Moers. . Moers und Seelow in Brandenburg feiern das 25-jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft. Anfangs Bedenken wegen der SED-Beteiligung

Morgen bricht eine große Delegation aus Moers mit Bürgermeister Christoph Fleischhauer und Ehrenbürgermeister Willi Brunswick, mit Schützen, Sportlern und Politikern nach Seelow auf. Die 5300-Einwohner-Gemeinde in Brandenburg wird die Gäste vom Niederrhein mit Fanfaren und Böllerschüssen begrüßen. Immerhin gilt es, die „Silberhochzeit“ der beiden Kommunen zu feiern. Dabei ging es bei der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages vor 25 Jahres ziemlich frostig zu.

Schon zweimal, Mitte der 80er Jahre, hatte Moers vergeblich versucht, mit Cottbus und Hoyerswerda Partnerstädte zu finden. Dass der dritte Anlauf erfolgreich war, lag an der Wende in der DDR und an der Evangelischen Kirche. Der Kirchenkreis Moers pflegte seit 1949 Beziehungen zum Kirchenkreis Seelow nahe der polnischen Grenze, half in der Wendezeit beim Knüpfen des Kontaktes. In einem Telefonat vereinbarte der damalige Bürgermeister Willi Brunswick mit dem Ratsvorsitzenden des Kreises Seelow, Christian Reckow, einen Besuch, zu dem Brunswick zusammen mit den Fraktionsvorsitzenden Ulrich Ruthenkolk (SPD) und Hermann Alkämper (CDU) am 10. Januar 1990 aufbrach. Beim Eintreffen in Seelow war es „ziemlich genau 10 Uhr“, weiß Brunswick. Er erinnert sich so exakt an die Uhrzeit, weil in Christian Reckows Büro zur Begrüßung eine Tasse Kaffee, ein Glas Weinbrand und ein Glas Weißwein gereicht wurden: „Etwas ungewöhnlich für uns, aber wir haben tapfer mitgemacht“, schmunzelt Brunswick.

Zunächst lief alles nach Plan, beide Seiten wollten die Partnerschaft. Jugendbegegnungen sollte sie ermöglichen, Austausch im Sport und in der Kultur wurden vorgesehen.

Rückspiel

Doch als die Seelower Delegation im Februar 1990 unter der Leitung des SED-Politikers Reckow zur Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages nach Moers kam, so berichtet Brunswick weiter, taten sich Hürden auf. In Seelow wollte die wiedergegründete SPD keine Verträge mit Beteiligung der Staatspartei SED schließen, in Moers widersetzte sich die CDU ebenfalls wegen der SED. Es bedurfte einiger Diskussionen, bis am Ende doch – darauf bestand Brunswick – alle Fraktionen den Vertrag unterschrieben. Doch die Atmosphäre dabei war frostig, erinnert sich Brunswick, „wie im Kühlhaus“.

Trotz dieser Anfangsprobleme erfüllte sich die Freundschaft mit Leben. Mitarbeiter aus dem Moerser Rathaus halfen beim Aufbau der Gemeindeverwaltung in Seelow, es entwickelten sich Verbindungen zwischen Schützen, Sportlern und der Arbeiterwohlfahrt, die bis heute halten.

Apropos Sport: Am 2. Oktober 1990 gab es spät abends eine Begegnung zwischen den Fußballern des SV Victoria Seelow und des GSV Moers – wenige Stunden vor der Wiedervereinigung mutmaßlich das letzte Spiel von zwei Mannschaften aus zwei deutschen Staaten. Zur aktuellen Moerser Delegation gehören wieder Fußballer des GSV – sie reisen zum Rückspiel.