Moers. . Die Marschmann-Gruppe wurde in der Weltwirtschaftkrise gegründet. Heute kümmern sich Volker und Heike Marschmann ums Geschäft – und die Mitarbeiter
- Die Marschmann-Gruppe ist ein Kind der Weltwirtschaftkrise
- Heute kümmern sich Volker und Heike Marschmann ums Geschäft und die Mitarbeiter
- Im Betrieb sind Menschen aus 15 Nationen beschäftigt
Für gewöhnlich bringt man eine Kläranlage ja nicht unbedingt mit einem Malerbetrieb in Verbindung. Beim Unternehmen von Volker Marschmann ist das anders. Marschmann kann nicht nur die Wände weiß machen, er kann auch Kläranlagen sanieren, oder besser die Faultürme derselben. Die Marschmann-Gruppe aus Moers-Utfort jedoch nur auf ihre Arbeit zu reduzieren, würde ihr allerdings nicht gerecht.
Unterwegs sind die Marschmänner ziemlich viel, es gibt Aufträge in Alsdorf bei Aachen, in Düsseldorf, Dinslaken oder Dortmund. Da braucht es viel Personal. In nur zehn Jahren ist der Malerbetrieb aus Moers kräftig gewachsen, von 30 Mitarbeitern auf derzeit 80. Geschäftsführer Volker Marschmann: „Man hat jetzt festgestellt, dass wir der größte Malerbetrieb vom Niederrhein sind.“ Die Entwicklung kommt nicht ganz von ungefähr, den Marschmann hat Tradition. Die Geschichte beginnt im Moerser Osten.
Viel schlimmer kann es für Johannes Marschmann eigentlich nicht kommen. Wir schreiben das Jahr 1929, es herrscht Weltwirtschaftskrise. Johannes Marschmann ist zwar gelernter Maler und Lackierer, aber arbeitslos und er wird Vater. Das mit dem Vater werden ist natürlich keineswegs schlimm, aber von irgendetwas muss die junge Familie ja leben. Also setzt er alles auf eine Karte: Mit zehn Goldstücken aus der Mitgift seiner Frau gründet er am Tag der Geburt seines Sohnes Friedrich den Malerbetrieb Marschmann im Schatten von Schacht IV, Zeche Rheinpreussen. Wenn Volker Marschmann heute in seinem Büro am Utforter Graben über seinen Großvater spricht, dann voller Bewunderung. Nicht nur, weil er es geschafft hat, in schweren Zeiten den Betrieb zu gründen und die Familie durchzubringen, nein, es geht auch ums Handwerk. „Mein Opa hatte einen hohen Anspruch, er machte selbst dann noch weiter, wenn die Kunden längst zufrieden waren.“
Dieser Johannes Marschmann, er muss ein wahrer Künstler gewesen sein. Verschiedene Holzarten, so Volker Marschmann, habe er täuschend ähnlich mit dem Pinsel nachgezogen, ein Astloch mit dem Daumen in die frische Farbe gedrückt – täuschend echt.
Vater Friedrich, der das Handwerk ja quasi mit in die Wiege gelegt bekommen hat, hat den guten Ruf des Betriebs weiter ausgebaut. Der Korrosionsschutz auf der Zeche war ein Thema und auch die Betoninstandsetzung, was auch erklärt, was die Faultürmen von Kläranlagen mit dem Malerbetrieb zu tun haben. Der Förderturm von Schacht IV leuchtet übrigens noch heute in Marschmann-Farben.
Heute kümmern sich Volker Marschmann und seine Frau Heike um den Betrieb, der jetzt Marschmann-Gruppe heißt. Die Auftragslage ist gut und das Betriebsklima ist es auch. Mitarbeiter aus 15 Nationen arbeiten bei Marschmann, ein „Querschnitt der Gesellschaft“, wie Heike Marschmann sagt. Sie kümmert sich um die Ausbildung und, zusammen mit den vier Meistern, um die zwölf Auszubildenden. Zusätzlich bildet Marschmann zurzeit zwei Ghanaer aus, Flüchtlinge. Und es gibt eine jährlich Aktion, bei der Marschmann-Lehrlinge kleine Projekte vom Anfang bis zum Ende selbst durchziehen.
Ali und Oguz haben zum Beispiel vor ein paar Jahren die Kita Eick-West renoviert. Als sie anschließend zum ersten Mal in ihrem Leben an einem christlichen Gottesdienst teilnahmen und das Publikum als Dank für ihre Arbeit klatschte, war das schon rührend.
„Wir setzen auf einen fairen Umgang miteinander. Familie und Heimat und Zugehörigkeit sind Werte, die wichtig für uns sind“, sagt Volker Marschmann, der für die SPD im Rat sitzt. Dann sagt er noch einen Satz, einen, der noch lange nachhallt: „Meine Frau und ich sind Pragmatiker. Wenn Menschlichkeit gefragt ist, müssen Prinzipien eben weichen.“