Moers. .
Nach dem Tod von Charterhaus-Chefin Brigitte van der Jagt gibt es zur Zukunft ihres Bauprojektes Grafen-Galerie am ehemaligen Horten-Standort mehr Fragen als Antworten. Der technische Beigeordnete der Stadt, Thorsten Kamp, sagte am Wochenende auf Anfrage der NRZ, dass man noch keinen Kontakt zu den Investoren habe, die hinter Charterhaus stehen und nun über den Fortgang der Shopping-Mall-Pläne in Moers und Bergkamen entscheiden müssen.
Brigitte van der Jagt war, wie berichtet, am Mittwoch in ihrer Heimat in den Niederlanden nach schwerer Krankheit gestorben. Die Projektentwicklerin wurde 58 Jahre alt. Thorsten Kamp sprach im Namen der Stadt Moers van der Jagts Familie und ihren Mitarbeitern sein Beileid aus. Wegen ihrer Erkrankung hatte die Stadt im zu Ende gehenden Jahr nur selten Kontakt zu ihr. Das letzte Telefonat führte Kamp Mitte November mit Brigitte van der Jagt. Da, so berichtet der Beigeordnete, habe sie noch sehr entschlossen gewirkt.
Wie es mit der Grafen-Galerie nun weitergeht, ist nach den Worten von Thorsten Kamp im Moment ungewiss. Die für Moers womöglich beste Möglichkeit: Die stillen Gesellschafter und Geldgeber von Charterhaus beauftragen einen neuen Projektentwickler mit der Fortführung des 60-Millionen-Euro-Projektes an der Homberger Straße.
So wird das Problem etwa in Bergkamen gelöst. Dort ist die Wuppertaler Struktur GmbH (WSG) als Dienstleister für Charterhaus eingesetzt worden, um das geplante Einkaufszentrum Berg-Galerie zu realisieren. Wie WSG-Geschäftsführer Dirk Gaßmann der NRZ erklärte, ist er von den Gesellschaftern auch wegen der Grafen-Galerie angefragt worden. Ausgeschlossen sei ein Engagement der WSG nicht. In Moers sei die Situation aber komplizierter, da noch keine Baugenehmigung vorliegt.
Freilich steht die Stadt hier unmittelbar vor der Genehmigung. „Wir haben erst vor kurzem den letzten fehlenden Vertrag mit Charterhaus ausverhandelt“, berichtet Thorsten Kamp. „Alles war klar. Der musste nur noch von Frau van der Jagt unterschrieben werden. Dann hätten wir die Baugenehmigung erteilt.“
Was die Situation kompliziert, ist, dass bei Charterhaus ohne die Chefin nichts lief. Ihre Mitarbeiter im Büro an der Homberger Straße durften trotz wochenlanger Abwesenheit ihrer Geschäftsführerin nichts entscheiden. Van der Jagt sorgte zwar dafür, dass die Gebäude von Horten und C&A und zuletzt das Treppenhaus abgerissen wurden. Doch meist herrschte auf der Baustelle Stillstand.
So weiß man im Rathaus derzeit nicht, wer überhaupt der Ansprechpartner ist. Brigitte van der Jagts Ehemann Dirk Pieter, den sie Anfang des Jahres als zweiten Geschäftsführer in die Firma geholt hatte, ist bislang bei der Stadt nicht in Erscheinung getreten. Man werde sich in den kommenden Tagen um einen Kontakt bemühen, auch zu WSG-Chef Dirk Gaßmann, kündigte Thorsten Kamp an. Kamp fügte hinzu, dass auch nach Erteilung der Baugenehmigung nicht sofort die Bagger anrollen können. Vorher muss der Ausbau der umliegenden Straßen mit der Stadt und Enni abgestimmt werden. So steht es in dem städtebaulichen Vertrag, den die Stadt und Charterhaus 2014 unterschrieben haben. Er habe aber den Eindruck, so Kamp, dass daran trotz mehrfacher Nachfragen seines Dezernates bei Charterhaus „seit einem Jahr nicht gearbeitet worden ist“.
Trotz der schwierigen Umstände zeigt sich Thorsten Kamp zuversichtlich, dass das Horten-Gelände nicht dauerhaft eine Trümmerwüste bleibt. Die Investoren haben bereits mehrere Millionen Euro in den Kauf der Grundstücke, den Abriss der Gebäude und die Projektentwicklung gesteckt. Es bestehe also bei ihnen ein hohes Interesse.