Moers. . Er ist stolzer Moers-Meerbecker und bekannt für seine Wutausbrüche. Der Fernsehstar und ehemalige Gastronom hat nun sein erstes eigenes Buch mit dem Titel „ich scheiß auf Winkel“ veröffentlicht.
„Dass ich jemandem egal bin, kommt nicht vor.“ So schreibt es Detlef Steves über sich selbst in „Ich scheiß auf Winkel.“ So heißt die literarische Abhandlung über den Moerser, der gerne als Hobby-Choleriker beschrieben wird.
Der Titel ist ein Zitat von ihm und einer von vielen (Wut-)Ausbrüchen, mit denen er zum TV, Radio- und Youtubestar wurde. Über die Tatsache, dass er es gemeinsam mit Auftragsschreiber Leo Linder schafft, auf 260 Seiten immerhin 60 Mal die vulgäre Bezeichnung für Kot zu nutzen, lässt sich sicherlich streiten.
Man liebt ihn, oder man hasst ihn
Dass Steves polarisiert steht hingegen außer Frage: 340 000 Menschen folgen ihm im sozialen Netzwerk Facebook und wenn er morgens um 9 Uhr sein Frühstück veröffentlicht, gefällt das bis zur Mittagszeit 900 Fans. Auf der anderen Seite ärgerte sich eine Leserin der NRZ so sehr über den Moerser mit der großen Klappe, dass sie um das Niveau dieser Zeitung besorgt in der Redaktion anrief, als fünf Exemplare des neuen Romans verlost wurden. Zeitgleich quillt der elektronische Posteingang über mit Zuschriften von Leseratten, die das im Heyne Verlag erschienene Buch unbedingt ergattern möchten.
In 23 Kapitel ist die Autobiographie gegliedert und viele dieser Abschnitte haben Titel, die ein bisschen wie VOX-Formate klingen. Sehr authentisch berichtet Steves über sein Leben. Auch wer nie „Ab ins Beet“ gesehen hat, erkennt den Garten in Meerbeck und die englische Bulldogge Kai-Uwe beim ersten Besuch sofort, wenn man sein Buch denn gelesen hat. In der Annahme, dass auch alle Begebenheiten mit soviel Hingabe notiert sind, ergibt sich ein ziemlich umfassendes Bild von einem ganz normalen Typen, der die Welt seit einigen Jahren an seinem Privatleben teilhaben lässt.
Kindheitserinnerungen vom Niederrhein, Lehre, wechselnde Jobs, glückliche Ehe, vierbeinige Begleiter - das Buch könnte eigentlich das Leben eines x-beliebigen Westfalen beschreiben und vielleicht ist „Deffi“ auch deshalb so erfolgreich. Dieses normale Leben wird seit 2009 von einem Fernsehteam begleitet. Anfangs beim Schaffen im heimischen Garten. Schon bald merkten die Fernsehleute, dass es Anlässe gibt, in denen der charismatische Typ von nebenan durch die Decke geht und eine ganze Fernsehnation war entzückt.
Weil Steves eigentlich sogar ein ziemlich besonnener und ruhiger Zeitgenosse ist, und die berühmt-berüchtigten verbalen Ausfälle nur in so großen Notsituationen passieren, wie wenn eben der titelgebende Winkel nicht so will wie er, hat VOX diesen ganz normalen Meerbecker Situationen ausgesetzt, in denen es ziemlich wahrscheinlich ist, dass er ausrastet.
Provozierte Ausraster
Privat reist er einmal im Jahr eine knappe Woche nach Mallorca, also schickte ihn sein Produktionsteam in alle Welt ohne Geld und Handy. Der gewünschte Effekt lässt nicht lange auf sich warten und Steves wird vom Paulus zum Saulus. Das Buch liest sich ein bisschen wie ein Skript zu den Fernsehsendungen und seinem Leben, nur dass es erst nach den Drehs entstanden ist. Denn, und er wird nie müde das zu betonen, „nichts ist bei den Formaten geplant oder abgesprochen, alles ist ganz spontan.“
Diese Handschrift trägt auch das Buch, es ist ehrlich und offen heraus. Es behandelt zwar auch ernste Themen wie den Tod seiner Eltern, aber eben alles etwas unstrukturiert. Da kann eine Kapitelüberschrift gerne mal versprechen, über seine Karriere als Gastronom Aufschluss zu geben und dann kommt der Autor erst 10 Seiten und zwei Kapitel später auf den Punkt beziehungsweise auf das „Ici Paris,“ das er am Moerser Hauptbahnhof einst betrieben hat.
Neben der Tatsache, dass Steves sich vieler vulgärer Ausdrucke bedient, hat er zu vielen Themen etwas zu sagen: Kindererziehung früher und heute. Die Architektur des Rathaus und die Parkpreise in der Innenstadt. Pizzateig bei Wetterumschwung. Diät und Abnehmen Dank Weightwatchers. Es mag nicht immer ganz fundiert oder reflektiert sein, wenn er spricht oder wütet, aber viele Menschen scheinen sich doch damit identifizieren zu können oder genießen einfach die seichte Berieselung.