Kreis Wesel. Impfgegner fordern die Einsatzkräfte im Kreis Wesel stark, die Bereitschaftspolizei musste bereits angefordert werden. Gewerkschaft hat Sorgen.
So viele Demonstrationen wie in diesen Wochen dürfte es im Kreis Wesel selten gegeben haben. Beinahe jeden Tag und in fast jeder Kommune treffen sich mittlerweile Impfgegnerinnen und Impfgegner zu ihren sogenannten „Corona-Spaziergängen“ – dazu kommen immer mehr Veranstaltungen, die sich gegen die Proteste richten.
Für die Einsatzkräfte der Polizei, die diese Demos im Blick behalten und begleiten, ist die Belastung groß. „Wir sind zwar noch nicht am Limit, aber wir bewegen uns immer deutlicher darauf zu“, sagt Nils Krüger, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei im Kreis Wesel. „Vor allem die Vielzahl der Einsätze ist eine große Herausforderung.“
So haben alleine am Montagabend erneut acht Versammlungen im Kreisgebiet stattgefunden, die meisten davon im selben Zeitraum. Vor Ort sind vor allem die Bezirksbeamten damit beschäftigt, diese Veranstaltungen zu beobachten und zu begleiten. „Die Kolleginnen und Kollegen müssen ihre Dienstzeiten teilweise an die ‘Spaziergänge’ anpassen“, sagt der Gewerkschafter. Bisher sei es aber noch nicht dazu gekommen, dass Polizisten aus dem Urlaub abgerufen werden mussten.
Kreis Wesel: „Die Polizei ist derzeit stark gefordert“
Die Kreispolizeibehörde sieht in den zahlreichen Protestkundgebungen ebenfalls eine große Belastung für die Einsatzkräfte. „Die Polizei ist derzeit stark gefordert“, sagt Pressesprecher Peter Reuters. In der vergangenen Woche musste sich die Behörde sogar Unterstützung von außerhalb holen: Für die Demonstrationen von Impfgegnern und Gegendemonstranten in Moers und Dinslaken wurde aufgrund der unklaren Lage die Bereitschaftspolizei angefordert, Einheiten aus Essen und Duisburg kamen als Verstärkung dazu.
„Das geht aber nicht jedes Mal und diese Proteste gibt es ja nicht nur hier im Kreis“, sagt GdP-Mann Krüger. Laut Innenministerium sind die Impfgegner flächendeckend in Nordrhein-Westfalen unterwegs – und das Ministerium rechnet in den nächsten Wochen weiterhin mit Zulauf für die Bewegung. Auch Polizist Krüger erwartet nicht, dass sich die Lage zeitnah entspannt: „Mein Gefühl ist, dass diese Proteste mindestens so lange andauern, bis eine Entscheidung bei der Impfpflicht gefallen ist.“
Polizei sieht sich von Impfgegnern nicht provoziert
Ein Problem für die Polizei ist die Vorgehensweise der Demonstranten: Viele „Spaziergänge“ werden nicht angemeldet, es gibt keinen Versammlungsleiter als Ansprechpartner vor Ort. Immer wieder hat die Behörde betont, wie wichtig es ist, dass die Veranstaltungen angemeldet sind – nicht nur, weil ein Verstoß eine Straftat darstellt, sondern auch um den störungsfreien Verlauf sicherzustellen.
Offenbar scheint aber eine Anmeldung nicht im Interesse vieler „Spaziergänger“ zu sein, als eine Provokation gegenüber der Polizei will Pressesprecher Reuters das aber nicht sehen. „Wir sind neutral und nehmen das nicht persönlich.“