Kreis Wesel. Nach fünf Jahren konnte das Berufskolleg Technik auf den Berufsschulcampus ziehen. Drei weitere werden folgen. Kostenpunkt: 138 Millionen Euro
Rund fünf Jahre nach Baustart konnte vor Kurzem mit dem Berufskolleg Technik (BKT) die erste von insgesamt vier Berufsschulen auf den neuen Campus an der Repelener Straße in Moers ziehen. Am Freitag wurde die Schule mit einer Feier eröffnet.
Der Zeitplan war eng getaktet, zwischen Unterrichtsende und Einweihungsfeier lag nur eine knappe Stunde. Dennoch wollten Kreisverwaltung und Schulleitungen unbedingt zeigen, welche Infrastruktur hier bereits gewachsen ist und vor allem: welche Vorteile der Campus den Schülerinnen und Schülern im Vergleich zu den alten Berufsschulstandorten bietet. So hastete man mit einer Gefolgschaft aus Medienvertretern in knapp 30 Minuten durch die Gänge, um einige Höhepunkte des Hauses zu präsentieren.
Viel Licht, ein Lehrerzimmer mit Wohnzimmer-Atmosphäre, dazu freundlich gestaltete Räume, die Praxis und Theorie der einzelnen Berufe miteinander verzahnen, konnte BKT-Schulleiter Peter Dischhäuser sichtlich stolz präsentieren.
Im Unterrichtsraum der Metallbauerinnen und -bauer stehen die Werkbänke am Ende des Raums, der von einer Innenarchitektin gestaltet wurde. Die Räume für Schreiner, Maler und Lackiere sowie Berufskraftfahrer seien ebenso spezifisch gestaltet, sagte Dischhäuser, lotste die Entourage weiter durch die Gänge und sprach von einer „Verbesserung um 200 Prozent“. Christian Graack, Leiter des Mercator-Berufskollegs, das im kommenden Jahr gemeinsam mit dem Hermann-Gmeiner-Berufskolleg und der Berufsfachschule für Pflege und Gesundheit auf den Campus ziehen soll, verglich den Unterschied mit dem „Sprung vom iPhone 1 auf das iPhone 14 Pro“.
Bislang werden hier 1800 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Mit Fertigstellung des Campus-Geländes im kommenden Jahr wird die Zahl auf rund 5000 anwachsen. Sowohl Graack als auch Herman-Gmeiner-Schulleiterin Marlies Zimmermann-Schubert und Peter Dischhäuser stellten die Vorteile und Synergiemöglichkeiten heraus, die der neue gemeinsame Standort allen Schulen in Zukunft bringen soll. Abordnungen von Fachlehrerinnen und -lehrern seien zum Beispiel einfacher, die Wege für die Schüler bei Kooperationen zwischen den Berufsschulen kürzer, und auch die Möglichkeiten, die Jugendlichen in Ausbildung zu bringen größer.
Alle wünschen sich ein „schulkulturelles Zusammenwachsen“, ohne aber die Eigenständigkeit zu verlieren. Jede Schule habe einen eigenen Eingang und eine andere Innenfarbe, sagte Peter Dischhäuser, der aber auch immer wieder die verbindende Kraft dieses neuen Campus-Standortes in Moers betonte, die Marlies Zimmermann-Schubert aufnahm: Hier fühle sich jeder wohl, „ob 16 oder 36 Jahre alt“.
Dass der Kreis viel Geld - am Ende sollen es 138 Millionen Euro sein - für die berufliche Bildung in die Hand genommen habe, sei ein gutes Signal, sagte Peter Dischhäuser, nicht zuletzt wegen des riesigen Fachkräftemangels. Und das, was man hier bieten könne, „hätte manche Hochschule gerne.“ Nicht nur die: In den kommenden Jahren werden auch die Berufskollegs in Dinslaken und Wesel neu, um- und angebaut. Und vor allem die technische Ausstattung dürfte dann das Maß der Dinge sein.