Kreis Kleve. . Jäger dürfen Nutrias und Bisamratten nur noch mit Lebendfallen fangen. Deichverbände beklagen hohe Kosten und fürchten negative Folgen für den Hochwasserschutz

Kurz bevor die Dunkelheit herein bricht, macht sich Rolf Maas auf den Weg, um seine Lebendfallen aufzustellen. Seit 40 Jahren bejagt der 63-Jährige ehrenamtlich Nutrias und Bisamratten. Weil die Nagetiere im Extremfall die Deiche unterhöhlen können, werden sie bejagd. Deswegen ist Maas im Auftrag des Deichverband es Kleve-Xanten linksrheinisch in einem Gebiet unterwegs, das sich von der Emmericher bis zur Reeser Rheinbrücke erstreckt. Jeden Abend stellt er acht bis zehn Fallen auf und kontrolliert am Morgen, ob er etwas gefangen hat.

Früher durften Maas und seine Kollegen für ihren Kampf gegen die Bisamratten und Nutrias Totschlagfallen nutzen. Doch seit das Oberverwaltungsgericht Münster 2011 eine Klage des Deichverbandes Xanten-Kleve abwies, müssen die Tiere mit Lebendfallen bejagd werden, damit nicht versehentlich ein Biber in die Falle geht. Weil die seltenen und nach europäischem Recht streng geschützten Biber mittlerweile auch am linken Niederrhein wieder vorkommen, hatte die Bezirksregierung Düsseldorf die Schutzzone 2009 auf das Gebiet zwischen Wesel-Büderich und der Landesgrenze ausgeweitet. Der Deichverband klagte. Und verlor.

7,60 Euro Fangprämie

„Dieses System ist absoluter Blödsinn“, klagt Maas. 7,60 Euro bekommt er als Fangprämie pro Tier. Das sind zwar knapp zwei Euro mehr als zu jenen Zeiten, als er noch mit Totschlagfallen jagen durfte: „Aber mein Aufwand hat sich in einem beträchtlichen Umfang erhöht.“ Und außerdem habe er in all den Jahren noch nie einen Biber in seinem Revier gesehen.

Bisher wurden Biber linsrheinisch auf der Bislicher Insel und im Rinderner Kolk gesichtet. Doch Bernhard Schlüß, Geschäftsführer des Deichverbandes Xanten-Kleve, gibt jedoch zu bedenken dass die Tiere wandern würden. „Wir sehen die Gefahr, dass die Deiche gefährdet sind, wenn sich bei uns Bieber ansiedeln“, sagt Schlüß und verweist auf einen Fall in den Niederlanden, wo sich in Gent, kurz hinter der Grenze, 2011 Biber in einen Deich gegraben hätten. Und auch wegen der gestiegenen Kosten kritisiert er die Biberschutzzone. „Das läppert sich bei rund 5000 erlegten Tieren im Jahr.“

Gegen die Jagd auf Bisam und Nutrias haben auch Naturschützer wie Jonas Linke, Naturschutzreferent in der NABU-Naturschutzstation Kranenburg, nicht viel einzuwenden. Gegen Totschlagfallen schon. Immerhin sei der Biber „eine der am stärksten geschützten Arten in Europa.“ Und dass die Tiere Deiche unterhöhlen sei nicht belegt. „Die Biber, die bei uns im Naturschutzgebiet vorkommen, leben ausschließlich in Erdbauten.“