Kreis Wesel. Sommersaison und Unsicherheiten der Unternehmen wegen des Krieges beeinflussen den Arbeitsmarkt im Kreis Wesel. Wie sich die Zahlen entwickeln.
Im Juni hat die Arbeitslosigkeit im Kreis Wesel zugenommen, saisonal bedingt, wie Barbara Ossyra, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Wesel einordnet. So haben die Schulferien früh begonnen, im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit meldeten sich fertig gewordene Auszubildende vorübergehend arbeitslos. „Damit endet vorerst die Frühjahrsbelebung, die sich in diesem Jahr etwas schwächer gezeigt hat“, so Ossyra.
Grundsätzlich aber habe sich der Arbeitsmarkt im ersten Halbjahr 2023 angesichts der vielfältigen Belastungen stabil und mit einem guten Beschäftigungsniveau gezeigt. In Folge des Ukrainekrieges standen und stehen bei zahlreichen Unternehmen Unsicherheiten bezüglich der Energiekosten und der Materiallieferungen im Fokus. „Das hat von Januar bis Juni zu mehr Entlassungen und nicht verlängerten befristeten Arbeitsverträgen als letztes Jahr geführt. Die aktive Suche nach Arbeitskräften war weniger ausgeprägt und jetzt im Sommer werden erfahrungsgemäß weniger Stellen gemeldet“, so Ossyra.
Gleichwohl gebe es günstige Rahmenbedingungen für Menschen, die Arbeit suchen oder ihre Stelle wechseln müssen. „Der Arbeits- und Fachkräftebedarf betrifft mittlerweile verschiedene Branchen, sodass motivierte Bewerberinnen und Bewerber bei den Personalverantwortlichen gerne gesehen sind.“ Davon profitierten demnach im ersten Halbjahr 2023 auch arbeitslose Menschen, die häufiger den Wechsel in den ersten Arbeitsmarkt geschafft hätten als im ersten Halbjahr 2022. Ossyra führt das unter anderem auf berufliche Weiterbildungen zurück, in die die Agentur gezielt investiere. „Wer dazu bereit ist, kann so eine Phase der Arbeitslosigkeit nutzen und seine individuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig verbessern. Dieses Vorgehen werden wir im zweiten Halbjahr fortsetzen.“
Die Zahlen für den Kreis Wesel
16.752 Frauen und Männer waren im Juni 2023 arbeitslos gemeldet, das sind 385 mehr als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 2112 Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent (Vorjahr 6,0).
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Agentur für Arbeit, SGB III) nahm die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 237 Betroffene auf 4698 zu. Gegenüber dem Vorjahresmonat sind das 425 mehr. Im Bereich der Grundsicherung (Jobcenter, SGB II) werden aktuell 12.054 arbeitslose erwerbsfähige Hilfebedürftige betreut, 148 mehr als im Vormonat und ein Plus von 1687 im Vergleich zum Vorjahr. Im Juni ‘23 waren im Kreis Wesel 868 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit arbeitslos gemeldet.
Ende vergangenen Jahres, das sind die aktuell verfügbaren Daten, waren im Kreis Wesel 145.559 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 1631 Personen mehr als im Dezember 2021. Die stärksten Beschäftigungszuwächse verzeichneten die Bereiche Sonstige Wirtschaftliche Dienstleistungen, Heime und Sozialwesen sowie das Gesundheitswesen.
Aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt meldeten sich 764 Personen arbeitslos, seit Jahresbeginn waren es 5338. Gleichzeitig verabschiedeten sich 658 Frauen und Männer aus der Arbeitslosigkeit, sie fanden einen Platz am ersten Arbeitsmarkt. Hier waren es im ersten Halbjahr insgesamt 4101 Personen.
Im Juni meldeten die Unternehmen im Kreis Wesel 307 neue Stellen, seit Jahresbeginn waren es 1943. Aktuell sind insgesamt 1518 Stellen zu besetzen.