Kamp-Lintfort. . Europaschule, Unesco-Schule und Forster-Gymnasium haben gemeinsam eine Auffangklasse eingerichtet. Schulneustart für 15 Mädchen und Jungen.

Ob die das gebacken kriegen? Sieht so aus: Diaa schneidet Teig, Youssef drapiert die Stücke auf dem Blech und Christian bohrt die Löcher für die Ochsenaugen-Marmeladenfüllung. Geredet wird meist auf Englisch oder einfach mit den Händen: Gestern war für 15 Mädchen und Jungen, die aus ihren Heimatländern flüchten mussten, ihr erster offizieller Schultag an der Europaschule. Und der begann ziemlich entspannt: Deutschunterricht mit Fußballturnier und Plätzchen backen...

Kreative Lösung

Was im Amtsdeutsch Auffangklasse heißt, nennt sich in Kamp-Lintfort bewusst Willkommensklasse und ist ein Gemeinschaftsprojekt der drei weiterführenden Schulen. Die vier Mädchen und elf Jungen der neuen Willkommensklasse stammen aus Syrien, Ägypten, Albanien, Serbien und der Mongolei, sind zwischen 12 und 16 Jahren alt und wohnen zumeist erst seit wenigen Monaten in Kamp-Lintfort. In Deutsch unterrichtet werden sie im Wechsel von Lehrern der drei Schulen vormittags an der Niersenberg-Schule, nachmittags geht es im Wechsel zum Forster-Gymnasium, zur Unesco-Schule oder an die Europaschule. Hier sollen sie regelmäßig mit den Europaschülern am Werkstattunterricht der Fächer Kunst, Musik und Sport teilnehmen. Wenn die Jugendlichen so gut Deutsch können, dass sie am regulären Unterricht teilnehmen können, werden sie in die Regelklassen der drei Schulen verteilt.

Barbara Mennekes, Schulleiterin der Europaschule, ist stolz auf das von den drei Schulen gemeinsam erarbeitete „kreative“ Kamp-Lintforter Modell, bei dem keine Schule alleine die neue Aufgabe schultern muss. „Das ,Zusammen’ klappt bei uns hervorragend“, lobt auch ihr Stellvertreter Bernd Benninghoff. Mennekes freut sich auf die neue Herausforderung: „Ich wünsche mir von Herzen, dass die Kinder in Kamp-Lintfort zur Ruhe kommen. Wir werden versuchen, ihnen einen stabilen und verlässlichen Raum zu geben, damit sie ihre Potenziale weiterentwickeln können.“

Gestern war erst einmal Kennenlernen angesagt. Begleitet von ihrer Lehrerin Claudia Pavlak und Dolmetscher Hanah Jabra ging es für die neuen Schüler gemeinsam mit den „alten“ Europaschülern zu einer lockeren Sporteinheit in die Turnhalle und zum Plätzchen backen in die Schulküche. Seit einer guten Woche kennt Lehrerin Claudia Pavlak ihre neuen Schüler und hat seitdem vor allem eines festgestellt: „Die Kinder sind unglaublich motiviert und dankbar.“

Kein Problem

Auf der Empore in der Turnhalle machen Dustin und Temu mal eben Pause vom Fußball und unterhalten sich. Temu ist 14 Jahre alt, stammt aus der Mongolei und lebt seit etwa zwei Monaten in Kamp-Lintfort. Eine Schule, erzählt er auf Englisch, habe er seit ungefähr einem halben Jahr nicht mehr besucht.

Miteinander ins Gespräch zu kommen sei „überhaupt kein Problem“, sagt Dustin aus der 8c. „Ich versuche, mich mit ihm anzufreunden. Dauert ein bisschen, aber es geht.“