Moers. . Die Familie Johannes gibt die PM-Tankstelle in Kapellen nach 50 Jahren ab.Gleichzeitig investiert sie rund 150 000 Euro in ihre KFZ-Werkstatt

Zwei Generationen der Familie Johannes waren 50 lange Jahre für die Autofahrer in Kapellen die freundlichen Gesichter an der Zapfpistole. Doch nun gibt die Familie die Tankstelle zum Jahresende ab und konzentriert sich auf die KFZ-Werkstatt. 150 000 Euro nimmt die Familie in die Hand, um den Betrieb fit zu machen für die dritte Generation.

Die mit Thorben Johannes in den Startlöchern steht. Der 23-Jährige hat gerade seinen KFZ-Servicetechnikermeister gemacht und tritt in die Fußstapfen von Vater Michael und Großvater Karl-Heinz. Während für den Enkel Laserlicht der Stand der Technik ist, kann der Großvater noch Autos mit Vergaser reparieren. Wenn nicht gerade ein Porsche vorfährt, lautet das Motto: Geht nicht, gibt’s nicht.

Wobei Karl-Heinz Johannes sich spontan an seinen ersten Kunden erinnert, der vor 50 Jahren mit einem Opel Rekord an seine Tankstelle rollte. Die Zapfpistole war flugs gezückt, aber noch bevor der erste Tropfen in den Tank lief, hatte der Kunde noch eine Frage.

Es wurde nur katholisch getankt

Der heute 78-jährige Karl-Heinz Johannes erinnert sich: „Der Mann fragte: Bisse evangelisch oder katholisch?“ Der junge Tankwart fragte verdutzt, was die Frage solle, und erhielt zur Antwort, nur bei einem Katholiken wolle der Mann tanken. Worauf Johannes ihn mit leerem Tank und der Frage „Wat geht Dich dat an?“ fortschickte. 20 Minuten später war der Opel wieder da: „Du bis mich so sympathisch, mach voll.“ Und Karl-Heinz sagte: „Mach ich doch gerne, wo ich doch Messdiener war.“

Nun, diese Zeiten sind lange vorbei, für Karl-Heinz Johannes nur mehr Erinnerung. Seine 78-jährige Ehefrau Ingrid erinnert sich auch, vor allem an die Preisumstellungen: „Früher bin mit der Leiter zwei Mal am Tag da raufgeklettert.“ Denn elektronische Preisanzeigen gab es damals nicht, alles war mühsame Handarbeit.

Nur wenige mögen sich vielleicht an die Zeiten der Ölkrise erinnern, als das Benzin rationiert war: Zehn Liter, mehr sollten die Johannes damals nicht in die Tanks ihrer Kunden füllen. Was bei Karl-Heinz Johannes auf wenig Gegenliebe stieß, denn wie weit sollte man mit zehn Litern kommen? „Ich hab’ einfach jeden Tank voll gemacht“, erzählt er schmunzelnd. Als das Benzin alle war, rief er beim Mineralölkonzern an und sagte: „Sprit ist alle, wir machen jetzt acht Tage Urlaub.“ Das sollte nicht klappen.

Nein, tun Sie das nicht!

„Nein, nein!“, hätte die Stimme am anderen Ende der Leitung panisch gerufen, „tun Sie das nicht!“ Und ein paar Stunden später stand ein Sattelzug mit 30 000 Litern Sprit vor der Tanke in Kapellen. Man muss sich nur zu helfen wissen...

Solche schönen Geschichten werden die Nachfolgepächter, die die Tankstelle ab Januar betreiben, wohl nicht mehr erleben. Aber Karl-Heinz Johannes ist ja noch da, um sie zu erzählen...