Moers. . Großes Einkaufszentrum „wirtschaftlich nicht tragfähig“. Nachfolger von Charterhaus arbeitet mit drei Interessenten und potenziellen Mietern an einem neuem Konzept

Angedeutet hat es sich schon länger, jetzt ist es offiziell: Das Einkaufszentrum Grafen-Galerie an der Homberger Straße wird definitiv nicht gebaut. Neun Monate nach dem Tod von Brigitte van der Jagt ist ihr damaliges Konzept einer Shopping-Mall mit 14 000 Quadratmetern Verkaufsfläche endgültig erledigt. Was stattdessen gebaut werden soll, ist offen, zeichnet sich aber in Konturen ab. Im Moerser Rathaus begreift man die Entwicklung als Chance.

Seit Mai kümmert sich, wie berichtet, das Unternehmen Dereco um das Projekt, das Brigitte van der Jagt und ihre Firma Charterhaus unfertig hinterlassen haben. Van der Jagts Geldgeber, die an der Homberger Straße für Grundstückskäufe, Gebäudeabriss und Planung bereits eine siebenstellige Summe ausgegeben haben, hatten den Kölner Immobiliendienstleister als eine Art Zwischenmanager eingesetzt, der den Markt sondieren und einen Nachfolger für Charterhaus finden soll.

Handel in geringerem Umfang

Wie Dereco-Mitarbeiter David Noll am Mittwoch auf NRZ-Anfrage erklärte, seien er und sein Team zu der Überzeugung gelangt, dass die Grafen-Galerie so, wie Brigitte van der Jagt sie wollte, nicht funktionieren würde. Wenn man beispielsweise die Investitionskosten und den Ertrag aus erzielbaren Mieten gegenüberstelle, sei das Vorhaben wirtschaftlich nicht tragfähig.

Noll spricht nach eigenen Worten seit mehreren Wochen mit drei Interessenten über verschiedene Varianten. Sie beinhalten Einzelhandel in deutlich geringerem Umfang als zuvor, Büros, Pflege und Wohnen, wobei auch Mischformen möglich seien. „Gleichzeitig sitzen wir mit den potenziellen Mietern der einzelnen Varianten am Tisch“, berichtet Noll. Mit der Entscheidung für eine Variante werde man also gleich die entsprechenden Mieter präsentieren.

Keine Investitionsruine

Wann dies der Fall sein wird, weiß David Noll indes noch nicht. Allerdings ist er für Ende September mit Thorsten Kamp, dem städtischen Beigeordneten für Stadtentwicklung, verabredet. Er will ihm dann die drei Konzeptideen und etwas später, aber nach Möglichkeit noch in diesem Jahr, auch dem Rat der Stadt vorstellen. Sicher ist laut Noll immerhin schon jetzt, dass nicht nur die Grundstücke von Horten und C&A, sondern auch das ehemalige Tankstellenareal gegenüber überplant werden. Und sicher ist auch, dass sich der Name „Grafen-Galerie“ erledigt hat. Spannend wird dann die Frage, wie lang der Verwaltungsweg sein wird. Brigitte van der Jagt hatte zwar kurz vor ihrem Tod die Baugenehmigung so gut wie in der Tasche. Sie galt aber ausschließlich für ihre Planung. Ob für ein Nachfolgemodell das gesamte Verfahren neu aufgerollt werden muss, oder ob das Baugesetzbuch eine Art „Light-Version“ für die Dereco-Planung zulässt, ist dann zu prüfen.

Für den Moerser Dezernenten Kamp wäre aber selbst der ungünstigere Fall kein Beinbruch: „Wir wollen dort eine tragfähige Lösung, die der Homberger Straße nutzt. Da ist es mir lieber, wir schauen noch eine Weile auf diese Brache als am Ende eine übereilt gebaute Investitionsruine zu bekommen.“ Insofern sieht Kamp den Stopp der Grafen-Galerie vor allem als Chance. Van der Jagts Shopping Mall, lässt Kamp durchblicken, hält auch Thorsten Kamp nicht mehr für zeitgemäß.