Kreis Wesel. Zum Osterfest gehört ein Osterfeuer, so ist es Brauch. Warum Kreisbrandmeister Udo Zurmühlen sie am liebsten verbieten würde.
Ostern ist nah – etliche Osterfeuer werden rund um den 9. April in den 13 Kommunen des Kreises Wesel entzündet. Ginge es nach Kreisbrandmeister Udo Zurmühlen, wären diese traditionellen Osterfeuer verboten. „Sie verschmutzen die Umwelt, es werden häufig Dinge verbrannt, die nicht verbrannt werden dürfen“, sagt er. Außerdem gehöre Müll ordentlich entsorgt, „man darf nichts verbrennen“. Ausnahmen gibt es nur für Brauchtumsveranstaltungen, für Zurmühlen ein Deckmantel. „Es ist sicherlich schön, wenn sich Nachbarn und Vereine treffen“, so der Kreisbrandmeister auf Anfrage, „aber was da alles zum Anzünden benutzt wird und was verbrannt wird, das geht nicht“.
Beschichtetes Holz und Paletten gehören nicht auf ein Feuer, auch Reifen und andere Abfälle sind tabu, giftige Dämpfe entstehen. Die Kreispolizei bekomme von den Kommunen eine Liste der angemeldeten Brauchtumsfeuer und der Anmelder. Nach Auskunft von Sprecherin Andrea Margraf kümmert sie sich nur dann um die Veranstaltungen, wenn es einen Hinweis darauf gibt, dass Müll verbrannt wird. Baumschnitt, Strauchschnitt und unbehandeltes Holz sind zulässig.
Mindestabstände zu Häusern, Straßen und Wäldern dienen der Sicherheit
Zudem sei die Unfallgefahr hoch, sagt Zurmühlen, weil sich viele nicht an die Regeln hielten. Er kritisiert, die Feuer würden zu dicht an Gebäuden oder am Wald angezündet, blieben häufig nachts unbeaufsichtigt, „meine persönliche Meinung ist: besser sein lassen“. Ein Brauchtumsfeuer muss bei den örtlichen Ordnungsämtern angemeldet werden und genehmigt sein. Der Mindestabstand zu Gebäuden beträgt 100 Meter, zu Straßen und Bahnlinien 50 Meter. Die Feuerwehr empfiehlt einen Durchmesser von höchstens sechs Metern und eine Höhe von maximal 3,50 Metern. Rund um das Feuer sollte ein 15 Meter breiter Ring freigelassen werden – kein Bierstand und kein Grill beispielsweise soll hier stehen. Und klar: Auch nach der Feier sollte das Feuer kontrolliert sein.
Jahr für Jahr appellieren Naturschützer, das Material erst recht spät aufzustapeln und unmittelbar vor dem Anzünden noch einmal vorsichtig umzuschichten: „Viele Tiere, so zum Beispiel der Hase und die Spitzmaus, nutzen die entstehenden Reisighaufen als Unterschlupf. Einige Vögel brüten sogar in den geschichteten Haufen“, warnt beispielsweise der Nabu. Todesfallen für Igel, Kröten, Kaninchen & Co. also. Den Tieren sollte die Chance gegeben werden, das Material unbeschadet zu verlassen.
Auf eine Liste der angemeldeten Osterfeuer, wie es sie in der Vergangenheit gab, verzichtet die Kreisleitstelle in diesem Jahr. „Es ist sehr aufwendig und die Listen sind nie komplett. Viele Leute zünden ein Feuer unangemeldet an“, sagt Kreisbrandmeister Udo Zurmühlen. In der kommenden Woche wird es ein Treffen der Ordnungsamtsleiter mit dem Kreis geben, die Feuer stehen dann auch auf der Tagesordnung.
Die ersten Osterfeuer waren christlich und sind seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar
Allein ist Kreisbrandmeister Zurmühlen mit seiner Haltung zu den Brauchtumsfeuern nicht. Ein Blick in die Geschichte: Martin Luther lehnte sie laut LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte ebenfalls ab, wenn auch aus anderen Gründen. „Päpstlich und heidnisch“ seien sie. Deshalb sei in evangelisch geprägten Regionen lange Zeit die Feuersegnung verboten gewesen. Auch die Katholiken haderten mitunter mit dem christlichen Brauch: Der LVR zitiert den Kölner Erzbischof im Jahr 1788, dass „bei dieser Gelegenheit durch den Zusammenlauf des jungen Volkes beim dunklen Abend mancher Unfug vorginge“. Erfolgreich waren die Gegner bislang nicht: Die christlichen Osterfeuer sind seit dem 12. Jahrhundert verbrieft als Lichtfeier mit Segnung des Feuers und Entzünden der Osterkerze. Später, seit dem 14. Jahrhundert, habe es auch profane Feuer gegeben, so der LVR, Freudenfeuer, bei denen das Feiern im Vordergrund stand. Kritik konnte dem Brauch über Jahrhunderte nichts anhaben.