Neukrichen-Vluyn. . Im Repair Café helfen Experten Kleidung, Haushaltsgeräte oder Fahrräder zu reparieren, statt zu entsorgen.

Sophie Jürgenliemk hat ihre Waage mit ins Projektzimmer gebracht. Die tut’s nicht mehr und statt das Gerät zu entsorgen, setzt die Rentnerin ihre Hoffnung jetzt in das neue Repair Café, genauer gesagt in Jörg Pinning. Der ist gelernter KFZ-Mechaniker und Betriebsschlosser. Lange hat er auch als Ausbilder gearbeitet. Im Repair Café will er sein Wissen und Können jetzt ehrenamtlich einbringen, um ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft zu setzen. Aber auch, um sein Wissen weiterzugeben und mit Menschen in Kontakt zu kommen. „Man duzt sich hier,“ lobt er das gute Arbeitsklima bei der Tuwas Genossenschaft, die das Konzept, das ursprünglich aus Amsterdam stammt, in Neukirchen-Vluyn umsetzt.

Für deren Aufsichtsratsvorsitzenden Horst Manja ist neben dem gemeinsamen Reparieren noch etwas von großer Bedeutung. „10 Langzeitarbeitslose werden, durchs Jobcenter Wesel gefördert, in dem Projekt eingesetzt, mit dem Ziel sie wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.“

Denn im Projektzimmer an der Hochstraße 1 kommen viele Menschen miteinander in Kontakt. Menschen, die etwas zu reparieren haben mit den ehrenamtlichen Experten, aber auch mit Beate Haßheider. Die besetzt den Empfang, füllt Aufnahmebögen aus und koordiniert die Abläufe. Die 57-jährige hat mal bei einem großen Technologiekonzern gearbeitet, später in der Pflege. Nach einer Krankheit tat sie sich schwer, einen neuen Job zu finden, dabei möchte sie unbedingt arbeiten für ihr Geld. Deshalb freut sie sich im Repair Café eine Aufgabe zu haben, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Und wer weiß? Vielleicht ergibt sich ja sogar wieder eine Arbeitsmöglichkeit. Haßheider wünscht es sich sehr.

Wenn nicht so viel zu tun ist, kann sie natürlich auch den Ehrenamtlichen über die Schulter gucken, und da gibt es viel zu lernen. Helga Panis ist Schneiderin im Ruhestand, gerne will sie Hilfesuchende unterstützen: „Ich muss ja nicht alles selber machen. Manchmal reicht es, kurz zu erklären wie ich einen Flicken auf der Mitte des Hosenbeins annähe.“ Hilfe zur Selbsthilfe - das ist Teil des Konzepts.

Die Experten können nicht immer helfen. Jörg Pinning kriegt die Waage auch nicht wieder hin. „Die Elektronik,“ seufzt er. Eine kleine Spende gibt es von Sophie Jürgenliemk trotzdem, denn die Reparaturen sind prinzipiell kostenlos.