Kreis Wesel. „Schweigen schützt die Falschen.“ Der Kreissportbund Wesel möchte einem landesweiten Qualitätsbündnis gegen sexualisierte Gewalt beitreten.

Der Sportverein als sicherer Hafen, das war und ist die Wunschvorstellung, wenn Eltern ihre Kinder zum Fußball, Schwimmen oder Turnen schicken. In geschütztem Raum und unter geschulter Aufsicht Sport zu treiben, Freunde zu finden und seine Persönlichkeit zu entwickeln und zu stärken, ist umgekehrt der Anspruch, dem sich Sportverbände und -vereine verschrieben haben. Dass diese Strukturen durchlässig sind, wenn man nicht aufpasst, nicht achtsam ist, das zeigte zuletzt die schockierende und aufwühlende ARD-Dokumentation über jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch in der deutschen Schwimmszene, der erst jetzt in seiner gesamten Dimension erfasst wurde.

Kreissportbund Wesel unternimmt viel im Kampf gegen sexualisierte Gewalt im Sport

Erschütternd, und doch nur „die Spitze des Eisbergs“, sagt der Kreissportbund Wesel (KSB). Er ist laut eigener Aussage schon lange damit beschäftigt, die eigenen Strukturen immer weiter zu verbessern, um sexualisierte Gewalt, ob körperlich oder verbal, zu verhindern. Den Handlungsrahmen dazu steckt der Landessportbund ab. Mit polizeilichen Führungszeugnissen etwa, die von Trainerinnen und Trainern verlangt werden oder einem Ehrenkodex für Sport-Mitarbeiterinnen und –Mitarbeiter sowie Betreuerinnen und Betreuer. Die freiwillige Selbstverpflichtung enthält Verhaltensregeln im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und wird bei allen Lizenzausbildungen des Landessportbundes NRW von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern verbindlich unterzeichnet.

„Es passiert schon viel“, sagt Denise Boymann vom KSB, der an der Mitgliedschaft im „Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport“ arbeitet. Dazu hat der KSB-Vorstand einen Handlungsleitfaden erstellt, der derzeit bei der zuständigen Koordinierungsfachstelle des Landessportbundes in Gelsenkirchen liegt und eine umfassende Risikoanalyse beinhaltet.

„Der Leitfaden ist nur für uns“, stellt Denise Boymann klar. Zwar könne er eine Orientierung für die rund 475 Sportvereine geben, die man im Kreis Wesel vertrete, aber die Vereinssituation sei so bunt und unterschiedlich, dass man keinen verbindlichen Handlungsrahmen für alle erstellen könne. „Jeder Verein muss für sich individuell eine Risikoanalyse durchführen.“

Vereine, die dem Qualitätsbündnis beitreten möchten, bekommen Unterstützung von den LSB-Koordinierungsstellen. Als Mitglieder des Bündnisses haben die Vereine laut LSB die Möglichkeit, „maßgeschneiderte Qualitätsstandards zur Prävention und Intervention“ gemeinsam zu entwickeln und innerhalb der Vereinsstruktur zu installieren. Das Ziel: Enge Vernetzung und der Austausch von Fachwissen.

So sollen nachhaltige Strukturen entstehen, die sexualisierte Gewalt in Vereinen bestenfalls von Grund auf verhindert, aber auch ein sicheres und vertrauensvolles System aufgebaut werden, das betroffene Personen auffängt und ihnen schnell hilft, falls es zu einem Fall sexualisierter Gewalt gekommen ist. Das sei wichtig, sagt Denise Boymann und zitiert dazu das Motto der generellen Kampagne, mit der sich der Landessportbund gegen sexualisierte Gewalt im Sport einsetzt: „Schweigen schützt die Falschen!“

>>>Kontakt und Info<<<
Der Kreissportbund Wesel vertritt laut eigener Aussage rund 475 Vereine mit etwa 125.000 Sportlerinnen und Sportlern. Informationen auf: www.ksb-wesel.de

Der Landessportbund fördert eine bundesweite Studie mit dem Titel „Sicher im Sport“, die sich mit sexualisierten Grenzverletzungen, Belästigung und Gewalt im Breitensport befasst. 4400 Vereinsmitglieder wurden dazu befragt. Die Auswertung habe ergeben, dass das Thema virulent sei. Mehr Informationen zum Kampf gegen sexualisierte Gewalt im Sport gibt es unter https://www.lsb.nrw