Goch. . Seit 20 Jahren treffen sich Betroffene aus dem Kreis Kleve bei einer Selbsthilfegruppe der Caritas
Sie heißen im Volksmund Spielhöllen, aber für Spielsüchtige sind sie Orte, wo sie ganz abschalten können. Sie werfen ihr Geld in die Automaten, dazu geliehenes, erschli-chenes und manchmal unterschlagenes Geld, und hoffen auf den großen Gewinn. Und wenn dann das Kartenhaus zusammenbricht, die bis dahin ahnungslose Familie den Schuldenstand erfährt oder Ermittlungen wegen Straftaten eingeleitet werden, scheint es keinen Ausweg mehr zu geben.
Spätestens an diesem Punkt kommt die Caritas ins Spiel. Denn sie ist nicht nur Ansprechpartner für Drogen- oder Alkoholsucht, sondern auch für Spielsucht. „Am 10. Januar 1994 haben wir in Kevelaer eine Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige initiiert“, erinnert sich Caritas-Sozialarbeiter Werner Dicks-Jarosch. Seitdem leitet er die Gruppe an. Vierzehn Mitglieder hat sie zurzeit, darunter zwei Frauen. Nicht geeignet ist die Gruppe für junge Leute, die exzessiv Computerspiele betreiben. Zielgruppe des Gesprächskreises sind Menschen, die abhängig sind von Glücksspielautomaten, Roulette oder Sportwetten.
Meistens handelt es sich dabei um Männer aus der Mittelschicht mit regelmäßigem Einkommen und geistiger Beweglichkeit. „Die Kreativität und Kraft dieser Leute kommt ihnen auch zugute, wenn sie den Weg hinaus aus der Sucht finden wollen“, sagt Gerd Engler, Leiter der Caritas-Beratungsstelle für Suchtfragen.
Oft sind Spielsüchtige überschuldet und nehmen die Schuldnerberatung der Caritas in Anspruch. Manchmal gibt es Querverbindungen zu anderen Süchten, etwa Amphetamin-Sucht, um noch länger in der Nacht spielen zu können. „Wir decken das alles ab, können Hilfsangebote machen oder die Betroffenen an Therapiezentren vermitteln“, sagt Engler.
Gefragt sind allerdings auch die Kommunen. „Wir versuchen, die Innenstädte durch Auflagen einigermaßen frei zu halten“, betont Joachim Schmidt, Vorstand des Caritasverbandes Kleve und Mitglied des Klever Stadtrats. Dennoch gibt es zahlreiche Spielhallen, zum Teil in Industriegebieten und mit benachbartem Geldautomat. „Verstärkt wollen Spielhallenbetreiber Suchtberatungsstellen einkaufen und zum Beispiel Flyer gegen Spielsucht drucken“, erklärt Engler, „aber das lehnen wir ab.“
Werner Dicks-Jarosch ist stolz auf die Gruppe aus dem Kreis Kleve, die sich freiwillig, aber verbindlich alle zwei Wochen montags in Goch trifft. Zum 20-jährigen Bestehen sind auch alle ehemaligen Mitglieder eingeladen, Kontakt aufzunehmen, um gemeinsam im Sommer ein Fest zu feiern. Interessenten können sich bei Dicks-Jarosch, 02823/92863666 oder 02832/4198 melden.