Kreis Wesel. Es fehlt an Kita-Plätzen, außerdem gibt es zu wenig Tagespflegepersonen. Ihre Arbeit wird im Kreis Wesel zudem noch zu unterschiedlich entlohnt.
In der Kinderbetreuung hakt es an vielen Ecken und Enden, es fehlt an Geld, an Personal, an ausreichend Plätzen – vor allem bei den Jüngsten. Eine Studie der Bertelsmannstiftung macht im Jahr 2022 bei U3-Kita-Plätzen für Eltern mit Betreuungsbedarf im Kreis Wesel ein Defizit von 39,9 Prozent aus. Das Kreisjugendamt konnte ebenfalls im laufenden Kindergartenjahr nicht allen Eltern im U3-Bereich einen Betreuungsplatz anbieten, das geht aus einem Bericht im Ausschuss für Kinder- und Jugendhilfe hervor.
Demnach verfehlte das Kreisjugendamt seine anvisierte Versorgungsquote im U3-Bereichvon 62 Prozent, bezogen auf die Tagespflege sowie die Plätze in Kindertageseinrichtungen. Neue Gruppen seien nicht wie geplant fertiggestellt worden, „leider dauert alles schrecklich lang“, erläuterte Gabriele Klein dem Ausschuss. Zugleich konnte der Kreis auch nicht, wie geplant, 638 Plätze in der Kindertagespflege anbieten, obwohl er neue Kräfte gewinnen konnte.
Dirk Kretzschmar arbeitet als Kita-Pflegeperson in Hamminkeln, an diesem Tag ist er mit anderen Tageseltern zur Sitzung in den Ausschuss gekommen. „Wir sind einige, die heute hier sind und Gesicht zeigen wollen“, sagt er zu Beginn. Es gehe ihnen um eine Angleichung der finanziellen Rahmenbedingungen auf Ebene aller Kommunen, „damit Heizkosten und Inflation aufgefangen werden können“. Denn wie die selbständig tätigen Tagespflegepersonen in den einzelnen Kommunen bezahlt werden, ist äußerst unterschiedlich. Wenn nicht der Kreis zuständig ist, so sind es die Städte mit eigenem Jugendamt, also Dinslaken, Wesel, Voerde, Kamp-Lintfort, Rheinberg und Moers. Die CDU-Fraktion im Kreis hatte im Vorfeld des Ausschusses die Verwaltung um eine vergleichende Darstellung der finanziellen Zuwendungen gebeten und Antwort erhalten.
Tagespflege im Kreis Wesel: Unterschiede bei den Stundensätzen
„Bundes- und Landesrecht haben den Jugendämtern Spielraum in der Ausgestaltung der Finanzierung der Kindertagespflege vor Ort gelassen“, erläutert die Verwaltung darin. Unterschiede würden sich demnach etwa bei den Stundensätzen im Kreis Wesel ergeben, wenn die Qualifikation der Kindertagespflegeperson für die Höhe der Vergütung entscheidend ist. Auch die Höhe der Stundenpauschalen, sie rangiert etwa zwischen 5,63 Euro und 6,50 Euro, sowie die Höhe der Zuschläge sei unterschiedlich. Eine gebildete Arbeitsgruppe mit dem Ziel, eine Vereinheitlichung im Kreis zu erwirken, sei gescheitert, berichtete die Verwaltung. Es habe an vielen Kleinigkeiten gehakt, berichten die Jugendamtsmitarbeiterinnen.
Die Verwaltung möchte aber für die in ihrem Zuständigkeitsbereich tätigen Tagespflegepersonen nachjustieren, aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten, wie auch Ralf Berensmeier, zuständiger Dezernent, anführt. Das Ziel: eine Anpassung der Vergütung zum 1. Januar 2024. Dazu hat die Verwaltung nun im Ausschuss ein interfraktionelles Gespräch angeregt, die Politik ist dafür. „Tagespflegepersonen sind wichtig, sie schaffen Flexibilität, wir schätzen ihre Arbeit“, führte Raimund Sicking (CDU) aus, warum sie so dringend gebraucht werden.