Kreis Wesel. Der FDP-Politiker schlägt ein dreistufiges Preismodell und unkomplizierte Tarifstrukturen vor. Dazu müssten die Verkehrsverbünde aber bereit sein.
Wie der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nach der 9-Euro-Phase aussehen kann und soll, ist eine der Fragen, mit der sich Bundes- und Landespolitik in der parlamentarischen Sommerpause beschäftigen. Klar scheint bereits, dass es eine reine Fortführung des staatlich subventionierten Günstig-Tickets nicht mehr geben wird. Dass der ÖPNV aber dringend reformiert werden muss, dessen ist sich auch Bernd Reuther im Klaren.
Der Kreis Weseler Bundestagsabgeordnete und verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion weist im Gespräch mit der Redaktion darauf hin, dass der Bund bereits eine Erhöhung der Regionalisierungsmittel zur Finanzierung des Schienenpersonennahverkehrs angekündigt habe. „Aber ein grundsätzliches 9-Euro-Ticket aus dem Bundeshaushalt ist nicht finanzierbar“, so Reuther weiter.
Der FDP-Politiker glaubt auch nicht, dass das Billig-Ticket die alleinige Lösung für einen funktionierenden ÖPNV ist. Zumal die Nutzerinnen und Nutzer „nicht jeden Tag mit dem 9-Euro-Ticket aus dem Kreis Wesel an die Nordsee fahren wollen“. Viel wichtiger ist es in seinen Augen, die Tarifstrukturen zu vereinfachen.
Dass die Fahrgäste sich nicht mehr mit den unterschiedlichen Tarifen und wechselnden Verkehrsverbünden in Land und Bund auseinandersetzen müssten, mache das 9-Euro-Ticket seiner Meinung nach in erster Linie so erfolgreich, so Reuther, der für die 9-Euro-Nachfolge ein dreistufiges Preismodell vorschlägt. Es deckt einzelne Regionen komplett ab: „Kreis Wesel, NRW, Deutschland.“
Die Ticketnutzung dürfe keine komplizierte Wissenschaft mehr sein, sagt Bernd Reuther. Dafür fordert er eine viel engere Kooperationen zwischen den einzelnen Verkehrsverbünden, die oftmals „ihr eigenes Süppchen kochen“. Dort müsse man den Hebel ansetzen.
Die Hoheit über die Verkehrsverbünde haben die Länder. „Und der neue Verkehrsminister in NRW hat ja bereits angekündigt, den Personennahverkehr verbessern zu wollen“, sagt Reuther. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Bündnis 90/Grüne) hat sich bereits für ein Nachfolgeangebot ausgesprochen. Und auch er sieht den Erfolg des Tickets nicht primär in seinem Preis, sondern in seiner Einfachheit begründet, mit der die Fahrgäste den deutschlandweiten ÖPNV nutzen können.
Eine Bund-Länder-Gruppe berät noch bis zum Herbst, wie man den ÖPNV einfacher und attraktiver machen kann. Bis zu den Ergebnissen müsse man zunächst warten, so Reuther, ebenso auf die Erhebungen dazu, in welchen Bereichen und auf welche Weise das 9-Euro-Ticket besonders stark genutzt wurde.