Kreis Wesel. Die Theater im Kreis Wesel stehen vor dem Saisonstart, ihre Spielpläne wecken Vorfreude. Was die verschiedenen Bühnen bald bieten.

Intendant Mirko Schombert freut sich schon: Am 2. September geht für die Burghofbühne Dinslaken die neue Theater-Spielzeit los – mit einer Premiere in der heimatlichen Kathrin-Türks-Halle. „Good bye, Lenin“, als Film ein Riesenerfolg, wird auch als Theaterstück unter der Regie von Maja Delinić ein Hit, glaubt Schombert: „Das Stück über den Zusammenbruch der DDR ist berührend, humorvoll und heute genauso aktuell wie vor 30 Jahren“. Wer es nicht zur Premiere schafft, hat die Chance, die Dinslakener Truppe damit in der Kamp-Lintforter Stadthalle zu sehen, am 27. September.

Überhaupt sollte, wer gern ins Theater geht, nicht nur nach Dinslaken und Moers schauen, wo die beiden Theaterensembles des Kreises angesiedelt sind. Die Kamp-Lintforter und die Rheinberger Stadthalle und das Städtische Bühnenhaus Wesel inszenieren zwar nicht selbst, doch sie bieten vom Schauspiel über die Komödie bis zum Kabarett so manches Highlight. Und auch in der Kathrin-Türks-Halle in Dinslaken ist neben den Produktionen des „eigenen“ Ensembles das eine oder andere interessante Stück zu sehen.

Die Rheinberger Stadthalle setzt ganz auf Humor – auf Comedy und Komödie. Im benachbarten Kamp-Lintfort sowie auch in der Dinslakener Kathrin-Türks-Halle stehen außerdem ein paar nachdenkliche Stücke auf dem Spielplan. Das breiteste Spektrum und den umfangreichsten Spielplan hat das Weseler Bühnenhaus anzubieten, das darüber hinaus spannendes Studiotheater auf der Agenda hat.

Schlosstheater Moers startet mit Brecht in die Saison

Für das Schlosstheater in Moers beginnt die Saison am 31. August, mit der Premiere von Bertold Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“. Dramaturgin Sina Corsel freut sich ganz besonders darauf, denn Brechts Parabel über die Ausbeutung des Menschen ist ihre erste Arbeit in Moers. Regie führt Intendant Ulrich Greb, man darf sich also auf viele Bezüge zur Gegenwart gefasst machen. Sehr gespannt sein darf man auf „Pygmalion oder my Fairest Lady“. Greb hat dafür erneut Regisseur Damian Popp eingekauft, der im vergangenen Jahr mit Rosa von Praunheims „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ einen furiosen Einstand in Moers gegeben hat. Streng an George Bernard Shaws Vorlage halten wird Popp sich garantiert nicht. Den Premierentermin am 3. Mai 2024 sollte sich notieren, wer gern innovatives, nicht allzu biederes Theater mag.

Auch die Burghofbühne hat Damian Popp eingekauft, für „Jeeps“. So heißt die Satire, die in einem Jobcenter spielt und bei der es ums Erben und um Gerechtigkeit geht. Premiere ist am 6. Januar 2024 in der Kathrin-Türks-Halle, und das Städtische Bühnenhaus Wesel wird das turbulente Stück am 16. Februar ebenfalls zeigen. Rheinberg hat bewährte Namen des Humors eingekauft, von Bernd Stelter über Hausmeister Krause bis zu Herbert Knebels Affentheater (das auch in Wesel und Kamp-Lintfort zu sehen sein wird). Für Rheinberger ABBA-Fans wird zweifellos „Dancing Queen“ am 1. Dezember ein Muss sein, eine Cover-Show mit den Karriere-Höhepunkten des schwedischen Quartetts.

Literatur, Kabarett, Krimi, Komödie und Klassiker

Wer Inszenierungen literarischer Vorlagen mag, sollte Bernhard Schlinks „Der Vorleser“ nicht verpassen. Der Film mit Kate Winslet war sehr gelungen – mal schauen, was das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel daraus macht. Zu sehen am 16. Januar in der Dinslakener Kathrin-Türks-Halle und am 4. Februar in der Stadthalle Kamp-Lintfort. Die hat im Übrigen einen besonderen Leckerbissen auf dem Spielplan: Am 9. Februar wird Christian Ehring mit „Stand jetzt“ erwartet. Ehring ist live meist noch um einiges besser als auf dem Bildschirm – weil er Kabarett kann und obendrein ein ausgezeichneter Pianist ist. Und Kamp-Lintforter Krimi-Fans dürfen auf Sebastian Fitzeks „Passagier 23“ gespannt sein – das Berliner Kriminaltheater ist damit zu Gast.

Die Anhängerschaft echter Klassiker kommt im Kreis auch nicht zu kurz: Shakespeares „Macbeth“ steht in der Kathrin-Türks-Halle auf dem Plan und die Burghofbühne inszeniert Cervantes „Don Quijote“. Was dann später auch in Wesel zu sehen sein wird, allerdings vom Neuen Globe Theater Potsdam. Eingefleischte Theater-Gänger sind zum Vergleichen eingeladen, meint Wesels Theater-Chef Paul Borgardts. Der freut sich ganz besonders auf zwei Gastspiele: auf den Klassiker „Emilia Galotti“ von Gottfried Ephraim Lessing und auf das Schauspielspektakel „In 80 Tagen um die Welt“, womit das Städtische Bühnenhaus seine Schauspiel-Reihe am 21. Oktober eröffnet.

In Moers gab es jetzt einen ersten Blick auf die Umsetzung des Brecht-Stücks Der gute Mensch von Sezuan. Im Bild Leonardo Lukanow, Marissa Möller, Dramaturgin Sina Corsel, Magdalena Artelt, Intendant Ulrich Greb und Mathhias Hesse.
In Moers gab es jetzt einen ersten Blick auf die Umsetzung des Brecht-Stücks Der gute Mensch von Sezuan. Im Bild Leonardo Lukanow, Marissa Möller, Dramaturgin Sina Corsel, Magdalena Artelt, Intendant Ulrich Greb und Mathhias Hesse. © Funke Foto Services | Volker Herold

Kinder- und Jugendtheater in der Region

Das Bühnenhaus Wesel wird am 7. November mit „Pinnochio“ von der Burghofbühne die Reihe Kinder- und Jugendtheater einläuten. Außerdem hat Theaterchef Borgardts unter anderem Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ und das Familienmusical „Nils Holgersson“ eingekauft. In der Kathrin-Türks-Halle dürfen sich Kinder schon am 14. September über den Kater Findus und seinen Freund Pettersson freuen, inszeniert vom Jungen Theater Bonn. Und das Junge Schlosstheater Moers eröffnet am 15. September die Saison mit „Der Räuber der Herzen“. Darin kombiniert Autor Bonn Park Elemente von Friedrich Schillers „Die Räuber“ - mit Motiven aus dem Gangsterfilm „Ocean’s Eleven“. Als besonderes Juwel der Spielzeit am Schlosstheater liegt Dramaturgin Sina Corsel die Uraufführung des Kinderstücks „Flunkeln im Dunkeln“ am Herzen, das erste Theaterstück des erfolgreichen Kinderbuchautors und Illustrators Kai Pannen: „Ich bin gespannt, wie der Anglerfisch Gunnar und sein bester Freund Oktopus Enrico den „richtigen“ und gemeinsamen Grad zwischen Lüge und Ehrlichkeit finden“.