Kamp-Lintfort. .
Auffallend leise rollt der weiße Nissan Leaf mit dem Logo der Stadt Kamp-Lintfort auf der Fahrertür über die Straße vor dem Rathaus. Auf den ersten Blick wirkt das neue Dienstfahrzeug der Stadt eher unspektakulär – wenn da nicht das auffällig blaue statt silberfarbene Firmenlogo wäre: Seit Oktober testet die Stadt das Elektroauto als Dienstfahrzeug. Um auszuprobieren, ob dieses für die Stadtverwaltung eine wirtschaftliche und sinnvolle Alternative wäre. Erster Eindruck nach gut vier Monaten: „Der Versuch ist sehr positiv angelaufen, gerade für Kurzstrecken macht ein E-Auto Sinn,“ sagt Axel Witzke, Klimaschutzkoordinator im Rathaus. „Ein Elektroauto ist sozusagen das ideale Zweitauto für eine Familie. Die Wirtschaftlichkeit muss man allerdings auch über die Anschaffungskosten berechnen.“
Über Nacht Strom tanken
Hintergrund des Tests ist das Klimaschutzkonzept für Kamp-Lintfort, das die Stadt derzeit gemeinsam mit der Agentur Gertec erarbeitet – mit dem Ziel, die CO2-Emission in Kamp-Lintfort spürbar zu vermindern. Alles, was für den CO2-Ausstoß verantwortlich ist, wird unter die Lupe genommen – so eben auch die Mobilität.
Axel Witzke ist der erste Ansprechpartner für das Elektroauto. Genutzt werden darf es von allen Mitarbeitern, die ein Dienstfahrzeug benötigen. „Wir nutzen das Auto in erster Linie für Kurzstrecken im Stadtgebiet, aber auch schon mal für Dienstfahrten nach Wesel oder Düsseldorf“, erläutert Witzke. Die Reichweite mit einer „Stromfüllung“ liege in etwa bei 180 Kilometern. In der Garage unter dem Rathaus kommt das Auto über Nacht an den Stecker, Strom tanken kann der Nissan aber auch an der Schnellladestation vor den Stadtwerken. Zwei solcher „Stromtankstellen“ gibt es derzeit in Kamp-Lintfort. Über das Bordnavigationsgerät zeigt das E-Auto dazu alle anderen verfügbaren Ladestationen unterwegs an.
Der Verbrauch dürfte den Stadtkämmerer freuen: „Wir haben bislang weniger als 5 Euro Stromkosten für 1000 Kilometer“, sagt Witzke. Fahrkomfort? „Es macht Spaß, das Auto zu fahren, es hat eine direkte Übersetzung.“ Bedienungsfreundlichkeit? „Es ist halt ein Auto“, sagt Witzke und lacht, „erinnert ein bisschen an ein Automatik-Fahrzeug.“ Das einzige, was manche Fahrer irritieren könne, sei das fehlende Motorgeräusch. „Manchmal weiß man erst mal nicht – ist er an, oder aus?“ Spätestens beim Anfahren hat sich das aber erledigt – dank der üblichen Rollgeräusche.
Am Monatsende läuft der Versuch mit dem Nissan Leaf aus, dann testet die Stadt drei Monate lang einen BMW i3. Nach der Auswertung entscheidet die Politik, ob die Stadt bei einer fälligen Ersatzbeschaffung eines Dienstwagens auf ein Elektroauto zurückgreifen soll oder nicht. Wenn wie geplant ein Klimaschutzmanager in der Verwaltung installiert wird, könnte die Stadt in Sachen E-Mobilität Fördergelder beantragen.