Kreis Wesel. In einem Bericht zum vergangenen Jahr stellen die Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche ihre Arbeit vor. Was dabei auffällt.

Die Schwerpunkte in der Arbeit der Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche im Kreis Wesel haben sich gewandelt. „Einen deutlichen Zuwachs hat der Bereich der Schul- und Lernprobleme zu verzeichnen: 20 Prozent im Vergleich zu 14,8 Prozent im Jahr 2022“, erklären die Beratungsstellen in ihrem Arbeitsbericht für das vergangene Jahr.

Dabei gehe es vorwiegend um die Anfragen nach Leistungsdiagnostik, insbesondere um Intelligenzdiagnostik, LRS- und Dyskalkulie-Testungen sowie um Abklärungen des Verdachts auf Konzentrationsstörungen.

Präsentation im Ausschuss

Diese und weitere Beobachtungen aus ihrem Arbeitsalltag wollen die Beratungsstellen in der Sitzung des Ausschusses für Kinder-und Jugendhilfe am Dienstag um 16 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum „Unsere Arche“ in Hünxe-Bruckhausen präsentieren. Da zuvor die Besichtigung der Interims-Kita am Albertus-Magnus-Weg stattfindet, hat sich der Ausschuss für diesen Tagungsort entschieden.

Ähnlich fordernd wie die Schulprobleme seien Fälle, „bei denen junge Menschen eine intensive psychotherapeutische Behandlung benötigen, aber aufgrund der überfüllten niedergelassenen Praxen und stationären Einrichtungen keinen Platz finden und sich deshalb zur Überbrückung oder ersatzweisen Versorgung an die Beratungsstellen wenden“. Insbesondere depressive Störungsbilder, Ängste und Essstörungen hätten im letzten Jahr zugenommen.

Zehn Prozent mehr Beratungsfälle als im Vorjahr

„Unabhängig von diesen aktuellen Schwerpunktverlagerungen und neuen Herausforderungen sind die wesentlichen Arbeitsinhalte aber seit vielen Jahren sehr stabil und man kann auf bewährte Arbeitsmethoden und fachliche Standards zurückgreifen, während man sich gleichzeitig kontinuierlich weiterentwickelt“, betonen die Beratungsstellen. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 3215 Beratungsfälle. Das bedeutet eine Steigerung um 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Neben den seit vielen Jahren etablierten Aufgaben wurden 2022 auch Beratungen im Bereich der sexualisierten Gewalt in die Arbeit der Beratungsstellen integriert. Die Stellen werden zum großen Teil vom Land NRW finanziert.

Beratungsstellen im Kreis Wesel

Zu den Beratungsstellen für Eltern, Kindern und Jugendliche im Kreis Wesel gehören vier Einrichtungen des Kreises in Dinslaken, Moers, Kamp-Lintfort und Xanten, die Beratungsstelle des Caritasverbandes für die Dekanate Dinslaken und Wesel in Wesel sowie die Beratungsstelle des Caritasverbandes Moers-Xanten e.V. in Rheinberg.

Von den 3.215 Beratungsfällen teilen sich mit 767 die meisten auf Moers auf, dicht gefolgt von Wesel (759). Dahinter folgen Dinslaken (654), Rheinberg (558) und Kamp-Lintfort/Xanten (477). Den größten Beratungsbedarf machten Fälle rund um Trennung und Scheidung aus (24,5 Prozent) aus. Ebenfalls große Faktoren sind Schul-/Ausbildungs- und Lernprobleme (20 Prozent), Störungen der sozialen Beziehung und verschiedene Konfliktlagen (19,4 Prozent) sowie Entwicklungsauffälligkeiten (18,1 Prozent).

Drei Fachkräfte für Beratung bei sexualisierter Gewalt

„Die zwei Mitarbeiterinnen der Caritas-Verbände Dinslaken-Wesel und Moers-Xanten, die die Aufgabe mit jeweils halbem Stellenanteil wahrnehmen, sowie die Fachkraft in Vollzeit des Kreises Wesel stehen in engem fachlichen Austausch und in Abstimmung miteinander“, heißt es im Arbeitsbericht.

Im vergangenen Jahr gab es 88 Fälle sexualisierter Gewalt, die bei den Beratungsstellen besprochen wurden. Dabei handelte es sich vorwiegend um Fälle, die von Institutionen an die Fachberaterinnen verwiesen wurden, insbesondere von Jugendämtern und Schulen. Die Diakonie Wesel beteiligt sich gleichfalls an der Beratung bei sexualisierter Gewalt. Die Kooperation befindet sich im Aufbau.

Beratungsangebot soll präsenter werden

„Im Ausbau befand und befindet sich weiterhin die Öffentlichkeitsarbeit, damit das Beratungsangebot den Bürgerinnen und Bürgern zunehmend auch als direkter Ansprechpartner bekannter wird, also auch ohne Involvierung bzw. ohne die Vermittlung anderer Institutionen“, erklären die Beratungsstellen.

Dafür dienten und dienen vor allem die Präventionsarbeit, so zum Beispiel Workshops mit Jugendlichen an Schulen oder Beratungen in der offenen Jugendarbeit, sowie der Ausbau der Vernetzung mit Multiplikatoren wie Schulsozialarbeitenden, Erziehenden und Lehrenden.