Kreis Wesel. Corona beeinflusst den Arbeitsmarkt im Kreis Wesel weiter. Es gibt 2021 weniger Arbeitslose als im Vorjahr, aber mehr Langzeitarbeitslose.

Dynamische Infektionslage, verschärfende Maßnahmen, Lockdown: Die Corona-Pandemie hat den Arbeitsmarkt im Kreis Wesel auch im vergangenen Jahr bestimmt, die Arbeitslosigkeit ist weiter höher als vor der Krise. Die gute Nachricht aber schickt Barbara Ossyra, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit im Kreis Wesel und Kreis Kleve, beim digitalen Pressegespräch an diesem Tag vorweg: „Der Arbeitsmarkt hat sich seit Februar 2021 schrittweise erholt.“ Im Jahresdurchschnitt waren 15721 Personen im Kreis Wesel arbeitslos gemeldet, das sind mit 378 Personen (2,3 Prozent) weniger als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2019 verzeichnete die Arbeitsagentur hier 14511 Arbeitslose.

Die Kurzarbeit blieb im vergangenen Jahr unverzichtbar für die Unternehmen. Für Arbeitnehmer bedeute sie soziale Absicherung, sonst gäbe es andere Zahlen, sagt Ossyra. Laut Angaben der Arbeitsagentur arbeiteten im vergangenen Februar in der Spitze 13.265 Menschen in 2021 Betrieben im Kreis verkürzt. Danach gingen diese Zahlen aktuellen Hochrechnungen zufolge zurück. Barbara Ossyra erwartet aber, dass die Nachfrage in diesen Wintermonaten wieder anziehen wird.

Mehr Stellen gemeldet - Ungelernte Arbeitskräfte haben es schwer

Während die durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit (15 bis 25 Jahre) mit 1314 Personen um 7,8 Prozent zurückging, hat es die Gruppe der Langzeitarbeitslosen (länger als ein Jahr) derzeit schwer. Hier stieg die Zahl der Arbeitslosen um 898 Personen (14,7 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr auf im Schnitt 7028. „Wir hoffen, dass das im nächsten Jahr besser wird und Langzeitarbeitslose nicht abgehängt werden“, sagt Ossyra. Diesen Trend zu stoppen, sei eine schwierige Aufgabe.

Eine Erholung gibt es derweil bei der Nachfrage nach neuen Arbeitskräften. Von Januar bis Dezember wurden laut Arbeitsagentur 8776 Stellen im Kreis neu gemeldet - das sind 16,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Großteil (57,1 Prozent) der Stellen richten sich dabei an Fachkräfte. Schwieriger werde es daher für ungelernte Hilfskräfte, so Ossyra „Damit bleiben die Herausforderungen, die sich bereits vor der Pandemie abgezeichnet haben, aktuell und sie werden noch dringender.“

Arbeitsagentur im Kreis Wesel: Angebot für Beratungen von Erwerbstätigen

Auch deswegen und als Folge des Strukturwandels und der Digitalisierung setzt die Arbeitsagentur seit Beginn des vergangenen Jahres gezielt auf die Berufsberatung von Erwerbstätigen. Die Menschen seien inzwischen länger im Erwerbsleben, es gebe mehrfache Arbeitswechsel, sagt Manfred Klockner, Teamleiter für diesen Bereich im Verbund Krefeld, Wesel und Mönchengladbach. Das Angebot richte sich an Beschäftigte „egal ob gelernte oder ungelernte Kräfte“. Eine weitere Zielgruppe seien Wiedereinsteiger, etwa nach einer Eltern- oder Pflegezeit oder Studierende vor dem Abschluss. In den Kreisen Wesel und Kleve wurden im vergangenen Jahr zwischen 800 und 1000 Personen beraten. Dabei geht es neben der Frage nach Weiterbildung oder Umorientierung auch darum, wie sich ein möglicher Wechsel finanziell realisieren lässt.

Fest steht: Auch in diesem Jahr werden die Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit dem Coronavirus den Arbeitsmarkt beeinflussen. Die Arbeitsagentur hat im Zuge der Pandemie einige Angebote digitalisiert. So wurde die Kunden-App BA mobil eingeführt, seit 1. Januar 2022 ist außerdem nach einer Gesetzesänderung die Arbeitslosenmeldung auch online möglich. Neben den digitalen Beratungsmöglichkeiten hofft Barbara Ossyra, dass speziell Jugendliche in den Schulen vermehrt im persönlichen Kontakt angesprochen werden können. Sie wirbt in diesem Zusammenhang für die duale Ausbildung: Aufgrund der Altersstrukturen in den Betrieben, der Babyboomer-Generation, die demnächst in Rente geht, gebe es in den kommenden Jahren einen großen Bedarf und „gute Zukunftsperspektiven“.

Berufsberatung im Erwerbsleben - Infos der Arbeitsagentur in Wesel