Moers. Kölner Unternehmen übernimmt Zwischen-Management für die Grafen-Galerie. Möglicherweise wird die Planung angepasst

Vor gut sieben Monaten ist Projektentwicklerin Brigitte van der Jagt verstorben. Das Einkaufszentrum Grafen-Galerie, das sie bekanntlich mit ihrer Firma Charterhaus bauen wollte, konnte sie nicht mehr vollenden. Hinter den Kulissen bemühen sich allerdings die Gesellschafter und Geldgeber von Charterhaus, die Firma neu aufzustellen und das Bauprojekt neu zu ordnen. Wie die NRZ erfuhr, spielt dabei seit kurzem das Kölner Unternehmen Dereco als eine Art „Zwischen-Management“ eine entscheidende Rolle. Der Kölner Immobiliendienstleister soll unter anderem einen Nachfolger für Brigitte van der Jagt finden und den Markt für die Zukunft der Grafen-Galerie sondieren.

Denn nach wie vor ist völlig offen, wie es an der Homberger Straße weitergeht, sagt Dereco-Mitarbeiter David Noll auf Anfrage der Redaktion. Ausgeschlossen sei nicht, dass Brigitte van der Jagts Planungen zu Ende geführt werden. Allerdings seien Änderungen an dem aus dem Jahr 2010 stammenden Konzept ebenso gut möglich. Noll: „Es ist noch nichts spruchreif.“ Er rechne aber damit, dass sich dies in den nächsten zwei bis drei Monaten ändern wird, weshalb man sich auch in Gesprächen mit der Stadt Moers befinde. Sicher sei: „Es bleibt an der Baustelle nicht so, wie es jetzt ist. Es wird auf jeden Fall etwas gebaut.“

Komplettverkauf unwahrscheinlich

Im Übrigen sei die Firma Charterhaus – entgegen manchen Vermutungen – keineswegs insolvent, sondern nach der entsprechenden Ausstattung durch die Gesellschafter finanziell handlungsfähig. Die niederländischen Gesellschafter wollten sich, wie bisher, im Hintergrund halten. Möglich sei, einen weiteren Investor aufzunehmen. Den Komplett-Verkauf des Bauprojektes will Noll nicht ausschließen, diese Lösung sei aber weniger wahrscheinlich. Die Gesellschafter wollten eher selber in Moers im Geschäft bleiben, zumal sie schon eine Menge Geld in die Pläne gesteckt hätten. Möglicherweise werde in Kürze auch der Sitz der Gesellschaft von Frankfurt nach Moers verlegt, wo Charterhaus an der Homberger Straße nach wie vor sein – derzeit allerdings nicht besetztes – Baubüro hat.

Brigitte van der Jagt wollte ein mehrstöckiges Einkaufszentrum mit mehr als 14 000 Quadratmetern Verkaufsfläche und gut 400 Parkplätzen bauen. Dass ihr Konzept in dieser Form realisiert wird, erscheint inzwischen immer unwahrscheinlicher, weil es vielen als nicht mehr zeitgemäß gilt. Auch der städtische Beigeordnete Thorsten Kamp, zuständig für die Stadtentwicklung, zeigt sich gegenüber Änderungen aufgeschlossen. „Ich stehe einer angepassten Planung sehr positiv gegenüber, auch wenn dies einen weiteren Zeitverlust bedeutet“, sagt Kamp der NRZ und ergänzt: „Dies ist aber vertretbar und auch richtig, wenn im Ergebnis ein zukunftsfähiges und für die Nachbarschaft und den Moerser Einzelhandel verträgliches neues innerstädtisches Quartier entsteht.“ Er wünsche sich nach den Erfahrungen der letzten Jahre „verlässliche Partner bei der Entwicklung dieses Schlüsselgrundstücks“, so Kamp weiter.

Schutthalde schnell beseitigen

Bereits im Januar hatten sich, wie berichtet, Zweifel an dem ursprünglichen, mittlerweile fast sechs Jahre alten Konzept von Brigitte van der Jagt gezeigt. Sowohl die SPD- als auch CDU-Ratsfraktion hatten ihre Zweifel daran geäußert, dass das ursprüngliche Konzept noch tragfähig sei.

Bei allem Verständnis für die derzeitige verzwickte Lage sieht Dezernent Thorsten Kamp allerdings in einer Hinsicht aktuellen Handlungsbedarf: „Der Eigentümer muss dafür Sorge tragen, dass das heutige Erscheinungsbild und die Belastung der angrenzenden Grundstücke durch eine temporäre Oberflächengestaltung gemindert wird“, mahnt Kamp an.