Kreis Wesel. Kommt es tatsächlich zu einer Gas- oder Stromnotlage? Auch der Kreis Wesel muss sich derzeit mit diesem Szenario beschäftigen. Das ist der Stand.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine Energiekrise ausgelöst. Die Preise für Strom und Gas schießen in die Höhe, hinzu kommt die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage. Zudem ist die Gaslieferung aus Russland kürzlich erneut gedrosselt worden. Kommt es im Herbst und Winter tatsächlich zu einer Notlage? Zumindest ist es ein Szenario, mit dem sich auch die Kreisverwaltung Wesel derzeit beschäftigen muss. „Wir haben noch kein fertiges Konzept, befinden uns aber mit den verschiedenen Akteuren in Gesprächen“, erklärt der zuständige Dezernent Lars Rentmeister auf Nachfrage dieser Redaktion.

Konkret heißt das: Die Kreisverwaltung kommt bei Terminen mit den Gas- und Stromversorgern im Kreis zusammen, außerdem mit den Ordnungsämtern der kreisangehörigen Kommunen. Der Kreis Wesel nimmt bei diesem Thema eine koordinierende Funktion ein. Als Kreisverwaltung sei man in einer Sandwichrolle, sagt Rentmeister.

Kreis Wesel und die Kommunen sind im engen Austausch

Denn vor Ort seien vor allem die Kommunen die Experten. Etwa bei der Einschätzung, wie viele Menschen unter Umständen bei einer möglichen Notlage nicht mehr heizen können. Oder wo es mögliche Anlaufstellen und geeignete Liegenschaften geben könnte, sollten Menschen sich dort im Warmen aufhalten müssen. Rentmeister verweist auf die unterschiedlichen Voraussetzungen in den Städten und Gemeinden des Kreises. Darüber wolle man sich in den Gesprächen nun einen Überblick machen.

Zwei Jahre Pandemie, nun kommt auch noch das Thema Energie: Lars Rentmeister ist beim Kreis zuständiger Dezernent. (Archivfoto)
Zwei Jahre Pandemie, nun kommt auch noch das Thema Energie: Lars Rentmeister ist beim Kreis zuständiger Dezernent. (Archivfoto) © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ende Juli habe der Kreis einen Erlass aus dem Innenministerium erhalten und an die einzelnen Kommunen weitergegeben. Zentrale Fragen sind zum Beispiel: Wie kann die Kommunikation sichergestellt werden? Wie sieht eine Notbesetzung bei der Feuerwehr aus? Wie lässt sich Energie in den Liegenschaften einsparen? Weitere Fragen betreffen etwa die sogenannte kritische Infrastruktur: Wie heizen zum Beispiel die acht Krankenhäuser im Kreis? Wie sieht es in Alten- und Pflegeheimen aus?

Es gilt, so viele Aspekte und Bereiche wie möglich im Blick zu behalten. Er habe sich kürzlich noch mit dem Kreisveterinär unterhalten. Der habe darauf aufmerksam gemacht, dass die Mastbetriebe mitunter auch mit Gas heizten. Ebenfalls ein relevanter Bereich. Das habe man nicht immer gleich auf dem Schirm, so Rentmeister. Klar wird aber auch: Wie viel Einfluss der Kreis schlussendlich tatsächlich hat und nehmen kann, bleibt abzuwarten. Vieles laufe auf Bundesebene. Bei einer Mangellage schreien schließlich alle nach Notstromaggregaten, sagt Rentmeister. Das Problem sei, dass auch die Energieversorger an der Entscheidung der Bundesnetzagentur hängen.

Energiesparen: Kreisverwaltung ist bei eigenen Liegenschaften gefragt

Was aber kann getan werden? Die Grünen im Kreis haben kürzlich die Verwaltung beim Thema Energiesparen in die Pflicht genommen. Angesichts der sich abzeichnenden Energiekrise in der Bundesrepublik Deutschland „sind wir alle aufgefordert, Energie einzusparen“, sagte der Fraktionsvorsitzende Hubert Kück und sprach explizit den Kreis an, der als Eigentümer zahlreicher Liegenschaften mit gutem Beispiel vorangehen solle.

Deshalb habe man einen Antrag eingebracht, um kurzfristig umsetzbare Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Auch konkrete Vorschläge wie die Senkung der Raumtemperatur auf einen zulässigen Mindestwert in Büro- und Klassenräumen von 20 Grad oder die Abschaltung der zentralen Warmwasserbereitung in Sporthallen und Sportstätten während zukünftiger Ferienzeiten nannten sie.

Das Thema liege aktuell bei der Liegenschaftsverwaltung, sagt Rentmeister. Relevante Gebäude sind neben dem Kreishaus, auch die Außenstellen in Moers oder die kreisangehörigen Schulen. Der Kreis-Dezernent nennt nach zwei Jahren Pandemie allerdings auch diese Gemengelage: Einerseits sollte nicht so viel geheizt, andererseits wegen Corona regelmäßig gelüftet werden. Grundsätzlich gilt: „Sehen Sie, wo Sie einsparen können.“