Moers. . Nach dem tödlichen Unfall einer 15-Jährigen sind im Moerser Süden die Diskussionen um die Sicherung der großen Verbindungsstraßen in vollem Gange.
Moers trauert, Moers ist schockiert, Moers protestiert. Der tragische Tod der 15-jährigen Merle vor einer Woche hat alte Ängste akut beflügelt. Die Eltern sorgen sich um ihre Kinder, die Verbindungsstraßen zwischen Kapellen, Holderberg und Vennikel sind gefährlich. Schlecht bis nicht beleuchtet, Radwege fehlen. Geht doch, möchte man meinen, nachdem eine Unfallkommission jetzt kurzerhand Tempo 70 verordnet hat, auf der Holderberger Straße zwischen Lauersforter Waldweg und Kaldenhausener Straße. Währenddessen hat sich Merles Klasse vom Grafschafter im Stadtpark getroffen. Und in Gedenken an ihre Klassenkameradin ein Graffiti gesprüht.
Der furchtbare Unfall ist in aller Munde und ganz vielen Köpfen. Die spontane Herabsetzung der Geschwindigkeit auf dem gefährlichen Teilstück freut die Anwohner, aber irritiert sie zugleich. In der Stadtteilinitiative „Mein Kapellen“ schütteln sie den Kopf. „Seit zwölf Jahren sammeln wir Unterschriften wegen diverser Gefahrenpunkte, dreimal im Jahr gibt’s Ortstermine mit der Stadt, jeden Stein haben wir zusammen umgedreht.“ Jetzt ereigne sich diese Tragödie und es komme Bewegung in die Sache. Eigentlich wollten sie sich erst mal nicht dazu äußern. Um nicht den Anschein zu erwecken, mit ihrem Anliegen Trittbrett zu fahren. „Vielleicht ist es aber auch gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, sich erneut zu Wort zu melden“, wiegelt Gerlinde Smentoch ab. Wer weiß das schon, was richtig ist in dieser Situation?
Was die Kapellener sicher wissen: Es muss sich etwas ändern, die Verbindungen zwischen den Ortsteilen müssen entschärft werden. Licht, Radwege. Die Unterschriftenaktion der Vennikeler Richterin Ariane Muhm-Kritzen rennt, der Landtagsabgeordnete Yetim interveniert beim Verkehrsminister auf dem Duz-Weg, auf Facebook hat die Moerserin Melanie Kovac eine Online-Petition gestartet. Es ist laut, und das sei gut so, findet „Mein Kapellen“. „RVR, Stadt, Straßen NRW, Bezirksregierung, es gibt zu viele Zuständigkeiten, da kommt keine vernünftige in sich schlüssige Planung zustande. Erst vor drei Monaten war eben diese Holderberger Straße wegen Kanalbau-Maßnahmen komplett aufgerissen, das Gerät war vor Ort. Warum hat man das da nicht gleich mitgemacht?“ Stark vereinfacht gefragt, aber bewusst gesetzt.
Die Bürger müssten jedenfalls am Ball bleiben, sonst gerieten sie in Vergessenheit. Es sei immer dasselbe, egal ob auf der Bahnhofstraße, der Neukirchener oder der Krefelder. „Noch mal: Allein wir trommeln seit zwölf Jahren, die Gefahrenpunkte sind bei den jeweiligen gelistet und bekannt, teilweise stehen sie noch länger auf den Wartelisten.“ Tausende Unterschriften habe man in der Vergangenheit gesammelt, das frustriere. „Was ist das für eine Verkehrsplanung, wenn das Pferd immer von hinten aufgezäumt werden muss?“
Der Technische Beigeordnete Lutz Hormes ist sich der unbefriedigenden Situation bewusst, verweist ebenfalls auf unterschiedliche Zuständigkeiten, relativiert aber: „Es ist nicht so, als träfen wir uns ständig mit protestierenden Kapellenern. Seit 2004 gebe es in den Akten keine Bürger-Hinweise auf dieses Stück der Holderberger Straße.“ Im Ortskern habe man die 30er-Zone erweitert.