Kreis Kleve/Goch. Richard Thielen ist Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Kleve. Der gelernte Bäckermeister arbeitet im Haus des Handwerks in Goch.
Auf den ersten Blick wirkt der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Richard Thielen (48), ausgesprochen präsent. Seine Offenheit und ein verschmitztes Lächeln machen ihn zu einem sympathischen Ansprechpartner in allen Fragen, die die einzelnen Innungsbetriebe tagtäglich haben und bei denen sie die Unterstützung aus dem Haus des Handwerks in Goch benötigen.
Im nun vierten Jahr stellt sich der aus Bedburg-Hau-Huisberden kommende Fachmann den Herausforderungen der anspruchsvollen Führungsrolle. „Ich versuche mein Möglichstes, um für ein starkes Handwerk in der Region einzutreten und dessen Interessen weiter zu fördern“, erklärt er damals wie heute.
Junge Leute fürs Handwerk zu begeistern
Dabei sind Fachkräftemangel, Inflation und Energiekrisen nur drei von vielen Problemen, die ihm und seinen Handwerkskollegen das Leben schwer machen. Gemeinsam im Team mit rund zwölf Mitarbeitenden vor Ort und nochmal fast so vielen in den Werkstätten fühlt er sich im Haus des Handwerks in Goch auf einem guten Weg in Sachen Mitgliederservice, neue Kommunikationswege und dabei, junge Leute fürs Handwerk zu begeistern.
Er selbst ist nach der Schule (mittlere Reife, Gymnasium Kalkar, Thielen: „Ich war kein guter Schüler“) wie selbstverständlich ins Bäckerhandwerk gegangen. „Mein Onkel hatte nur hundert Meter von uns entfernt seinen Betrieb in Qualburg. Dort arbeitete auch meine Mutter und nahm mich als Kind öfter mit in die Backstube“, erinnert sich Thielen gut, der fast 15 Jahre dort blieb. Die Ausbildung machte er von 1993 bis `96. Es folgten vier Gesellenjahre und 2000 die Meisterschule in Olpe. Dann kam nach weiteren acht Jahren der Wechsel zu einer Großbäckerei, in die er aus Neugier reinschauen wollte.
Volontariat bei einer Bäckereifachzeitschrift
Von 2004 bis 2009 schloss er nebenberuflich ein BWL-Studium (Fernstudium) mit entsprechendem Abschluss an. Alles, was Richard Thielen nach der Schulzeit absolvierte, machte er nie halbherzig. So wurde ihm während der Klausurzeiten klar, dass er nicht gut formulieren konnte. „Da habe ich mich in Bochum für ein Volontariat bei einer Bäckereifachzeitschrift entschieden und auch danach noch eineinhalb Jahre als Redakteur gearbeitet.“ Schreiben hat er so von der Pike auf gelernt.
Zu Hause entscheidet die Frau
Zeit zur Familiengründung blieb auch: 2008 hat er zu seiner Frau, eine gebürtige Kölnerin, die bei der Stadt Kleve tätig ist, „Ja“ gesagt. Vier Kinder machen heute die Familie komplett. Davon zwei im Teenie-Alter und zwei jüngere Kinder. „Damals wie heute viel Arbeit, aber meine Frau hat mir immer den Rücken frei gehalten,“ schwärmt er. Überhaupt sei sie in den heimischen vier Wänden „der Macher“. Er selber nur im Job. „Hier im Haus des Handwerks bin ich ziemlich gut strukturiert. Ich krieg‘ alles gewuppt. Aber zuhause bin ich eher der Chaostyp und lass meine Frau entscheiden, was, wie, wo und wann erledigt werden soll“, lacht er.
Doch zurück zum jungen Thielen: Er hat auch ein halbes Jahr als Verkaufsberater für Backöfen in Stuttgart gearbeitet. Und zwar bevor die Handwerkskammer Düsseldorf ihn rief, wo er seit Oktober 2011 als Betriebsberater aktiv war. Auch dort vertiefte er das Tun, Machen, Anpacken, Lösungen-Bieten. „Ich kann entscheiden. Und muss das auch. Wenn beispielsweise ein Ofen kaputt ist, dann kann ich nicht erst eine Arbeitsgemeinschaft gründen, die sich mit dem Problem auseinander setzt. Dann braucht es Lösungen.“
Betriebswirtschaftliche Beratung
2020 versetzten ihn die Düsseldorfer Handwerkskammer nach Goch, wo er im Haus des Handwerks ein Jahr lang die betriebswirtschaftliche Beratung von Handwerksbetrieben übernahm. Und seit 2021 ist er dort Geschäftsführer. Das erfordert viel vom Bäckermeister aus Huisberden. Aber er weiß auch zu schätzen, dass er und sein Team gebraucht werden.
Richard Thielen ist als Privatmensch und Kreishandwerkerschafts-Boss immer einer, der geduldig mit Menschen umgeht. „Ich kann auch Kritik einstecken und unbeschwert damit umgehen. Zuhause leider etwas weniger als im Büro.“ Er ergänzt: „Wenn ich mal richtig sauer auf jemanden bin, dann verfliegt das ebenfalls schnell wieder, denn ich bin echt nicht nachtragend.“
Sportlich mit Hang zu Süßigkeiten
Wo er sich nicht „im Griff hat“, wie er es selbst formuliert, ist beim Essen. „Also wenn ich zum Beispiel Süßigkeiten nasche, dann kenne ich kein Maß. Ich wiege ja nicht umsonst so viel“, lacht er entschuldigend. Und ist dabei wohl auch „Fishing for compliments“. Denn dem 48-Jährigen sieht man deutlich an, dass er einmal auch Kraftsport betrieben hat. Überhaupt war und ist der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft prinzipiell ein sportlicher Typ. „Nur mit viel zu wenig Zeit dafür“, betont er. Fußball gehört auch zu seinen großen Leidenschaften. Damals wie heute ist er in Erfgen gerne am Ball. Und bei der Feuerwehr. „Allerdings heute leider nur noch selten, weil’s die Zeit nicht anders zulässt. Aber früher war ich sehr aktiv in der Löschgruppe Qualburg“, erinnert er sich gerne.
Am liebsten Campingurlaub
Übrigens: Privat ist der Bäckermeister nur ganz selten am Herd zu sehen, da backt er lieber „kleine Brötchen“. Thielen: „Ich backe nur noch zweimal im Jahr: zur Weckmannzeit und Palmsonntag.“
Erholung ist für die Großfamilie in den Urlauben angesagt: Am liebsten Campingurlaub. Den Wohnwagen ans Auto gekoppelt und ab in ein paar freie Tage – ohne Kreishandwerkerschaft im Kopf. Genau das Richtige für den Privatmann Richard Thielen, der dann ganz Familien- und Heile-Welt-Mensch (O-Ton Thielen) sein darf.