Neukirchen-Vluyn. Das Ehepaar Hölz war zu Gast beim Gottesdienst von Papst Franziskus in Sarajevo. 65 000 Gottesdienstbesucher sorgten für grandiose Stimmung.

Bereits zum 82. Mal war Heribert Hölz nun in Bosnien. Seit 23 Jahren setzt er sich für die Verbesserung der Lebenssituationen der Menschen in diesem Land ein. Doch dieser Besuch sollte für ihn etwas ganz besonderes werden. Zusammen mit seiner Frau Ursula und 65 000 Serben, Kroaten und Moslems erlebte er am 6. Juni, im Kosovo Stadion in Sarajevo, den von Papst Franziskus geleiteten Gottesdienst.

„Obwohl der Papst erst um 11 Uhr im Stadion erwartet wurde, hat sich ab 7 Uhr morgens das Stadion gefüllt“, berichtet Hölz. Um die lange Wartezeit erträglicher zu machen, hatte die Stadt keine Kosten und Mühen gescheut und bot ein humorvolles und musikalisches Programm. Außerdem wurde auf großen Leinwände live die Ankunft des Papstes am Flughafen übertragen.

Doch trotz oder gerade wegen des pompösen Gottesdienstes war der 72-Jährige auch ein wenig enttäuscht: „Ich hätte mir gewünscht, dass der Papst an diesem Tag auch die Arbeit der Caritas würdigt, verstehe aber auch, dass er Gespräche mit Geistigen und Ordensleuten geführt hat.“ Zudem fühlten er und seine Frau sich während des Gottesdienst unwohl. „Ich saß in der VIP-Lounge, direkt in der Nähe der Bühne, um mich herum die Prominenz der Stadt und gerade die Armen, für die ich mich seit Jahren einsetze, mussten ganz hinten sitzen. Das hat einen unangenehmen Beigeschmack“, berichtet er. Und das bei einem Papst, der dafür bekannt sei, „sich für die Armen einzusetzen“, so Heribert Hölz.

Kein persönliches Gespräch

Der Entwicklungshelfer hätte dem Papst gerne von der Situation der Menschen in Bosnien berichtet, doch ein persönliches Gespräch mit dem Kirchenoberhaupt kam nicht zu Stande. „Die Arbeitslosigkeit in diesem Land ist kein Vergleich zu Griechenland, aber darüber berichtet wird nirgends in den Medien“, beschwert sich der 72-Jährige. Zwar ist der Bosnienkrieg nun schon 20 Jahre her und es herrscht Frieden, doch der Großteil der Menschen dort lebt weiterhin in Armut.

Ein Schicksal habe ihn besonders berührt: „Letztes Jahr meldete sich die 31-jährige Mutter Alisa bei mir. Durch die Flutkatastrophe im letzten Jahr war das Haus ihrer Familie in Maglay komplett zerstört worden.“ Da beide Eltern unter der hohe Arbeitslosigkeit leiden und zudem noch ihren geistig behinderten Sohn Dzejlan groß ziehen, hatte die Familie kein Geld, um ihr Haus wieder aufzubauen. Bei seinem ersten Besuch im März 2015 lieh Heribert Hölz der Familie Geld. Nun fuhr er nochmals zu ihr. „Als ich dort ankam, war zu meiner Freude das Dach des Hauses wieder repariert.“ Er überraschte sie mit einer privat gesammelten Spende und war gerührt von der Dankbarkeit der Familie: „Ich habe zwar nur begrenzte Möglichkeiten um zu helfen, aber so eine Dankbarkeit zu erfahren bestärkt mich darin, es weiter zu tun“, so Hölz.