Kreis Wesel. Eröffnung mit Schnee, viel Dank und kurzfristige Vorgaben: Seit einem Jahr läuft die Corona-Impfkampagne im Kreis Wesel. Wie ist es gelaufen?

Vor genau einem Jahr öffnete das Impfzentrum in der Niederrheinhalle in Wesel. Innerhalb kürzester Zeit hatten die Städte und Kreise die Infrastruktur für die große Impfkampagne im Kampf gegen das Coronavirus aufbauen müssen. Inzwischen werden neben Erst- und Zweit- außerdem Booster- und Kinderimpfungen vergeben - auch an Impfstellen in Moers, Dinslaken und Kamp-Lintfort. Der Leiter der Koordinierenden Covid-Impfeinheit im Kreis Wesel, Jan Höpfner, hat unsere Fragen beantwortet:

Wie blicken Sie auf die Anfänge der Impfkampagne zurück?

Jan Höpfner: Nachdem der eigentliche Impfstart durch das Land immer wieder verschoben wurde, sind wir am 8. Februar 2021 endlich gestartet. Unser großes Glück war und ist es, dass uns die Niederrheinhalle zur Verfügung steht. Unsere größte Herausforderung bestand darin, innerhalb kürzester Zeit mit einem Messebauer die komplette Halle als Impfzentrum zu ertüchtigen (Einrichtung von Kabinen, Komplettbau eines Labors, Verlegung von desinfizierbaren Böden, EDV-Vorbereitung). Ebenso musste mit Unterstützung der Hilfsorganisationen DRK und Malteser das gesamte Personal gefunden und geschult werden. Gleiches galt für die Kassenärztliche Vereinigung.

Gab es einen besonderen Moment, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Die Eröffnung mit dem gleichzeitigen Schneechaos. Die Leute sind bis zu drei Stunden vor ihrem Termin zum Beispiel aus Xanten gekommen, weil sie die Fahrzeiten nicht abschätzen konnten. Man darf nicht vergessen, dass wir mit den Über-85-Jährigen gestartet haben. Dass sich fast alle auf den Weg gemacht haben, zeigt, wie sehnsüchtig die Impfung erwartet wurde.

Jan Höpfner ist Leiter der Koordinierenden Covid-Impfeinheit im Kreis Wesel.
Jan Höpfner ist Leiter der Koordinierenden Covid-Impfeinheit im Kreis Wesel. © Unbekannt | VolkerWagnerPhotography

Hätten Sie mit einer höheren Impfbereitschaft im Kreis Wesel gerechnet?

Zum Start jeder Impfaktion war eine große Welle von impfbereiten Personen zu befriedigen. Die Impfbereitschaft hat dann mit der Zeit nachgelassen. Das war so zu erwarten und deckt sich mit den Erfahrungen in anderen Regionen.

Wie war das Jahr für Sie und die Mitarbeitenden? Haben Sie auch Anfeindungen erlebt?

Das Jahr war geprägt von viel Dankbarkeit, aber auch häufig kurzfristigen Vorgaben, die wir sofort umsetzen mussten. Als Beispiele sind hier der sofortige Impfstopp mit Astrazeneca bei ausgebuchten Terminen und der gleichzeitig kurzfristigen Wiederaufnahme der Impfungen mit einem alternativen Impfstoff zu nennen. Hier haben unsere Mitarbeitenden immer sehr flexibel, schnell und professionell auf die neuen Gegebenheiten reagiert. Anfeindungen haben wir nicht erlebt. Eher Unverständnis und Ratlosigkeit über einige Entscheidungen der Politik auf Bundes- und Landesebene.

Seit Anfang Dezember 2021 wird im Gesundheitsamt in Moers gegen Coronavirus geimpft.
Seit Anfang Dezember 2021 wird im Gesundheitsamt in Moers gegen Coronavirus geimpft. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Wie war es für Sie, als die Impfstellen zwischenzeitlich geschlossen wurden? Warum war es wichtig, diese Stellen zuletzt wieder aufzubauen?

Das Impfgeschehen wurde in der Niederrheinhalle zwischenzeitlich gemäß des seinerzeit geltenden Erlasses des Landes eingestellt. Gleichzeitig haben wir das Gebäude der Niederrheinhalle aber weiterhin verwendet. Sämtliches Material sowie die Halle konnten wir übergangsweise als zentrales Lager deklarieren und waren so in der Lage, nach einer Übergangszeit von zwei Wochen unmittelbar und mit voller Kraft in einer neuen Organisation die Impfungen wieder aufzunehmen. Dies hat uns im Vergleich zu den umliegenden Kommunen einen erheblichen Vorteil verschafft. Allerdings war die Schließung des Impfstandortes in Moers, für dessen Einrichtung wir gekämpft haben, ein Rückschlag, den wir erst kompensieren mussten. So konnten wir über die Koordinierende Covid-Impfeinheit seit Wiedereröffnung am 1. Oktober 2021 an den Impfstandorten über 80.000 Menschen impfen.

Herr Maas berichtete uns kürzlich, dass die Impfbereitschaft abnimmt. Wie beobachten Sie das derzeit? Wie wird es weitergehen mit der Impfkampagne?

Die Verfügbarkeit von Impfstoffen und Terminen in allen Impfstellen des Kreis Wesel (Wesel, Moers, Kamp-Lintfort und Dinslaken) übersteigt derzeit leider deutlich die Nachfrage. Wie sich die Impfkampagne entwickeln wird, ist in weiten Teilen von der Politik bestimmt. Wir stehen weiterhin bereit, neben den Hausärzten, Betriebsärzten und Apotheken Impfungen anzubieten. (acf)