Kreis Wesel. Telefonbetrug gehört zu den kriminellen Dauerbrennern im Kreis Wesel. Nun wird auch Künstliche Intelligenz eingesetzt. Das rät die Polizei.
Sie gehören schon seit langer Zeit zu den Dauerbrennern unter den Polizeimeldungen: Trickbetrüger, die per Telefon vornehmlich Seniorinnen und Senioren um ihr Erspartes bringen, und das mit perfiden Methoden: Schockanrufe, der oftmals benutzte Enkeltrick oder falsche Polizisten, die vor vermeintlichen Einbrechern oder „komischen Leuten“ im Wohnumfeld warnen. Mittlerweile setzen die Kriminellen auch zunehmend Künstliche Intelligenz (KI) ein.
Polizei im Kreis Wesel: Taten gingen 2022 zurück
Die Schäden sind teilweise immens. In der vergangenen Woche wurde eine 83-jährige Frau aus Rheinberg um Schmuck und einen hohen Geldbetrag gebracht, zuvor hatte eine 84-jährige Neukirchen-Vluynerin Geld in fünfstelliger Höhe verloren.
Die Liste ließe sich beinahe endlos fortsetzen. In trauriger Regelmäßigkeit werden vor allem ältere Menschen Opfer der Betrüger. Und schon lange versucht die Kreispolizei Wesel, die Bevölkerung zu sensibilisieren – auf allen Kanälen und auf jede erdenkliche Art und Weise. Damit es erst gar nicht zur Tat kommt, denn: „Wenn Sie das Geld erstmal abgegeben haben, ist es in der Regel verloren“, sagt Polizeisprecher Björn Haubrok. Sie schalteten Kampagnen im Internet, im Radio und im Fernsehen, wandten sich über Social Media an die Enkelinnen und Enkel, damit Oma und Opa erst gar nicht Gefahr laufen, von den Tätern am Telefon übertölpelt zu werden, sondern einfach sofort auflegen.
Trickbetrug: Polizei versucht auf sämtlichen Wegen zu sensibilisieren
Während der Pandemie stand die Polizei sogar vor den Impfzentren und verteilte Flyer; sie nahm Apotheken, Ärztinnen, Ärzte und Pflegedienste mit ins Boot und macht seit jeher mit Pressemitteilungen auf die Gefahr aufmerksam. Die zumindest etwas kleiner geworden zu sein scheint. So ist die Zahl der bekannt gewordenen Betrugsversuche, die unter dem Oberbegriff „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“ laufen, von 906 im Jahr 2021 auf 613 im Jahr 2022 gesunken.
Die Dunkelziffer lässt sich noch nicht einmal erahnen, zum einen bei den Versuchen, zum anderen bei den vollendeten Taten, die die Polizei für das vergangene Jahr auf 36 beziffert. Dass es einige Fälle gibt, in denen sich Betroffene aus Scham nicht an die Polizei oder Angehörige gewandt haben, dürfte unbestritten sein.
Betrüger nutzen KI: Stimmen von Verwandten werden imitiert
Allerdings weist Björn Haubrok auch darauf hin, dass die meisten Menschen im Kreis Wesel mittlerweile sensibilisiert seien, sich gar nicht erst auf eine Diskussion mit den Betrügern einließen und einfach auflegten. Aber: „Den Betrügern ist das egal, die wählen dann einfach die nächste Nummer.“ Damit sind sie immer noch zu häufig erfolgreich. Und sie entwickeln immer neue Methoden.
Mittlerweile nutzen die Kriminellen auch Künstliche Intelligenz (KI), mit der sie die Stimmen von Angehörigen mit Leichtigkeit imitieren können. In anderen Landkreisen hat es bereits Versuche gegeben, Menschen um ihr Geld zu bringen, indem man ihnen vorgaukelte, am anderen Ende der Leitung sei der Sohn oder der Enkel. Einen nachgewiesenen KI-Betrugsfall hat es laut Polizeisprecher Björn Haubrok noch nicht im Kreis Wesel gegeben. Aber wie mit allen anderen Trends, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein.
Telefonbetrug - Das rät die Polizei im Kreis Wesel
- Die Polizei rät generell zur Vorsicht, wenn Sie jemand telefonisch um Geld bittet. „Legen Sie einfach den Telefonhörer auf, sobald ihr Gesprächspartner, häufig ein angeblicher Polizist, Staatsanwalt oder Enkel, Geld von Ihnen fordert.“ Außerdem ruft die Polizei niemals mit der Telefonnummer 110 an und nimmt auch niemals Geld oder Schmuck in Verwahrung! Auch sollte man sich vergewissern, ob der Anrufer wirklich ein Verwandter ist.
- Und ganz wichtig: „Übergeben Sie niemals Geld an Ihnen unbekannte Personen.“ Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt: Notrufnummer 110! Legen Sie nach einem Gespräch immer auf und rufen dann selbstständig die „110“ an. Lassen Sie sich nicht vom Anrufer zu seinem „Kollegen“ weiter verbinden. Lassen Sie sich am Telefon oder an der Haustür nicht unter Druck setzen! Wenden Sie sich auf jeden Fall an die Polizei, wenn Sie Opfer geworden sind und erstatten Sie eine Anzeige.