Kamp-Lintfort. . Ohne das Ehrenamt könnte das Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp nicht existieren. Die, die mitmachen, tun es mit Begeisterung und suchen Mitstreiter
Viele Jahre hat Ursula Hofrath in ihrem Laden gestanden und verkauft: „So schöne Dinge, die man nicht braucht“, lacht sie. Dann hat sie ihr Geschäft aus Altersgründen aufgegeben. Aber wem das Verkaufen im Blut steckt, der kann nicht anders: „Ich habe als Ehrenamtlerin im Museum angefangen, aber der Klosterladen zog mich magisch an. Und der hat das gemerkt.“ Jetzt steht die 72-Jährige schon seit fünf Jahren drei-, viermal im Monat an der Kasse und bongt Likör, Honig, Marmelade, Seife, Postkarten, Bücher oder anderes ein. „Das ist einfach schön“, strahlt die Issumerin voller ehrlicher Begeisterung.
Jeder findet seinen Platz
Das Ehepaar Lomer aus Moers-Schwafheim hat über die Genießer-Abende im Rokokosaal zum Geistlichen und Kulturellen Zentrum gefunden und wollte sich gern einbringen. Dessen Leiter, Dr. Peter Hahnen, erinnert sich noch lebhaft an den ersten Kontakt: „Sie haben damals scherzhaft gesagt: Wir würden gerne mitmachen, aber wir sind Ketzer. Sollte heißen: Wir sind Protestanten“, schmunzelt Hahnen. Und betont sogleich: „Wir finden für jedes Talent ein Plätzchen und fragen schon gar nicht nach dem Taufschein.“
Und so steht Christel Lomer seit drei Jahren gerne im Spendencafé: „Hier hat man Zeit für ein nettes Wort und die Leute freuen sich.“ Das Prinzip ist sehr freundlich: Es gibt Kaffee und Kuchen. Wer bezahlen kann und mag, tut es. Andere eben nicht. Sie werden trotzdem nicht schräg angeschaut. Christel Lomer erinnert sich an zwei junge Burschen, „die waren völlig verschwitzt, als sie hereinkamen. Sie sagten, sie hätten nur 50 Cent, aber furchtbaren Durst.“ Klar, haben die was bekommen, und auch noch Kuchen dazu. „Die beiden strahlten, und dann ist auch für mich der Tag schön“, erklärt die 67-Jährige ihre Motivation.
Ihr Mann Roland ist ganz anders drauf: „Im Café wirbeln, das ist nicht meins.“ Aber im Museum an der Pforte fühlt sich der Jurist, der bei der Bundeswehrverwaltung gearbeitet hat, wohler: „Da kann man auch mal lesen oder nachdenken.“
So findet eben jeder seinen Platz als Ehrenamtlicher im Geistlichen und Kulturellen Zentrum. 92 sind es derzeit, 85 Jahre ist der Älteste, 25 der Jüngste. Der Student der katholischen Religion und der lateinischen Sprache ist als Gästeführer auf dem Klosterberg unterwegs. „Auch zwei Flüchtlinge aus Ägypten haben sich uns angeschlossen. Weil sie das Gefühl haben, Glück in Kamp-Lintfort zu haben und etwas zurückgeben wollten“, berichtet Peter Hahnen.
„Es ist eben eine besondere Atmosphäre hier. Das muss man erleben“, findet Ursula Hofrath. Das findet Peter Hahnen auch. Zum einen, weil frischer Wind in so einer Truppe immer gut tut. Zum anderen aus blanker Not. „Wir machen immer mehr. Und wir können uns mehr als die derzeit elf hauptamtlichen, die vielfach einen 450 Euro Job machen, nicht leisten“, erklärt der Leiter. Außerdem gehöre das Ehrenamt zum Charakter der Hauses. Warum sollte jemand das unbedingt ausprobieren? Vielleicht, um herauszufinden, wie es ist, wenn „alles so erschreckend harmonisch“ ist, wie Christel Lomer das lachend formuliert.