Kreis Wesel. Stress, hohe Belastung und Erschöpfung: Schul- und Kitaschließungen haben in den Kreis-Weseler Familien Spuren hinterlassen. Fachleute berichten.

An Kindern, Jugendlichen, vielen Familien ist die Pandemie nicht spurlos vorbeigegangen. Was viele bereits vermuteten, belegt nun der Arbeitsbericht 2021 der sechs Beratungsstellen für Eltern, Jugendliche und Kinder im Kreis Wesel in Dinslaken, Moers, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Xanten und Wesel. Während der Schulschließungen seien die emotionalen und organisatorischen Belastungen der Familien so groß gewesen, dass Konzentrationsprobleme oder Leistungsstörungen in den Hintergrund traten. Allerdings konnten die Berater mangels Kontakt nicht mit den Kindern sprechen und Diagnosen stellen. Die Doppelbelastung aus Homeoffice und Homeschooling führten zu enormem Stress und letztlich zur Erschöpfung in den Familien.

Kinder aus benachteiligten Familien haben große Probleme

Als die Schulen öffneten, konnten die Berater wieder persönlich mit Kindern und Jugendlichen sprechen. Das Ergebnis überrascht nicht: Kinder, die von ihrer Familien viel Unterstützung erhielten, haben die schulfreie Phase besser verkraftet als solche aus sozial und wirtschaftlich benachteiligten Familien oder aus einem Elternhaus, das beruflich durch die Pandemie besonders belastet war.

Die Pandemie hat zudem schwierige Situationen teils eskalieren lassen. In Trennungssituationen und durch die Diskussion um die Anpassung an die Corona-Regeln sei es zu Überforderung gekommen, Konflikte haben sich zugespitzt. Häufig so sehr, dass die Beratungsstellen in allen Standorten mit den Jugendämtern zusammenarbeiteten. Es ging darum, zusätzliche Hilfe anzubieten, aber auch das Kindeswohl sicher zu stellen.

Kinder und Jugendliche veränderte die Pandemie. Viele kleinere Kinder reagierten auf die Kita-Schließungen mit Entwicklungsverzögerungen. Sie hatten Probleme, sich von den Eltern zu lösen und schulrelevante Fähigkeiten zu entwickeln, so der Bericht. Jugendliche litten durch die Schulschließungen zunehmend unter depressiven Stimmungen, Vereinsamung und Ängsten. Als Schulen öffneten, stellten die Berater soziale Verunsicherungen und Schwierigkeit fest, sich wieder in ein geordnetes und harmonisches Miteinander einzufügen. Viele Jugendliche zogen sich im Lockdown und darüber hinaus ins Private und in virtuelle Welten zurück.