Kranenburg. . Kartenspielerweg am Reichswald besonders attraktiv. Erfahrenes Unternehmen überzeugte Kranenburg und Landes-Forstamt. Erneuerbare Energien ausbauen
Der Pachtvertrag wurde gestern unterschrieben. Nebenher aß man Mittagsimbiss, denn es gab viel zu reden. Die „ABO Wind AG“ überzeugte die Gemeinde Kranenburg und den Landesbetrieb Wald und Holz NRW (= Landesforstamt) von seinem Windparkkonzept. Zwölf Windräder sollen entlang des Kartenspielerweges am Kranenburger Reichswald Ende 2017 ans Netz gehen. Vorher werden ein Jahr lang Tierwelt und Pflanzen untersucht.
Erfahrung an 15 Wald-Standorten
Die Firma hat viel Erfahrung mit der umweltverträglichen Planung und Errichtung von Windenergieanlagen in ökologisch besonders sensiblem Umfeld. „An 15 Wald-Standorten haben wir bundesweit bereits rund 50 Anlagen gebaut“, berichtete Georg von Aretin, Leiter der ABO Wind-Planungsabteilung und nennt das Projekt hier „Klimaschutz und regionale Wertschöpfung im Reichswald“. Laut interner Ertragsabschätzung soll „saubere Energie aus zwölf Anlagen den Haushalts-Stromverbrauch von rund 88 000 Menschen decken“. Der Standort entlang des Kartenspielerwegs sei mit einer Windgeschwindigkeit von 6,4 Metern pro Sekunde besonders attraktiv.
Kranenburgs Bürgermeister Günter Steins legt Wert auf „Kommunikation mit den Bürgern und Transparenz bei allen Planungsschritten“, um Akzeptanz für den Windpark zu schaffen und „die Anwohner zu überzeugen, auf nordrhein-westfälischer wie auf niederländischer Seite“. Da hat man noch Arbeit vor sich, denn gleich gestern trafen sich NL-Demonstranten aus dem 750-Einwohner-Ort VanZelderheide und fürchten um den Wert ihrer Häuser, wenn eine optische Störung im Wald errichtet wird, der für sie den Wert eines Naturschutzgebietes habe – was der Staatswald offiziell nicht ist. Aber ein Naturschutzgebiet ist nah.
„Um in diesem Umfeld zu planen, ist besonderes Fachwissen nötig“, betonte Axel Kämmerling von Wald und Holz NRW. „In ABO Wind haben wir einen Partner gefunden, der über Expertise verfügt, um dieses Gebiet für die Erzeugung sauberer Energie zu erschließen und den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten“, vertraut er dem Unternehmen. Das beauftragt Fachgutachter, die von Umweltverbänden anerkannt sind.
Generell seien Windanlagen im Wald schonender für Tiere und Menschen zu errichten als in freier Landschaft, sagt Abo-Sprecher Alexander Koffka der NRZ. Oben über den Baumwipfeln stören die Flügel auf 200 Metern Höhe den Menschen optisch nicht so, im Wald rauscht der Wind sowieso in den Blättern. Für Vögel ist der Wald zwar Wohn-, aber kein Jagdgebiet, sondern die angrenzenden Felder. Drum habe man besonders Rotmilane im Blick und werde nötigenfalls ein neues Jagdgebiet herrichten, sagt Koffka. Fledermäuse jagen eher nicht in großen Höhen und gar nicht gerne bei Wind und Kälte. So kämen sich äußerst selten drehende Rotorblätter und fliegende Säugetiere in die Quere.
So wenig wie möglich würden Bäume gerodet, um die zwölf Windräder aufzubauen. Vor der Umsetzung prüft der Kreis Kleve das Vorhaben in einem Genehmigungsverfahren. Für sämtliche Eingriffe in die Natur werden Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt.
Lars Schnatbaum-Laumann von der EnergieAgentur.NRW erklärte: „Ziel der Landesregierung ist es, bis 2020 einen Windstromanteil von 15 Prozent zu erreichen. Mit einem Projekt in dieser Größenordnung gelingt es uns, den Ausbau der erneuerbaren Energien in Nordrhein-Westfalen ein entscheidendes Stück voran zu bringen.“
Die anfallende Gewerbesteuer fließt in den Gemeindehaushalt.
Beteiligungen am jährlichen Stromerlös kommt örtlichen Vereinen zugute. Ein einmaliges Förderprogramm für Kinder- und Jugendbildungsmaßnahmen wurde vereinbart (die Summe blieb geheim). Mit dem Bau der Infrastruktur wird ABO Wind ortsansässige Unternehmen beauftragen.