Kamp-Lintfort. .
Eine ungewöhnliche Atmosphäre herrschte gestern auf dem Klosterberg. Wer dort durch die sommerliche Idylle spazierte, hörte von überall her Musik, Klassik und Romantik, zum Stehenbleiben, Innehalten oder auch zum Hineingehen, um zuzuhören. Die Künstler des Kammermusikfestes Kloster Kamp probten offen für die Zuhörer. Schon morgen steigt das erste von sieben Konzerten im Audimax der Hochschule Rhein-Waal.
16 Musiker aus aller Herren Länder sind dabei, sie alle sind erfolgreiche Solisten, viele unterrichten an namhaften Konservatorien.
Gestern probten gleich drei Ensembles auf dem Klosterberg. Eins davon in der Alten Schmiede. Der Klarinettist Thorsten Johanns, inzwischen Dozent an der Musikhochschule Weimar, hat das Musikfest in Kamp-Lintfort ins Herz geschlossen und ist schon zum fünften Mal dabei. Er probt zusammen mit Boris Garlitsky (Violine), der heute am Konservatorium in Paris und an der Folkwang Universität unterrichtet, sowie mit Andrew Harley (Klavier), Engländer, der in den USA lebt und an der legendären Juilliard School of Music in New York Dozent ist.
Schon seit zehn Jahren
„Er gehört zu unseren treusten Künstlern und kommt schon seit zehn Jahren zu uns“, freut sich Mitorganisatorin Jeanette von der Leyen über das positive Echo, das das Event unter den Künstlern inzwischen findet.
„Hier gibt es keine festen Ensembles. Die künstlerische Leitung stellt die Kammermusikgruppen zusammen und auch das Programm. Was wohl auch den Reiz des Festes ausmacht. Hier werden Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen“, weiß von der Leyen.
Geprobt wird gerade Aram Chatschaturjans Klarinettentrio. „I love this armenian Music“, begeistert sich der gebürtige Russe Garlitsky. Nur zu gern kam er zum zweiten Mal zum sommerlichen Musizieren nach Kamp-Lintfort.
Die Konzerte des Festes in und um Kamp-Lintfort werden gut angenommen, alle – bis auf das Nachtkonzert am Samstag in der Baerler Kirche – sind ausverkauft. Doch immer noch zu wenig bekannt sind die offenen Proben. Was schade ist. Denn wer gestern den Weg nach Kamp fand, wurde mit Musik der Extraklasse belohnt – und das kostenlos. Wie Wolfgang Oelke. Aufmerksam geworden durch ein Plakat, reiste er aus Berlin an, um sich die Proben anzuhören. „Ich bin selbst Schulmusiker und hab hier mal gewohnt“, berichtet er. Das Musikfest sei durchaus konkurrenzfähig im Vergleich zu ähnlichen Veranstaltungen, aber vielleicht noch zu wenig bekannt, kommentiert der Berliner. Schön sei es auch, dass sich mancher Künstler dem Musikfest so eng zugehörig fühle.
Gründer und Leiter
Gründer und Leiter des Kammermusikfestes sind Alexander Hülshoff und Katharina Apel-Hülshoff (beide Cello), die lange in Lintfort wohnten. „Wir wollten damals mit anderen Musikern eine intensive Woche verbringen. Der Kamper Berg ist wie eine Insel und dafür bestens geeignet, Gleichgesinnte zu treffen“, schildert Alexander Hülshoff. Aus den Anfängen eines Streichertreffens vor zwölf Jahren wurde das heutige Kammermusikfest.
„Wir beziehen keinerlei städtische Mittel“, unterstreicht Jeanette von der Leyen. Ohne die großzügigen Sponsoren gäbe es das Kammermusikfest nicht. „Aber gerade die Sponsoren geben dem Fest sehr viel Freiheit, was vor allem der Musik ausgesprochen gut tut.“