Moers. Bei einem Raubüberfall in Moers-Repelen hat ein Juwelier einen der beiden mutmaßlichen Täter erschossen. Ein zweiter Verdächtiger ist auf der Flucht.
Es regnet unablässlich, der Wind ist kalt, trotzdem bleiben viele Menschen an der Flatterbändern stehen, die die Polizei vor dem „Schmuckkästchen“ an der Lintforter Straße in Moers-Repelen gespannt hat. Die Beamten sichern einen Tatort. Am Montagmorgen, gegen kurz nach sieben, hat sich der Inhaber des Juweliergeschäfts gegen zwei maskierte Männer gewehrt, die ihn wohl überfallen wollten.
Der 69 Jahre alte Händler, der eine Schusswaffe besitzt, richtete diese gegen die beiden mutmaßlichen Räuber und schoss auf sie. Daraufhin flüchteten die zwei aus dem Hinterausgang des Geschäfts. Einer der beiden Männer, ein 37-Jähriger, wurde dabei getötet. Ein zweiter Verdächtiger ist seitdem auf der Flucht, die Polizei fahndet nach ihm mit einem Großaufgebot.
Obwohl mehrere Schüsse fallen, bekommt kaum jemand etwas mit. Weder der Kioskbesitzer direkt gegenüber, der seinen Laden schon um 6 Uhr geöffnet hat, noch der junge Mann, der direkt über dem Juweliergeschäft in der kleinen Passage wohnt. Sie werden erst durch die Streifenwagen, Notarzt- und Feuerwehrautos auf den folgenden Großeinsatz aufmerksam.
Die Duisburger Polizei hat nun eine Mordkommission eingerichtet, die die Hintergründe und das Geschehen rekonstruieren soll. Klar ist bislang nur Folgendes:
Juwelier feuert mehrfach auf die Männer
Der Juwelier wollte wohl gegen sieben Uhr in seinen Laden. Das Geschäft betritt er offenbar immer über die Garage, die hinter dem Laden am Heiermannsweg liegt. Dort haben die Täter dem Mann aufgelauert. Es fallen Schüsse, einer der mutmaßlichen Räuber wird mehrfach getroffen, erklärt Polizeisprecher Ramon van der Maat. Mindestens einer der Treffer sei tödlich gewesen. Der 37-Jährige soll am Dienstag obduziert werden.
Der andere Mann sei ohne Beute geflüchtet, so die Polizei weiter. Ob auch er von Kugeln getroffen und verletzt wurde, das will die Polizei weder bestätigen noch dementieren. Es sei aber das erste Mal gewesen, dass dieses Juweliergeschäft Ziel eines Überfalls wurde. Was die bisherigen Ermittlungen der Polizei noch ergaben: Die Waffe, mit der der 69 Jahre Geschäftsinhaber geschossen hat, darf er auch besitzen.
Polizei vermutete Täter in Wohnhaus in direkter Nachbarschaft
Neben einem Hubschrauber, der am frühen Morgen kurz nach der Alarmierung über dem Stadtteil nach dem flüchtigen Mittäter sucht, setzt die Polizei auch Spürhunde ein. Die Tiere führen die Polizisten zu einem Mehrfamilienhaus in direkter Nachbarschaft, nicht einmal 100 Meter vom Tatort entfernt.
Einsatzkräfte mit schusssicheren Westen umstellten daraufhin das Haus. Patienten einer Kinderarztpraxis, die sich direkt neben dem betroffenen Haus befindet, dürfen die Praxis nicht verlassen. Mit Unterstützung der Feuerwehr, die die Wohnungen öffnet, durchsuchen Hundeführer schließlich das Gebäude. Aber auch dort wird die Polizei nicht fündig. Die Fahndung nach dem Mann läuft weiter auf Hochtouren. Wer eine verdächtige Person sieht, soll die Polizei rufen. "Halten Sie sich fern und rufen Sie die 110", rät der Sprecher der Duisburger Polizei.
Überfall auf Juwelier in Moers
Das sagt der Juwelier-Verband: „Vor solchen Situationen ist man nicht gefeit“
Stephan Lindner, Präsident des Bundesverbandes der Juweliere, zeigt sich von dem Vorfall in Moers-Repelen äußerst betroffen. „Vor solchen Situationen ist man nicht gefeit“, so der Münchener Juwelier.
Je nach Größe des Unternehmens seien die von den Versicherungen verlangten Maßnahmen zur Vorbeugung von Überfällen sehr streng, reichten von Permanentüberwachung bis zu Türstehern, den so genannten „Doormen“: Nur wer vertrauenswürdig erscheine, werde ins Geschäft gelassen. Hinzu kommen beispielsweise einbruchssichere Türen und Scheiben, auch Vernebelungsanlagen.
Kleinere Juweliere unterliegen meist nicht so strengen Sicherheitsrichtlinien
Diese vorbeugenden Maßnahmen größerer Juweliere würden, so Lindner, dazu führen, dass die Täter sich ihre Opfer in Unterzentren, also in Stadtteilen wie Repelen suchten. Dort würden die Geschäfte nicht so strengen Sicherheitsrichtlinien unterliegen.
Doch auch wenn von Versicherungen Tipps zur Vorbeugung und Schulungen für Juweliere angeboten würden, gebe es keine absolute Sicherheit: „Wenn einem heutzutage einer auflauert, vielleicht die Familie als Geisel nimmt...“