.