Kleve. . Herbert Looschelders zeigt klare Kante, wenn es um sozial Benachteiligte geht.Er ist Geschäftsführer des Vereins für Sozialberatung „Selbsthilfe e.V.“Herbert Looschelders zeigt klare Kante, wenn es um sozial Benachteiligte geht.Er ist Geschäftsführer des Vereins für Sozialberatung „Selbsthilfe e.V.“

Man kennt dieses Gefühl. Obwohl man schon sehr viel geleistet hat am Tage, türmen sich unbewältigte Aufgaben auf, die darauf warten, abgearbeitet zu werden. Herbert Looschelders, Berufsbetreuer und Geschäftsführer des Vereins für Sozialberatung „Selbsthilfe e.V.“, weiß, wovon die Rede ist. „Das ist mir vor zwei Jahren deutlich geworden, als ich nach einem schweren Verkehrsunfall feststellte, dass das Leben endlich ist.“

Die Folge: ein Bruch des linken Mittelfußes, der ab und zu seine Zicken macht. „Leider kann ich keinen Halbmarathon mehr laufen, was ich vor dem Unfall ausgiebig getan habe.“ Bereits ein halbes Jahr vorher krabbelte die Idee in seinem Kopf herum, eine Stiftung mit sozial- und allergieförderndem Zweck zu gründen. Zu dem Zeitpunkt der Rekonvaleszenz fuhr Looschelders mit Krücken, Verband und Steuerberater zur Bezirksregierung nach Düsseldorf gefahren, um dort die Stiftung einzustielen. Sein ausgeprägtes Sozialbewusstsein machte es Herbert Looschelders leicht, sich von seinem Haus als Eigentümer zu trennen und in die Stiftung einzubringen. Inmitten einer Häuserzeile auf der Römerstraße steht dieses Haus, das sich denjenigen öffnet, die sich nicht mehr alleine durch das Leben trauen können.

„Wir streiten parteiisch für Bedürftige“

Im Haus der „H. Looschelders Sozial- und Ökologiestiftung“ ist auch die „Selbsthilfe e.V.“ angesiedelt, die ausschließlich mit ehrenamtlich tätigem Personal, das selbst auch Hartz IV-Leistungen bezieht, und anderen Menschen wie Sozialarbeiter und Richter hilfesuchende Hartz IV-Empfänger berät. „Wir streiten parteiisch für Bedürftige und legen uns oft mit Institutionen an, denn wir wollen für arme Menschen Partei ergreifen, und das nicht nur bei materieller Armut, sondern auch bei der Ausgrenzung.“ Viele Menschen fühlen sich sozial abgehängt und können sich bestimmte Dinge nicht mehr leisten. „Ich finde es sehr fragwürdig, dass in unserer Gesellschaft vieles auf der materiellen Ebene definiert wird. Aber so ist es.“ Integration fördern und verhindern, dass Menschen sozial abgehängt werden. Ein Ziel, verdeutlicht in einem Zitat von Mahatma Gandhi, dass die Stiftung als Präambel verankerte: „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“

Parteiisch sein jedoch nicht parteipolitisch, sich mit anderen anlegen für die Menschen, deren Potential nicht ausreicht, selbständig und einigermaßen materiell gepolstert am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – ein von vielen belächeltes hehres Ziel, das Herbert Looschelders konsequent und beharrlich verfolgt. Im Kern ist Herbert Looschelders ein Sozialromantiker, der jedoch in lebensnaher Praxis die Fähigkeit zum Handeln und Helfen täglich unter Beweis stellt und sich nicht in schöngeistigen Redebeiträgen um die Bedürftigen kümmert.

Geduld und Hartnäckigkeit

Schon als Student in den siebziger Jahren befasste sich Herbert Looschelders mit den Erkenntnissen und Forderungen des „Club Of Rome“, der gegen grenzenloses Wachstum kämpft. „Wir stöhnen auf hohem Niveau, aber eine Milliarde Menschen wissen nicht, wie sie satt werden sollen. Es kann nicht gut gehen, daß sich Arm und Reich immer weiter auseinander dividieren.“ Dem will Herbert Looschelders etwas entgegen halten: bürgerschaftliches Engagement. „In den Stiftungsräumen treffen sich Hartz IV-Empfänger, die Attac-Gruppe, die Anti-Fracking-Gruppe oder Alltagsbegleiter in der Pflege.“

Geduld und Hartnäckigkeit kann Herbert Looschelders auch sehr gut als Geschäftsführer des Selbsthilfe-Vereins gebrauchen. Der Verein existiert bereits über vierzig Jahre und entstand in Gelsenkirchen. „Ich selbst bin seit Anfang der Achtziger dabei. Damals arbeitete ich in einem studienbegleitenden Projekt mit, das soziale Beratung angeboten hat und einen Sozialhilfeleitfaden entwickelten.“ An bundesweiten Aktionen wie dem Zumauern des Sozialministeriums in Düsseldorf war Looschelders beteiligt. Nach einer Aus-Zeit lebte der Verein in Kleve wieder auf und bot zusätzlich neue Beratungsformen an, die das Land Nordrhein-Westfalen in einem Projekt landesweit etablieren wollte.

„Der Geschäftsführer ist derjenige, der das Geld zusammen hält,“ sagt Herbert Looschelders. „Bei uns sind das vorwiegend Spenden, Mitgliedsbeiträge und Anteile aus Geldbußen, die in den Amtsgerichten ausgesprochen werden.“ Öffentliche Mittel sind nicht gefragt, weil keine Abhängigkeiten entstehen sollen. „Wir wollen mit den Verantwortlichen konfrontativ und kooperativ sprechen können. Unsere Freiheit ist jedoch enorm wichtig.“ Entspannung findet er beim Radfahren, „am liebsten am Deich entlang bis nach Nijmegen.“