Kamp-Lintfort. . Ackerhelden sind gefragt: 60 Parzellen stehen ab 16. Mai als Mietgärten in Hoerstgen zur Verfügung. 30 Gemüsesorten werden bis November geerntet.

Ackerhelden sind Wiederholungstäter. Gut Dreiviertel derer, die schon im vergangenen Jahr ihre gemietete Parzelle auf dem Biolandhof Frohnenbruch in Hoerstgen beackert und begossen haben, sind auch ab Mai wieder dabei. Nur triftige Gründe wie beruflicher Druck oder Umzug haben die anderen Ex-Ackerhelden davon abgehalten, noch mal Hacke und Schaufel in die Hand zu nehmen.

Kartoffeln sind gesetzt

Vierzig Parzellen à 40 Quadratmeter waren 2014 zur Verfügung. Die Resonanz auf das Projekt Ackerhelden in Kamp-Lintfort war aber so groß, dass die Initiatoren, Tobias Paulert und Birger Brock aus Essen, die Familie Bird bewegen konnte, diesmal 60 Parzellen auf ihrem Hof auszuweisen. „Die Kartoffeln sind schon seit Donnerstag gesetzt“, verrät Bärbel Bird vom Gut Frohnenbruch. Offiziell beginnt für die Mietgärtner die Saison am 16. Mai und endet Ende November.

Bis dahin, so haben fleißige Hobby- Gärtner aus Berlin mit buchhalterischer Genauigkeit nachgerechnet, waren sie zu zweit pro Woche durchschnittlich 1,27 Stunden in ihrem Beet und hatten ihren Einsatz von 248 Euro für Parzelle und Saatgut schon in der dritten Augustwoche wieder eingefahren. „Dabei kommt ja dann erst noch Grünkohl, Feldsalat und vieles andere“, weiß Tobias Paulert. Drei Personen werden im Schnitt vom selbst angebauten Gemüse satt.

Den typischen Ackerhelden gibt es nicht. „Die Altersspanne reicht von 18 bis 78 Jahre“, erklärt Tobias Paulert, wobei er feststellt, dass der Anteil junger Leute steigt. „Es scheint jetzt cool zu sein, Gemüse selbst anzubauen.“

Mission erfüllt, könnte man da sagen, denn Paulert und sein Kompagnon sind ja 2012 dazu angetreten, um bei den Menschen ein besseres Verständnis für Lebensmittel und saisonale Produkte zu wecken. Deshalb gehört es zu ihrer Philosophie, nur mit Bio-Bauern zusammenzuarbeiten. Und die freuen sich, dass ihre Arbeit in den Fokus gerückt wird: „Wir haben viele schöne Gespräche geführt im letzten Jahr“, sagt Bärbel Bird. Direkte finanzielle Vorteile haben die beteiligten Unternehmen nicht. „Aber womöglich kauft der Ackerheld Fleisch oder Milchprodukte dann lieber vor Ort als im Supermarkt“, kann sich Paulert vorstellen.

Aussteiger, die mitten in der Saison ihre Parzelle brach liegen lassen, hat es bisher nicht gegeben. Wohl aber „Nachbarschaftsgespräche“, wie Paulert es nennt, wenn zwei Gemüsebauern unterschiedliche Auffassungen von Akkuratesse haben: „Wie im richtigen Leben eben“, lacht Bärbel Bird. Aber die sind wohl beizulegen, denn viel öfter tauschen die Nachbarn Gemüse oder übernehmen im Urlaub das Gießen.