Neukirchen-Vluyn. . Die gekachelten Räume der Metzgerei Mevissen werden künftig noch stärker in das Kulturkonzept für das Dorf Neukirchen eingebunden.
Das ehemalige Schlachthaus und die Wurstküche der Metzgerei Mevissen versprühen einen ganz eigenen Charme. Es ist irgendwas zwischen morbide und andersartig, spannend, im Aufbruch begriffen. Die Fliesen an den Wänden sind akurat gereinigt, es ist frisch, bei den aktuellen Außentemperaturen empfiehlt es sich auch drinnen, Mütze und warme Socken zu tragen. Zwischen Mengmulde, Balkenwaage und Wurstfüller hängen seit gestern aufbereitete historische Fotos aus dem Mevissenschen Familienalbum.
Hartes Handwerk
Wo einst starke Männer einem harten Handwerk nachgingen, soll künftig die sanfte Kultur vorherrschen. Das Schlachthaus wird zum Kulturzimmer. Die Stadt hatte dazu Fördergelder beim Kulturfonds des Kreises Wesel beantragt und sie nun auch bekommen. „Das passt gut zum Motto aus dem Integrierten Handlungskonzept ‘Tradition bewahren – Neues ermöglichen’“, betont die Schulkulturbeauftragte der Stadt, Ulrike Reichelt.
Mit tatkräftiger Unterstützung des Heimat- und Verkehrsvereins Neukirchen sind die Räume entrümpelt und gereinigt worden.
Barbara Mevissen hat die Familienalben geöffnet und macht eine breitere Öffentlichkeit unter anderem mit ihrem Großvater Dietrich, dessen Schwester Gertrud und der Urgroßtante Bella bekannt, auf einer Aufnahme von1916/17.
Fotograf Michael Ricks hat die Fotos im Großformat auf Alu-Dibond gezogen, damit sie bei höherer Luftfeuchtigkeit nicht wellen.
Die Metzgerei Mevissen ist bereits eine Station für Peter Pechmann und Heide Schmitt, die bei ihren Rundgängen durchs Dorf Neukirchen vieles aus der Familientradition erzählen. Barbara Mevissen hatte die Metzgerei in zehnter Generation geführt, bevor sie die Türen schließen musste. Nun stellt sie die Räume für die Kultur zur Verfügung. Der Moerser Improviser in Residence, Hayden Chisholm, hat hier gespielt, ein Klangkonzert hat es in der Wurstküche gegeben. Ulrike Reichelt schwärmt von der Akustik.
Was langfristig aus den gekachelten Räumen wird, lässt sich nicht abschließend sagen. Für den Moment aber haben die Beteiligten viele Ideen. Man könnte Künstler einladen, im Schlachthaus eine Sommerakademie durchzuführen. Konzerte sind möglich. Lesungen.
Ulrike Reichelt ist begeistert von den Möglichkeiten am Ort und betont: „Mit dem Heimat- und Verkehrsverein Neukirchen haben wir einen guten Partner: offen, aufgeschlossen für Neues, flexibel.“ Für den Vereinsvorsitzenden Hans-Peter Burs ist die Brauchtumspflege eine Selbstverständlichkeit.