Moers. . Die Geschichte des Fechner-Hofes ist auch die der Verstädterung der Landschaft. Als die Wohnbebauung näher heranrückte, wurde die Viehhaltung aufgegeben.

Pellkartoffeln, Stampfkartoffeln, Bratkartoffeln, Petersilienkartoffeln, Kartoffelpuffer, Kartoffelsalat: Welche – nicht nur niederrheinische – Speisekarte kommt ohne diese Feldfrucht aus? Wer sie im Hofladen der Familie Fechner an der Dorfstraße 81 kauft, der erhält Kartoffeln von den hiesigen Äckern eines Bauernhofes, der über 200 Jahre alt ist und sich immer im Familienbesitz befand.

„Er wurde nie verkauft“, sagt Hans-Jürgen Fechner, der den alten Schmitz-Hof um 1980 herum in Fechner-Hof umtaufte. Seit drei Generationen bewirtschaften die Fechners den Hof; eine Christine Schmitz war die Großtante des Hans-Jürgen Fechner, dessen Mutter 1940 Elisabeth auf den Hof kam und ihn mit ihrem Onkel bewirtschaftete, bis der Vater 1947 aus der Kriegsgefangenschaft kam.

2009 trat mit Hendrik Fechner die nächste Generation in die Fußstapfen ihrer Vorfahren. Der Hof wuchs von den ursprünglichen 30 Hektar durch Zupacht auf 60 Hektar, Hendrik Fechner vergrößerte ihn auf jetzt 120 Hektar Fläche.

Die Nutztierhaltung haben die Fechners schon lange abgeschafft: Seit 1969 gibt es keine Kühe mehr, und als die Wohnbebauung rundherum näher an den Hof heranrückte, wurde der Schweinestall zu Wohnungen umgebaut: „Wir verzichteten auf die Viehhaltung, wollten aber Gebäude und Charakter des Hofes erhalten.“

Kommunikationszentrum Hofladen

1980 wurde der Betrieb auf Kartoffelanbau umgestellt, der Hofladen kam 1997 hinzu. Hier hat Marlene Fechner das Sagen, verkauft neben den eigenen Kartoffeln Produkte aus der Region. Der Laden ist ein Kommunikationszentrum: Wir suchen eine Wohnung, Oma braucht dieses, die Schule jenes – es gibt nichts, was an Marlene Fechner nicht herangetragen wird.

Heinz-Jürgen, Hendrik und Marlene Fechner.
Heinz-Jürgen, Hendrik und Marlene Fechner. © Christoph Karl Banski / FUNKE Fo

Und es gibt wenig, um was sie sich nicht kümmert, denn die Familie Fechner versteht sich als Teil der dörflichen, also der Schwafheimer Gemeinschaft. Ebenso ist der Familie der Beruf eine Verpflichtung: Zwischen 1980 und 1992 beteiligte sich der Fechner-Hof an einem Forschungsprojekt des Landwirtschaftsministeriums, war danach sechs Jahre lang Pilotbetrieb für integrierte Landwirtschaft. „Sehr viele Doktoranden rannten hier ‘rum“, erinnert sich Hans-Jürgen Fechner.

Seit 30 Jahren besteht eine Wasserkooperation mit der heutigen Enni zum Schutz des Grundwassers, Hendrik Fechner, gelernter Landwirt und Kaufmann, ist heute im Beirat dieser Kooperation: „Dafür verzichten wir auf Höchsterträge. Wir legen Wert auf Qualität.“

Erst Viehhaltung, dann Kartoffelanbau – und wie kommen die riesigen Agaven auf den Hof, die heute an der Einfahrt Spalier stehen? „Die sind etwa 80 Jahre alt“, sagt Hans-Jürgen Fechner schmunzelnd, „einer von unseren Vorfahren muss einen grünen Daumen gehabt haben. Aber wir wissen nicht, wer es war.“