Goch. In der Gocher Pizzeria drückten sie den Täter mit einem Mülleimer zu Boden. Zwei Passanten halfen. So schildern es jedenfalls Augenzeuginnen aus der Nachbarschaft

Mit einem sehr großen Messer habe der Asiate die beiden Mädchen verletzt. Eines im Gesicht – „das hat geblutet!!!“ – das andere Mädchen am Rücken. Dennoch wehrten sich die jungen Frauen. Der Adrenalinschub verschaffte ihnen Kräfte. Sie überwältigten den Mörder. Eine setzte sich mit dem großen Mülleimer auf seinen Körper und hielt mit den Händen seinen Kopf auf den Boden gepresst.

Blutspur an der Tür

Die andere drückte seine Hand, in der er noch das Messer hielt, an den Fußboden. So schildern es die beiden jungen Nachbarinnen Vanessa und Nicole. Zwei junge Männer kamen von der Straße, eilten zu Hilfe, lösten die verletzten Mädchen beim Festhalten des Angreifers ab. So lange, bis die Polizei kam.

So filmreif sei das Vorspiel der Festnahme des Düsseldorfer Doppelmörders gelaufen, versichern die Augenzeugen in Goch auf der Mühlenstraße. Die Spuren der Tat sind zu sehen. Blut ist über die Buchstaben „Salate“ an der Eingangstür geflossen. Blutlachen am Boden. Ein umgekippter, schwerer Stehtisch zwischen rot-glänzenden Sitzbänken. Der völlig zerbeulte graue Metall-Plastik-Mülleimer liegt in einer Sammlung Glasscherben. Die Polizei hat die Tür versiegelt.

Drei Häuser daneben wohnt Gisela Hemmers. Die ältere Dame war gerade mit ihrem Mann aus der Haustür getreten, als der Täter, der gerade zuvor in Düsseldorf und Erkrath zwei Frauen ermordet hatte, die Pizzeria „Pizza Boyz“ stürmte. „Wir machten, dass wir weg kamen. Wir Hömmels mit unserem Rollator“, sagt sie.

Die beiden jungen Augenzeuginnen aus dem Haus gegenüber waren erst durch einen Knall – wie sich herausstellte, ein Schuss – aufmerksam geworden. „Ich dachte, da ist Karneval, da zerplatzen Luftballons“, sagt Vanessa. Dann bekamen sie wohl mit, dass der Asiate die Chefin der Pizzeria geschlagen habe. Sie lief daraufhin aus dem Laden Richtung Jakobstraße, habe wohl nicht damit gerechnet, dass der Angreifer sich nun die Töchter vornimmt, ein Messer packt, zusticht. „Wir hörten Schreie“. Und sahen die Tat.

Er hat hier gearbeitet

Die jungen Zeuginnen kannten den Täter vom Sehen. Er habe hier vor ein paar Jahren gearbeitet. „Ein stämmiger Typ“. Und: „Da gab es immer viel Geschrei“. Dabei sei die Chefin, die angegriffene Mutter, „eine sehr freundliche Frau“. Ja, vor ein paar Jahren habe der Täter hier gearbeitet. „Der wusste wohl nicht, dass vor einem Jahr der Besitzer gewechselt hat“, vermuten Verwandte der älteren Augenzeugin Hemmers.

Während des Angriffs in der Pizzeria sei Nachbar Klaus (51) „rübergestürmt, um zu helfen“, erzählt Vanessa weiter den Hergang. Die jungen Männer, die drinnen den Asiaten in Schach hielten, bedeuteten ihm wohl, die Tür zu sichern, damit der Täter nicht flüchte.

„Ich kriege keine Luft“, soll der Mann unterm Mülleimer gekeucht haben, sagt Gisela Hemmers. „Das macht mir nichts aus“, meint sie ungerührt. Sie erzählt, ein älterer Nachbar von gegenüber habe Polizei und Notarzt gerufen. Der Täter „hat sich dann brav abführen lassen“. Erst wurden die verletzten „Mädels“ – sie sind so Anfang bis Mitte 20 Jahre – aus der Pizzeria raus gelassen, kamen in einen Krankenwagen, sagt sie. „Die Mutter war völlig fertig, saß am Boden und schrie. Aber sie durfte nicht mit.“ „Das fand ich gemein“, sagt Vanessa.

Auf NRZ-Nachfrage versichert Polizeisprecher Jochen Schütt, dass die jungen Frauen zum Glück nur leicht verletzt seien.

„Ich wünsche den Mädels gute Besserung und hoffe, dass nicht Narben bleiben“, sagt Vanessa. Die als erste in der Facebook-Runde „Du bist Gocher, weil...“ die Tat beschrieben hatte. „Ich mache mir Sorgen um Klaus, dass er jetzt in eine Kneipe geht. Er hatte ein Alkoholproblem“, fühlt Nicole Deckers mit dem Helfer aus der Nachbarschaft. „Ich werde unsere Bereitschaft vom Betreuten Wohnen anrufen, damit sie ihn suchen gehen“.

Polizei nahm ihn fest

Laut Polizeibericht haben Polizisten der Wache Goch den Mann überwältigt. Später wurde bei Ermittlungen klar, dass der Festgenommene der Verdächtige ist, der wegen zweier Morde am Vormittag von den Kollegen aus Düsseldorf gesucht wurde.