Kreis Wesel. Neue Vorgaben für Offenen Ganztag und höherer Bedarf: Der Kreis Wesel möchte die Förderschulen in Kamp-Lintfort und Voerde neu bauen.
Die Förderschulen im Kreis Wesel kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. Das liegt zum einen an neuen gesetzlichen Vorgaben zum Offenen Ganztag, zum anderen an veränderten pädagogischen Konzepten und einem Anstieg der Schülerzahlen. Um die kreiseigenen Förderschulen für die Zukunft aufzustellen, hat der Kreis eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die Grundlage für eine Beschlussvorlage wurde, über die der Kreisausschuss am kommenden Donnerstag beraten soll.
Demnach möchte der Kreis die Förderschulstandorte in Voerde (Janusz-Korczak-Schule) und in Moers (Erich-Kästner-Schule) von den Kommunen kaufen. Dazu sollen die Schulen in Voerde und in Kamp-Lintfort (Schule am Niederrhein) neu gebaut werden.
Die Schule am Niederrhein soll in Kamp-Lintfort auf dem kreiseigenen Gelände angesiedelt werden, auf dem derzeit noch die Berufsfachschule für Pflege und Gesundheit sowie die Dependance des Hermann-Gmeiner Berufskollegs untergebracht sind, die aber 2023 auf den neuen Berufsschulcampus in Moers ziehen sollen. Für die Dauer der Bauarbeiten soll der Kreis den Mietvertrag mit der Stadt Kamp-Lintfort für den bisherigen Schulstandort an der Friedrich-Heinrich-Allee verlängern.
Die Nachfrage wird in den kommenden Schuljahren steigen
Ausschlaggebend für die Planungen ist unter anderem das Ganztagsförderungsgesetz, das jedem Kind im Grundschulalter ab 2026 stufenweise einen subjektiven Anspruch auf ganztägige Förderung einräumt. Ab 2029 sollen alle Kinder der Klassen 1 bis 4 diesen Anspruch haben können.
Die Inanspruchnahme ist nicht verpflichtend, der Schulträger muss aber die Kapazitäten vorhalten. Laut Verwaltungsvorlage werden im Schuljahr 22/23 voraussichtlich rund 165 Schülerinnen und Schüler das bereits bestehende Angebot der offenen Ganztagsschule nutzen. Allerdings ist die Nachfrage bereits jetzt höher als das Angebot. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass 2029 rund 700 Schülerinnen und Schüler der Förderschulen den Offenen Ganztag nutzen.
Hinzu kommt ein gesteigerter Schulplatzbedarf. Die Verwaltung geht davon aus, dass bis zum Jahr 2032 ein Mehrbedarf von 354 Plätzen an den kreiseigenen Förderschulen entsteht. Damit würden dort in zehn Jahren insgesamt 1724 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
Die Neubaupläne in Voerde und Kamp-Lintfort sind teuer. In Kamp-Lintfort würde der Neubau rund 45 Millionen Euro und in Voerde 47 Millionen Euro kosten. Hinzu käme der Ankauf der Standorte in Moers und Voerde.
Die Mitglieder im Schulausschuss meldeten Beratungsbedarf an und schoben den Beschlussvorschlag schließlich in den Kreisausschuss. Möglich, dass das Thema ohne Vorbeschluss an den Kreistag geht.