Kalkar.
Keine Spritze und dennoch keine Schmerzen beim Zahnarzt? Korkut Berdi setzt auf Hypnose, um seinen Patienten das zu ermöglichen. Zwei bis drei Patienten pro Woche wählen die Hypnose statt der Betäubung.
Korkut Berdi benötigt eine Minute. Eine Minute, um seinen Patienten ins Unterbewusstsein zu schicken und ihm die Angst vorm Zahnarzt zu nehmen. „Ich finde es sehr faszinierend, wie man Menschen ohne Spritzen von ihren Schmerzen befreien kann“, sagt er. Es klingt kurios, aber Korkut Berdi behandelt seit 2005 Angstpatienten, die Panik vor Spritzen und Bohrgeräuschen haben und sich nicht trauen zum Zahnarzt zu gehen. Unter Hypnose ist es möglich, Zahnfüllungen zu machen oder sogar Wurzelkanalbehandlungen durchzuführen. Es sei kein Zauber und kein Hokuspokus, sondern eine einfache Form der Hypnose, so der 41-Jährige.
„Mit jedem Bohrgeräusch entspannen sie sich mehr“
Der Kalkarer Zahnarzt richtet seine Finger über den Kopf des Patienten, bittet ihn, sich auf die Fingerspitzen zu konzentrieren und versetzt ihn mit monotoner Musik und seiner Stimme in den Zustand des Unterbewussten. „Der Patient schläft nicht, sondern ist bei vollem Bewusstsein“, erzählt Berdi. In der Hypnose, die verschiedene Phasen von leicht bis tief durchlaufen kann, gibt er den Patienten konkrete Anweisungen, die er auch ausführt. Insgesamt gebe es 30 bis 40 verschiedene Wege, jemanden in Hypnose zu versetzen, sagt Berdi.
Damit die Hypnose tatsächlich funktioniert, muss sich der Patient auf dieses Verfahren einlassen. Vorab führt der Zahnarzt ein einstündiges Gespräch, in dem genau geklärt wird, wovor derjenige Angst hat und ob gesundheitliche Probleme bestehen. Patienten mit niedrigem Blutdruck sollten eine Hypnose vermeiden.
Zahnarzt Berdi versichert, dass der Patient während der gesamten Behandlung keine Schmerzen spürt. Sehr wohl aber Bohr- oder Absauggeräusche wahrnimmt. Diese versucht er dann für die Hypnose positiv zu nutzen und sagt dem Patienten: „Mit jedem Bohrgeräusch entspannen sie sich mehr.“ Und das funktioniere auch.
Um sicher zu stellen, dass sein Patient während der Behandlung nicht aus der Hypnose heraustritt, kontrolliert Berdi ihn mittels seines linken Arms. „Während der Hypnose wird der Arm steif in die Höhe gestreckt, der Arm kann nicht mehr bewegt werden. Senkt sich der Arm, ist das für mich ein Zeichen, dass die Hypnose schwächer wird.“
Zusatzleistung muss vom Patienten privat bezahlt werden
Für Korkut Berdi sind die Hypnosepatienten ein Highlight seiner Arbeit. Jede Woche hat er zwei bis drei Patienten, die gerne auf eine Betäubungsspritze verzichten. Die Krankenkassen erkennen die Hypnosebehandlung übrigens nicht an. Die Zusatzleistung muss vom Patienten privat bezahlt werden. Berdi stellt für das Vorgespräch 90 Euro die Stunde in Rechnung. Die eigentliche Behandlung wird dann wieder von der Kasse übernommen.
Am Samstag, 22. Mai, treffen sich in der Praxis von Korkut Berdi 15 Hynotiseure aus ganz Deutschland. Die Experten verschiedenster Fachrichtungen werden sich die Arbeit von Korkut Berdi anschauen und darüber diskutieren. Die Teilnehmer haben alle an der Hypnose-Akademie in Arnstorf gelernt.
Ab 21.30 Uhr werden die Mediziner auch im Wunderland Kalkar sein. Wer möchte kann sich an diesem Abend gratis hypnotisieren lassen. „Das ist eher eine Showveranstaltung“, erklärt Berdi. „Wir wollen niemanden lächerlich machen oder in der Öffentlichkeit bloßstellen.“