Kleve. Boule ist cool: Die neue Abteilung des BV DJK Kellen erlebt großen Zulauf. Was Interessierte benötigen, um in Kleve mitspielen zu können.
Es ist ein schöner Spätsommertag, als sich die kleine Gruppe auf dem Sportgelände in der Klever Unterstadt einfindet. Alle haben sie eine kleine Tasche bei sich. Der Inhalt: je drei silberfarbene, gut handtellergroße Kugeln aus Metall. Einer von ihnen packt dann noch das „Schweinchen“ aus, eine viel kleinere, orangerote Kugel. Die wird zuerst geworfen und um sie dreht sich letztlich alles.
Boule-Abteilung hat schon 23 Mitglieder
Die Gruppe trifft sich zum Boulespielen. Mit ein bisschen Phantasie kann man sich in den letzten Frankreichurlaub versetzt fühlen. Wo meist ältere Männer ihre oft schon abgewetzten Kugeln im Schatten großer Platanen werfen, ihre Würfe kommentieren, sich Lob oder Spott zurufen – je nachdem wie nah die Kugel ans „Schweinchen“ herangerollt ist oder vielleicht sogar gerade von dort verdrängt wurde. So wie sich die Franzosen schon seit mehr als 100 Jahren zu Boule oder auch Pétanque treffen, so machen es inzwischen auch viele Deutsche, die infiziert sind vom Kugel-Virus.
Unter dem Dach des Sportvereins BV DJK Kellen hat sich vor gut sechs Monaten eine Boule-Abteilung gegründet. Mittlerweile ist sie auf 23 Mitglieder angewachsen. „Wir haben schon nach der ersten Anzeige, dass es uns gibt, mehrere neue Mitspieler gefunden“, freut sich Abteilungsleiter Klaus Spickermann über den Zulauf. Und darüber, dass das Gelände an der van-den-Bergh-Straße 51 durch den Bau des neuen Sportzentrums Unterstadt nun auch Platz für kleinere Vereine bietet. Ein Angebot, das die Boule-Spieler gern nutzen. Boule ist offenbar cool!
Kombination aus Taktik, Präzision und Mannschaftsspiel
Auf der Anlage jedenfalls herrscht an drei Tagen in der Woche reger Betrieb. Seit dem 1. April ist der Verein außerdem Mitglied im Boule und Pétanque Verband NRW. Jetzt müssen nur noch die jungen Platanen kräftig wachsen, um das Spielgelände zukünftig zu beschatten und echtes Frankreich-Feeling entstehen zu lassen.
Die Regeln sind einfach, „man kann relativ schnell erste Erfolge erzielen“, sagt Klaus Spickermann, den das Spiel schon seit langem fasziniert. Kennengelernt, erzählt er, habe er es 1984 – bei einem Frankreichurlaub. Seitdem hat ihn die Kombination aus Taktik, Präzision und Mannschaftsspiel nicht wieder losgelassen. „Boule ist das alles“, gerät er fast ins Schwärmen. Noch dazu sei man immer an der frischen Luft.
Das sind Regeln beim Boule
Dabei klingt es im Grunde ganz simpel: Die eigene Kugel muss „nur“ möglichst nah an die Zielkugel, das Schweinchen, herangeworfen werden. Wer das schafft, bekommt die meisten Punkte und hat gewonnen. Wenn da nicht die anderen Spieler wären. Natürlich wollen sie es noch besser machen, am besten die gegnerische Kugel von ihrer guten Position „wegschießen“, um die eigene besser zu platzieren. „Das wäre dann die Königsdisziplin“, erklärt Spickermann.
Gespielt wird eins gegen eins (Tête à tête), zwei gegen zwei (Doublette) oder im Team drei gegen drei (Triplette). Der Leger und der Schießer bilden eine Mannschaft, bei drei Spielern kommt der sogenannte Milieuspieler dazu. Doch von wegen eine ruhige Kugel schieben, ein bisschen Wettkampf ist auch an diesem Nachmittag schon dabei. „Geworfen wird so lange, bis man besser ist als der Gegner“, so Spickermann, der schon so einige Turniere bestritten hat.
Viele der Mitglieder sind im Rentenalter
Konzentriert stehen die Spieler mit beiden Füßen im auf den Boden gelegten Ring. So haben alle den gleichen Abstand zum Ziel. Die Kugel wird mit der Wurfhand so gehalten, dass die Hand sie von oben umschließt. Die kleine Kugel ins Visier nehmen, ein wenig Schwung holen – und schon fliegt der silberne Ball mehrere Meter über den Platz. Begleitet von den Kommentaren der Mitspieler – oder ihrer Empörung, wenn die eigene Kugel gerade aus aussichtsreicher Position geschossen wurde. Letztlich aber haben alle großen Spaß am Spiel.
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Wer aber spielt Boule? „Es sind meist ältere Leute, die den Weg zu uns finden“, weiß Spickermann. Es seien über 80-Jährige dabei, viele der Mitglieder mindestens schon im Rentenalter. „Nachwuchs zu finden ist schwierig.“ Deshalb freut es ihn umso mehr, dass gerade zwei Anfang 30- bzw. 40-Jährige sich dazu gesellt hätten. „Wir hoffen einfach, dass noch mehr Leute Feuer fangen.“ Denn wer einmal damit angefangen habe, bleibe infiziert, ist er überzeugt.
Satz mit drei Kugeln kostet 100 bis 300 Euro
Das Interesse an diesem Präzisionssport gehe im Übrigen durch alle Berufsgruppen. Was auch für den Ehrgeiz gilt. Mit der nagelneuen Platzanlage ist die Boule-Abteilung mit 15 Bahnen ligatauglich und kann an Meisterschaften teilnehmen. „Dafür müssen wir mit mindestens sechs Spielern antreten“, erklärt der Abteilungsleiter. Man muss aber auch bereit sein, längere Wege in Kauf zu nehmen. Schon in der untersten Liga, der Kreisliga, kann es dann unter anderem nach Erkrath oder Wuppertal gehen. Gespielt wird Boule deutschlandweit bis hinauf auf Bundesliga-Niveau.
Wer dabei sein will, muss nicht unbedingt tief in die Tasche greifen. Man braucht einen Satz von drei Kugeln. Die Preise liegen zwischen 100 und 300 Euro. „Freizeitkugeln sind günstiger“, sagt Spickermann. Das reiche an persönlicher Ausstattung. Die Abteilung habe dann noch verschiedene Messwerkzeuge für den Wettkampf.
>> Die Spielzeiten im Sportzentrum Unterstadt
Spielzeiten sind montags und samstags ab 14 Uhr, mittwochs wird ab 18 Uhr gespielt. Wer mitmachen möchte, kann sich per E-Mail unter boule@bv-djk-kellen.de bei Klaus Spickermann melden oder einfach mal vorbeischauen.