Kleve. Ab dem 1. Februar darf wieder Gülle im Kreis Kleve gefahren werden. Darum sind die Güllebehälter in diesem Jahr besonders voll.

Darauf haben die Landwirte offenbar sehnsüchtig gewartet: Schon kurz nach 6 Uhr standen die ersten Güllewagen auf den Rheindeichen bei Kleve, um die organischen Düngemittel auf die Felder zu bringen. Ab dem 1. Februar dürfen die Landwirte ihre Gülle wieder ausbringen, und in diesem Jahr seien die Lagerbehälter wegen des Regens so voll wie noch nie, sagt Franz-Josef Stork, Leiter des Versuchs- und Bildungszentrums der Landwirtschaft Haus Riswick: „Die Pötte sind voll.“

Große Gülletransporter stehen am Feld

Kein Wunder, dass die hiesigen Landwirte am Stichtag alles daran setzten, ihre Güllebehälter so schnell wie möglich zu leeren. In Kleve-Brienen standen nicht nur zwei große Güllewagen auf dem Deich, sondern auch ein großer Güllebehälter auf dem Feld und drei weitere Traktoren, die die Gülle über ein Schlauchsystem auf die Grünflächen am Griethausener Altrhein ausbrachten.

Große Gülletransporter werden für die Ausbringung eingesetzt.
Große Gülletransporter werden für die Ausbringung eingesetzt. © NRZ | Andreas Gebbink

Franz-Josef Stork erklärt, dass das Ausbringen von Gülle sehr aufwändig geworden ist. Längst sei es nicht mehr erstrebenswert, einen Traktor mit einem herkömmlichen Güllefass loszuschicken und die Gülle auf die Felder zu spritzen: „Dabei geht sehr viel Stickstoff in Form von Ammoniak in die Luft“, berichtet Stork. Idealerweise werden die Stoffe deshalb heute mit einem Schleppschlauch oder Schlitzsystem direkt in oder auf den Boden eingebracht. Der Vorteil: Die Landwirte müssen nicht mehr mit extrem schwerem Gerät aufs Feld und es wird nicht mehr so viel Ammoniak freigesetzt. Sprich: Es stinkt weniger.

Landwirte haben untereinander Lagerflächen geteilt

Ein Kompliment macht Stork den Landwirten im Kreis Kleve: Sie hätten sich sehr bemüht, die Ausbringungssaison wirklich erst am 1. Februar beginnen zu lassen und keine Ausnahmegenehmigungen zu beantragen. Das ist möglich, wenn die Behälter so voll sind, dass sie fast überlaufen oder eine Havarie droht. Viele Landwirte hätten sich untereinander ausgetauscht und ihre Lagerflächen zur Verfügung gestellt. Teilweise auch über größere Entfernungen.

Mit Hilfe eines Schlauchsystems wird in Kleve Gülle ausgebracht. So sorgt der Landwirt dafür, dass möglichst wenig Stickstoff in die Luft gelangt. 
Mit Hilfe eines Schlauchsystems wird in Kleve Gülle ausgebracht. So sorgt der Landwirt dafür, dass möglichst wenig Stickstoff in die Luft gelangt.  © NRZ | Andreas Gebbink

Dass die Güllebehälter so voll sind, hänge vor allem mit den enormen Regenmengen zusammen, sagt Stork. Denn das Regenwasser, das zum Beispiel die Gülle aus einem Misthaufen spült, muss auch auf den Höfen aufgefangen werden. „Das bedeutet, dass die Mengen einfach größer werden. Das heißt aber nicht, dass wir dadurch mehr Stickstoff oder Phosphor haben“, sagt Stork. Da die Viehbestände im Kreis Kleve abnehmen, werden zwangsläufig auch die Güllemengen sinken.

Auf zu nassen Flächen darf nicht gedüngt werden

Die Menge an Gülle, die auf einer Fläche ausgebracht werden darf, ist sehr unterschiedlich und muss in einer Düngeplanung berechnet werden. Sie hängt von den Böden, den angebauten Kulturen und davon ab, was in den Vorjahren auf der Fläche ausgebracht wurde. Außerdem muss der Landwirt berücksichtigen, ob seine Flächen in einem stark nitratbelasteten Gebiet liegen oder nicht. „Eine pauschale Regelung gibt es nicht“, betont Stork. So kann auf Grünland deutlich mehr Gülle ausgebracht werden, weil Gräser sehr gute Stickstoffverwerter sind und viel Eiweiß liefern. Die gängigen Ackerkulturen benötigen zum Teil deutlich weniger Nährstoffe.

Auf zu nassen Flächen darf noch nicht gedüngt werden. Wenn noch Wasser auf den Feldern steht, darf keine Gülle ausgebracht werden. Das erschwert derzeit die Planung. Haus Riswick selbst habe auch Flächen, die man noch nicht nutzen könne, andere Flächen würden jetzt gedüngt, so Stork.

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