Kamp-Lintfort. . Der Moerser Künstler Ivica Matijevic zeigt in der Galerie Schürmann aktuelle Arbeiten. Kraftvoll, spirituell und von magischer stiller Schönheit.
Im Schaufenster der Galerie Schürmann auf der Moerser Straße hängt der Mond. Sattgelb, mit schwarzen, roten, cremefarbenen Kratern. Grüne Spuren überziehen wie geheimnisvolle Flechten seine Oberfläche. Und je länger man ihn anschaut, desto mehr saugt die große gelbe Scheibe, die Idee eines Mondes, den Betrachter in sich auf.
Im Schaufenster nebenan hängt die „Hoffnung“. Sie schimmert verheißungsvoll wie ein grüner Planet von intensiver magischer Schönheit. Dass viele Betrachter seine Malerei und Bildhauerei als spirituell empfinden und den kontemplativen Moment der Begegnung mit seiner Kunst schätzen, hat der Moerser Künstler Ivica Matijevic schon oft erfahren. Zum ersten Mal zeigt er jetzt eine aktuelle Auswahl seiner Arbeiten in der Galerie Schürmann.
Vor allem die beiden riesigen Wandobjekte mit einem Durchmesser von 1,50 sind ein echter Blickfang, ohne sich aufzudrängen. „Meine Bilder scheinen nicht nach außen, sie scheinen nach innen“, sagt Matijevic, dem die kompositionelle und ästhetische Stärke seiner Werke besonders wichtig ist.
„Das Format ist die erste Herausforderung für mich.“ Und das ist seit einigen Jahren der Kreis. Eine ganz bewusste Entscheidung, sagt Matijevic: „Bis 2001 habe ich nur Hochformate gemalt. dann etwa zehn Jahre quer. “ Die Auseinandersetzung mit der Form findet er spannend: „Wir haben die Sehgewohnheit, dass man Bilder genauso anschaut, wie man Texte liest. Von links oben nach rechts unten. Das funktioniert hier nicht mehr. Und doch muss das runde Bild aus jedem Blickwinkel stimmig sein.“
Seine Arbeitsweise gleicht der eines Archäologen, so hat es eine Kunsthistorikerin einmal formuliert. „Ich nenne das auch den kontrollierten Zufall“, sagt Matijevic. Eine seiner verblüffendsten Materialien mit großer Wirkung: Matijevic setzt Buntstifte in Holz – so beginnt er eine Arbeit. Dann trägt er bis zu 40 hauchdünne Farbschichten auf und lässt diese trocknen. Dadurch entstehen Risse und Reliefs. „Und dann ist irgendwann ein ästhetischer Zustand erreicht, an dem ich wieder anfange, Farbe abzutragen. Ich grabe, ich suche etwas in meinen Bildern. Bewusstes und Unbewusstes wird dadurch sichtbar.“
Ein Abenteurer
Wie er die ebenso faszinierende wie verblüffende Wirkung der Buntstifte entdeckt hat? „Zufall“, sagt Matijevic und lacht. Als seine Tochter etwa drei Jahre alt war, habe er mit ihr gemalt. Sie habe dann einen Buntstift mit dem Hammer in einen Objekt gehauen – und er war verblüfft ob der bildhaften Wirkung. „Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf“, sagt Matijevic.
Selbst wenn er sich anfangs mit dem Setzen der Buntstifte Ordnung vornehme – Kunst entstehe für ihn, wenn er die Kontrolle verlasse, sagt Matijevic. In diesem Sinne sei er ein „absoluter Abenteurer“. Vielleicht ist es das, was seine Kunst für den Betrachter zu einem so intensiven Erlebnis macht.
Ivica Matijevic wurde 1968 in Maglaj, Bosnien-Herzegowina, geboren. Von 1986 bis 1990 studierte er Malerei und Kunstwissenschaft an der Akademie der Bildenden Künste in Sarajewo. 1992 kam er nach Moers, seit 1998 arbeitet er hier als freischaffender Künstler.
Die Vernissage der Ausstellung ist am heutigen Freitag, 10. Juni, um 19 Uhr. Die Einführung hält Dr. Christine Vogt, Direktorin der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen. Zu sehen ist die Ausstellung anschließend bis zum 9. Juli während der Öffnungszeiten der Galerie Schürmann.