Kalkar-Wissel. Die DLRG-Verbände Nordrhein und Westfalen feierten die zentrale Wacheröffnung diesmal am Wisseler See Kalkar. Was das für die Badegäste bedeutet.

Hüpfburg, Stehtische, Sonnenschirme und Grillstationen vor sonnendurchfluteter Seekulisse – das sieht nach einer schönen Feier aus. Tatsächlich hat die DLRG das auch vor: sich gemeinsam noch mal stärken, bevor die Arbeit so richtig losgeht. Denn jetzt startet die Freibadsaison, und unverzichtbar dabei sind die Lebensretter von der DLRG. Zwei Verbände gibt es in NRW, den Verband Nordrhein und den Verband Westfalen. Beide begehen die zentrale Wacheröffnung jedes Jahr gemeinsam. In diesem Jahr hatten sie sich dafür den Wisseler See ausgesucht.

DLRG rettete 191 Leben und half über 5300 mal

Am Wisseler See eröffneten die DLRG-Verbände Nordrhein und Westfalen die Saison.
Am Wisseler See eröffneten die DLRG-Verbände Nordrhein und Westfalen die Saison. © NRZ | Andreas Daams

Lebensretter – das ist ganz wörtlich gemeint. 56 Menschen sind 2021 in NRW ertrunken, doppelt so viele wie im Jahr davor. „Das Problem: Diese Leute sind an nicht beaufsichtigten Freigewässern ertrunken“, erläutert Frank Keminer, Präsident des Landesverbands Westfalen. Menschen ertrinken in Flüssen oder Baggerlöchern, nicht dort, wo die DLRG aufpasst. Die konnte im letzten Jahr nämlich 191 Leben retten. Insgesamt half sie über 5300 mal.

DLRG-Pressesprecher im Kreis Kleve, Frederick Bremer.
DLRG-Pressesprecher im Kreis Kleve, Frederick Bremer. © NRZ | Andreas Daams

Kameradschaft wichtig

Beachtliche Zahlen also. „Eigentlich arbeiten wir alle täglich für die DLRG“, sagt Frederik Bremer. Er ist Pressesprecher der DLRG im Kreis Kleve und mit dabei, seit er ein Kind ist. „Die Grundlagen hat mir mein Vater im Urlaub beigebracht“, erinnert er sich. „Danach habe ich dann bei der DLRG Schwimmen gelernt.“ Wie so viele andere Kinder war er vom Schwimmen fasziniert, hat erst alle Schwimmabzeichen gemacht und sich danach für das Rettungsschwimmen qualifiziert.

„Die Kameradschaft ist ganz wichtig, wir sind Freunde und Familie geworden“, sagt er. Man ist immer zusammen, bis zu 20 Stunden pro Woche nimmt das Ehrenamt in Anspruch. Gleichzeitig tut man etwas Gutes.

Schwimmunterricht für Kinder und Erste-Hilfe-Kurse

Das sehen offenbar auch die mehr als 8300 anderen Ehrenamtler in NRW so. Sie unterrichten Kinder in zahllosen Kursen, sie halten Erste-Hilfe-Kurse ab und bieten zweimal im Jahr für die eigenen Leute eine Sanitätsausbildung an. Und sie beaufsichtigen Bäder wie den Wisseler See, sind aber auch im Klever Sternbuschbad oder im Emmericher Embricana aktiv.

„Sehen Sie zu, dass Ihr Kind Schwimmen lernt“

Am Badesee Wissel haben gleich zwei Ortsgruppen ihre Basis, die Klever und die Gocher. Wer hier am Wochenende Einsatz hat, übernachtet auch hier: „Es gibt nichts Schöneres, als zusammen am See zu frühstücken“, sagt Bremer.„Wir haben über 400 Einsatzstellen in NRW“, berichtet Stefan Albrecht, Präsident des Landesverbandes Nordrhein. Auch er ist vor fast 50 Jahren als Kind zum DLRG gekommen – und geblieben. „Mit Leib und Seele“, wie er betont. Und er appelliert an die Eltern: „Sehen Sie zu, dass Ihr Kind Schwimmen lernt.“ Man geht davon aus, dass 20 Prozent der Grundschulkinder nicht schwimmen können.

Casten Naß, stellvetretender Bürgermeister der Stadt Kalkar, wies beim Festakt auf die wichtige Rolle der DLRG hin: „Wenn wie die nicht hätten, dann hätten wir ein großes Problem.“ Frank Keminer machte noch auf ein weiteres Problem aufmerksam. Vielen Städten fehlt Personal für die Freibäder, einige würden daher vermutlich nicht aufmachen. „Leute weichen dann auf die nicht beaufsichtigten Freigewässer aus“, fürchtet er. Sein Appell ging daher an die Politik: „Halten Sie ausbildungsfähige Bäder und ausreichend Personal vor.“

Matthias Raschke, Leiter des Wisseler Sees, freute sich jedenfalls über die beiden Ortsverbände der DLRG, die in seinem Freibad heimisch sind. „Wir werden im Laufe des Jahres weitere Veranstaltungen mit der DLRG machen, um Mitglieder zu halten und neue zu gewinnen.“ DLRG-Bezirksleiter Jens Janßen gab das Lob zurück: „Uns stehen hier moderne Räumlichkeiten zur Verfügung.“

Die Blaue Flagge für den Wisseler See

DLRG, Wisseler See, Saisonstart der Verbände Nordrhein und Westfalen
DLRG, Wisseler See, Saisonstart der Verbände Nordrhein und Westfalen © NRZ | Andreas Daams

Zum Abschluss des Festakts zum Saisonstart erhielt der Wisseler See zum 26. Mal die Blaue Flagge. Sie steht für ausgezeichnete Wasserqualität, gute Infrastruktur und Sicherheit sowie Umweltmanagement. Insgesamt gibt es 39 Badeseen in NRW mit dieser Auszeichnung. „Der Freizeitpark Wisseler See leistet hervorragende Arbeit“, freute sich Tobias Wamierke vom Verband Blaue Flagge.

Älterer Stand-Up-Paddler drohte zu ertrinken

Bleibt die Aussicht auf einen Sommer, der nach den Wünschen von Frank Keminer am besten ohne viele Einsätze bleibt. Die Erfahrung lehrt, dass dies wohl kaum so sein wird. An einen Fall erinnert sich Frederick Bremer noch sehr gut: Ein älterer Stand-Up-Paddler war im Wasser gefallen, hatte die Orientierung verloren und drohte zu ertrinken. „Wir waren ganz schnell mit dem Boot da, um ihn zu retten“, erzählt Bremer. Ansonsten gebe es am Wisseler See nur selten solche Situationen: „Am Wasser achten die Leute aufeinander, und wir zeigen Präsenz, damit es erst gar nicht zu Unfällen kommt.“