Neukirchen-Vluyn. . Seit seiner ersten Sitzung 1975 ist viel passiert: Eine halbe Hundertschaft hat den Rat gesichert, und er hatte einmal für gut eine Stunde seinen Wahlkreis gewonnen.
Wer hätte das damals gedacht: Als Günter Zeller am 16. Mai 1975 im zarten Alter von 25 Jahren als jüngstes Ratsmitglied die konstituierende Sitzung miterlebte, konnte wohl niemand ahnen, dass er 40 Jahre später immer noch politisch so aktiv sein würde. Mittlerweile ist Günter Zeller der dienstälteste Ratsherr in Neukirchen-Vluyn. Für seine kommunalpolitischen Verdienste über diesen ungewöhnlich langen Zeitraum ist er erst kürzlich von Bürgermeister Harald Lenßen ausgezeichnet worden.
Politisches Blut geleckt hat das Neukirchen-Vluyner Koloniekind als Student auf der Zeche in Tönisberg. Da hat er viel mit Peter Wermke diskutiert, der dort als Schlosser unter Tage arbeitete. „Nicht meckern, besser machen“, habe der ihm gesagt. Der Ratschlag verhallte nicht ungehört im Raum. 1971 ist Zeller den Jusos beigetreten.
Und die 27 jungen Sozialdemokraten heckten alsbald einen strategischen Plan aus: Einer bis zwei von ihnen sollten in den Stadtrat gewählt werden. Am Ende fanden sich fünf junge Sozialdemokraten auf der Liste wieder. Zeller: „Und wir wurden dann auch noch gewählt.“ Für den jungen Zeller kam es noch dicker: Er wurde als Neuling im Rat direkt zum zweiten stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gemacht. „Ich war kein Himmelsstürmer“, sagt Zeller. „Aber jemand, der sich kritisch äußerte.“
Das fanden die erfahrenen Politiker in der Fraktion offenbar gut. Fraktionsvorsitzender war seinerzeit Georg Gottke. Günter Zeller lächelt in der Erinnerung an die vergangenen Jahre. „Man meint, es wäre gestern gewesen“, sagt er. An seine erste Rede in politischer Funktion kann er sich gut erinnern. Es ging um die Frage, ob an der Andreas-Bräm-Straße zur Sicherung des Schulweges eine Ampelanlage errichtet werden sollte, wie es zahlreiche Eltern wünschten. Die SPD sprach sich für Schülerlotsen aus, und Zeller sollte eben das darlegen.
Sehr gut in Erinnerung geblieben ist Günter Zeller auch eine Ratssitzung in den 70er Jahren, die von einer halben Hundertschaft Polizei geschützt werden musste. „Die Zuhörer standen bis draußen“, sagt Zeller. Thema im Rat war die Anlagerung von Uranhexaflorid im Stadtgebiet. „Die Wogen gingen hoch“, erinnert er sich. In der Sitzung habe der Rat seinen Protest in einer Resolution münden lassen wollen. Am Ende hat es gewirkt. Es kam nicht zur Anlagerung.
Mitgestalten konnte Zeller zudem den Stadtwerkeverbund, aus dem später die Enni entstanden ist. Er konnte sich einbringen bei den Fusionsverhandlungen der Sparkasse am Niederrhein und er hat von Anbeginn an das Modellprojekt der Wirtschaftsförderung wir4 politisch mitbegleitet. Zwischen 1999 und 2014 war er Fraktionsvorsitzender der SPD und im Laufe der Jahre zudem in vielen weiteren Gremien aktiv. Und letztlich – auch das ist interessant – hat Günter Zeller im Laufe seiner Politkarriere schon sechs Bürgermeister erlebt.